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KSTA-AktionKulturSonntag, Der Weg zur Kunst

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Das Atelierhaus Flittard lud zu Malwettbewerb, Konzert und bildender Kunst. (Bild: Rako)

Das Atelierhaus Flittard lud zu Malwettbewerb, Konzert und bildender Kunst. (Bild: Rako)

Rudolf Holzenthal setzt auf Laufkundschaft. Gemächlich schlendert er an diesem bewölkten Sonntagnachmittag zwischen Kölner Oper und Schauspielhaus hin und her und präsentiert den Passanten „Kölns Erste Mobile Bilderschau“. Untergebracht sind die winzigen Bilder in einem tragbaren „Mini-Museum“, kaum mehr als eine aufklappbare Kiste, die dem Künstler an breiten Bändern vor dem Bauch hängt.

Kultur hat sehr unterschiedliche Gesichter - dies bewies einmal mehr der diesjährige KulturSonntag, zu dem der Kölner Stadt-Anzeiger zum sechsten Mal eingeladen hatte. Wie schon in den vergangenen Jahren war die Resonanz groß - bei den Veranstaltern wie beim kulturinteressierten Publikum. An rund 100 Veranstaltungsorten fanden Ausstellungen, Theateraufführungen, Konzerte und Lesungen statt. Und so fiel demjenigen, der möglichst viel mitnehmen wollte vom ebenso umfangreichen wie vielfältigen Programm, die Auswahl schwer.

Für die Musikfreunde dieser Stadt dürfte unbestritten gewesen sein, womit der Tag zu beginnen habe. Selbstverständlich mit dem Oratorienchor Köln in der Philharmonie. Rein und zart erklingt nur wenige Minuten nach elf Uhr in dem abgedunkelten Rund der Halle, in dem die Musikkenner andächtig lauschen, ein erstes „Santa Maria Magdalena“, begleitet von den Bochumer Symphonikern.

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Aber halt, schon bald gilt es, sich zu entscheiden, startet doch um 11.30 Uhr die Kölner Oper mit einem Vortrag über die letzte romantische Oper von Richard Strauß in den Tag. Mehr als 100 Musikliebhaber votieren für die Strauß'sche Romantik und kommen im Foyer der Oper in den Genuss eines lohnenden Vortrages über das Leben und Wirken des betuchten Musikers. Dazu werden zahlreiche Kostproben aus dem Werk des Künstlers serviert.

Weiter geht es, quer durch die Stadt Richtung Nippes. Nicht Musik, sondern Architektur steht hier auf dem Programm. Das Clouth-Gelände an der Xantener Straße gilt es zu besichtigen - eine dichte Menschentraube drängt sich bereits weit vor Beginn der Führung vor dem verschlossenen Tor des Fabrikgeländes. Kinder werden in Wagen herbeigeschoben, viele Besucher haben Kameras dabei, um Fotos zu machen von „diesem einmaligen Stück Kölner Stadtgeschichte“. Im 19. Jahrhundert begründet, im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, in den 50er Jahren wieder aufgebaut, bietet das Gelände Einblicke in die Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich, so ein Sprecher des „Hauses der Architektur“, das die Führung realisierte, habe man eine Veranstaltung zum Thema „Energiearchitektur und Klima“ geplant. Sie scheiterte daran, dass einige Objekte nicht zugänglich waren. Doch die Besichtigung des Clouth-Geländes war alles andere als eine Notlösung - sie entpuppte sich als eine Führung, wie sie besser nicht hätte sein können.

Nicht nur die großen und bekannten, auch viele „kleine“ Veranstalter beteiligen sich mit Lust an diesem KulturSonntag. Die Künstlerin Agii Gosse gehört zu ihnen. Ein Jahr lang hat sie täglich ein kleines Bild gemalt, inspiriert von den Geschehnissen des Tages und angeregt von Zeitungsfotos. Nun präsentiert sie ihren ganz persönlichen Jahreskalender im „Laden 102“ am Gottesweg. Wasser und Wein stehen bereit für die Besucher, die neugierig durch die Tür treten. Darunter auch Menschen aus der Nachbarschaft, die durch den KulturSonntag, sagt Gosse, überhaupt erst von ihrer Existenz erfahren haben. Kunst kann sehr unterschiedliche Gesichter haben.

Manches ließe sich noch berichten von diesem Tag. Zum Beispiel, dass die Resonanz auf eine Veranstaltung im Museum Ludwig zum Leben der Niki de Saint Phalle groß war. Dass sich das Filmforum mittags um zwölf über eine „für diese Tageszeit gut besuchte Vorstellung“ gefreut hat. Und dass Rudolf Holzenthal einen Stapel Ersatzbilder bereithielt, falls einige Exponate des Mini-Museums spontan einen Käufer finden würden.

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