Abo

Zwischen Heumarkt und MelatenfriedhofStadtverwaltung prüft neuen U-Bahn-Tunnel

Lesezeit 4 Minuten
Die KVB hat bereits im Sommer 2016 gezeigt, wie eine U-Bahn zwischen Heumarkt und Neumarkt aussehen könnte.

Die KVB hat bereits im Sommer 2016 gezeigt, wie eine U-Bahn zwischen Heumarkt und Neumarkt aussehen könnte.

Köln – Die Überlegungen zu einem neuen U-Bahn-Tunnel auf der Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Melatenfriedhof laufen seit beinahe einem halben Jahrhundert – seit dem Sommer 2016 nehmen die Stadt und die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) die Pläne wieder konkreter in den Blick. Damals wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, deren erste Ergebnisse jetzt bekannt geworden sind. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Auf welcher Strecke soll der U-Bahn-Tunnel verlaufen?

Das ist bislang noch völlig offen. Die Pilotstudie schlägt insgesamt vier Varianten vor, damit die Stadtbahnlinien 1, 7 und 9 in Zukunft mit drei aneinander gekoppelten Fahrzeugen fahren können statt wie bislang mit nur zwei. Die erste Option sieht vor, die vorhandenen Bahnsteige zu verlängern, den Autoverkehr neu zu ordnen und somit oberirdisch zu bleiben – dabei handelt es sich um die billigste Methode. Eine Variante wäre ein U-Bahn-Tunnel, der hinter der Deutzer Brücke am Heumarkt beginnt und kurz vor dem Neumarkt endet. Bei einer weiteren Variante würde die Stadtbahn erst hinter dem Rudolfplatz wieder aus dem Untergrund auftauchen, bei der längsten Variante sogar erst hinter der Kreuzung Aachener Straße/Innere Kanalstraße am Melatenfriedhof.

Wie teuer wäre der Bau des U-Bahn-Tunnels?

Bei der längsten Variante bis Melaten wäre mit Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro zu rechnen – das betrachten sowohl Verkehrsdezernentin Andrea Blome als auch einige der verkehrspolitischen Sprecher der Ratsfraktionen als unrealistisch. Würde die Variante bis zum Rudolfplatz umgesetzt, wäre das entsprechend günstiger. Ein großer Kostenfaktor wären dabei die Abbiegung der Linie 9 hinter dem Neumarkt in Richtung Universität und der Anschluss der bereits vorhandenen U-Bahn-Station am Neumarkt, da diese im Gegensatz zur Haltestelle am Rudolfplatz überhaupt nicht dafür vorbereitet ist. Die billigste Variante wäre die kürzeste Strecke, bei der die Bahn bereits vor dem Neumarkt an die Oberfläche kommen würde.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Wer bezahlt die Rechnung?

Die Stadt will bereits im März einen Förderantrag beim Bund einreichen. Für die Umsetzung der Varianten wird es entscheidend sein, ob und wie diese förderfähig sind. Dem Vernehmen nach wird erwartet, dass sowohl eine Tunnelführung bis zum Neumarkt als auch eine bis zum Rudolfplatz so bewertet werden, dass die Stadt Fördergelder erhalten würde. Eine Zusage hängt vor allem von dem verkehrlichen Nutzen ab, den ein U-Bahn-Tunnel bringen würde. Die Variante bis zum Melaten-friedhof gilt hingegen zurzeit als eher nicht förderfähig. Die genauen Ergebnisse der Studie zu dieser Frage liegen noch nicht vor.

Was sagt die Verkehrsdezernentin zu den Überlegungen?

„Ich bin froh, dass das jetzt ein Thema ist“, erklärt die neue Verkehrsdezernentin Andrea Blome, die als Leiterin des Verkehrsamts der Stadt Düsseldorf bereits dort erfolglich den Bau der Wehrhahn-Linie begleitet hat. Sie betont, dass sich die Stadt noch nicht auf eine Variante festgelegt hat. „Je länger der Tunnel wird, umso besser wäre das für den Straßenraum“, so Blome. Letzten Endes hänge die Entscheidung von den Kosten und dem zu erwartenden Nutzen ab. Bis zum Sommer sollen die Politiker im Stadtrat eine Vorlage erhalten – Blome wünscht sich einen Beschluss bis Ende des Jahres.

Wie sollen die Straßen für den Auto- und Radverkehr umgestaltet werden?

Die Nordschleife am Neumarkt soll wegfallen, so dass der gesamte Verkehr geradeaus bis zum Rudolfplatz geführt würde. Am Rudolfplatz könnten dann die Fahrspuren für die Autofahrer so gebündelt werden, dass sie in beiden Richtungen über die Richard-Wagner-Straße führen würden. Die Gleise der Stadtbahnen könnten im Gegenzug in beiden Richtungen auf der Aachener Straße verlaufen, die bis zum Aachener Weiher autofrei bliebe – das wiederum würde den öffentlichen Straßenraum aufwerten.

Diese Planungen können grundsätzlich unabhängig davon umgesetzt werden, ob ein U-Bahn-Tunnel gebaut wird oder nicht. Bei einer oberirdischen Lösung müsste allerdings der Neumarkt verkleinert werden, damit die Nordschleife wegfallen kann. Der Grund: Die Stadtbahn benötigt am Neumarkt – wenn drei statt zwei Fahrzeuge aneinander gekoppelt werden – vier Haltestellenanlagen. Entsprechend muss ein größeres Stück des Neumarkts abgeschnitten werden.

Wann könnte die U-Bahn den Betrieb aufnehmen?

Das hängt damit zusammen, für welche Variante sich die Politiker im Stadtrat entscheiden werden. Eine Eröffnung im Jahr 2025 hält Verkehrsdezernentin Andrea Blome für sehr ambitioniert – eher werde es etwas länger dauern.

Wie reagieren die Ratsfraktionen?

Die SPD-Ratsfraktion will die Kölner entscheiden lassen, ob ein weiterer U-Bahn-Tunnel gebaut werden soll und wenn ja, wie lang dieser sein soll. Die CDU hält einen langen Tunnel bis Melaten für zu teuer und begrüßt daher die kurze Variante bis zum Neumarkt. Die Grünen hoffen auf einen schnellen Grundsatzbeschluss, um die Fördermittel des Bundes zu erhalten. Die Linke spricht sich gegen einen U-Bahn-Bau und für eine oberirdische Lösung aus. Die FDP hält einen kurzen Tunnel für nicht zukunftsgerecht und fordert daher die große Variante mit einer U-Bahn bis zum Melatenfriedhof.

KStA abonnieren