Kulinarisches Universum am heimischen Herd

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„Icoberry-Torte“ kommt in mehreren Folgen der Fernsehserie „Deep Space Nine“ vor. Während die meisten Zuschauer über die Zubereitung rätseln, probieren Kursteilnehmerinnen beim „Kochen à la Star Trek“ das Rezept aus. BILDER: AREND

„Icoberry-Torte“ kommt in mehreren Folgen der Fernsehserie „Deep Space Nine“ vor. Während die meisten Zuschauer über die Zubereitung rätseln, probieren Kursteilnehmerinnen beim „Kochen à la Star Trek“ das Rezept aus. BILDER: AREND

„Klingonische Blutpastete“, eine „Icoberry-Torte“ und vieles mehr bereiteten Teilnehmer eines Kochkurses à la Star Trek“ in der Volkshochschule (VHS) zu.

Bergisch Gladbach - „Ich finde es faszinierend, die unendlichen Weiten des Weltraums mit so etwas Häuslichem wie Kochen zusammenzubringen. Auf diese Art kann man sich diese Weiten einverleiben“, sagt Kursleiterin Helga Schmidt. Sie ist langjähriger Fan der Sciencefiction-Fernsehserie „Star Trek“, gleichzeitig gibt sie verschiedenste Kochkurse. Da lag der Gedanke nahe, die außerirdischen Speisen vom Bildschirm auf den eigenen Tisch zu bringen. Allerdings werden im Film keine Rezepte verraten, und so dachte Schmidt: „Wenn man das Essen im Fernsehen sieht, kann man selbst überlegen, wie man es kochen kann - damit es genauso aussieht und auch noch schmeckt.“ Schmidt hat alle „Star Trek“-Folgen auf Video und sich die dort gezeigten Gerichte ganz genau angesehen. Für 50 davon hat sie sich Rezepte ausgedacht und sie auch schon mehrfach in Kochkursen weitergegeben.

Dass ihr nur „irdische Zutaten des 21. Jahrhunderts“ zur Verfügung stehen, bedauert die passionierte Köchin ein wenig. Die Kursteilnehmer in der VHS sind trotzdem gespannt - neben zwei Zwölfjährigen sind vor allem Frauen und Männer zwischen Mitte 20 und Ende 30 gekommen. Die Sciencefiction-Welt von „Raumschiff Enterprise“ bis zu der neuen „Star Trek“-Serie „Deep Space Nine“ kennen einige in- und auswendig, das erweist sich gleich zu Anfang: Der gelbliche Begrüßungs-Cocktail „Ketracell-White“, der aus Bananen, Vanille-Eis, Buttermilch und Milch gemixt wird, ist selbstverständlich nicht aus Klingonen-Blut, wie ein unbedarftes Gemüt vermutet. „Klingonen haben doch rosa Blut!“, ruft der zwölfjährige Robert fast entrüstet.

Wenig später erklärt Eva Mittler die Rolle von Neelix, dem Bordkoch aus „Raumschiff Voyager“, für kulinarisch interessierte „Star Trek“-Fans steht er ganz im Mittelpunkt: „Er ist ein ganz besonderer Koch“, sprudelt es aus ihr heraus, „er ist auch selbsternannter Moraloffizier - er probiert immer wieder, andere durch sein Essen psychisch aufzubauen.“ Auch dass er sich für „einen der begabtesten Köche des Universums“ halte, ist von ihr zu erfahren, und dass dies leider nicht überall anerkannt werde. Die zweite wichtige Quelle für intergalaktische Gerichte ist „Raumschiff Enterprise“, wo Klingonen mit ihren Speisen immer wieder Aufsehen erregen. „Das klingonische Essen ist besonders fremdartig, weil es lebt und auch sehr viel Blut dabei ist“, erklärt Mittler, während sie die Zutaten für eine „Icoberry-Torte“ verrührt.

Mittler nimmt häufig an Kochkursen teil, meist zusammen mit ihrem Ehemann - nur diesmal nicht: „Bei Star Trek ist mein Mann halt kein Fan. Es gibt auch jedes Wochenende Streit, ob ich das im Fernsehen gucken darf oder nicht.“ Samstags um 17 Uhr und sonntags um 18.15 Uhr ist für die junge Frau Sciencefiction-Zeit, während es den Angetrauten an die frische Luft zieht. Auch wochentags sieht Mittler sich einige Folgen an, wenn der Job es erlaubt. Schon als Kind hätte sie sich gern „Raumschiff Enterprise“ angesehen wie ihre Freundin - doch sie durfte nicht. Als Erwachsene hat sie aber das Versäumte längst nachgeholt.

In der Zwischenzeit haben Christoph Bock und Stephanie Dohms eine Pastete aus „Seltiner Waldpilzen“ bereits fertig. Darin sind getrocknete Pilze, Sahnequark, eine Zwiebel, Salz und Pfeffer verarbeitet. Bock ist nicht ganz zufrieden, es fehlt noch an Geschmack: „Vielleicht könnte man noch Muskat dazutun oder Kümmel.“ Ein anderes Team, Nicole Burg und Sven Schneider, ist noch mit „Hasperat“ beschäftigt - was Schneider als „eine Art bajoranisches Döner“ beschreibt. In der aktuellen Serie „Deep Space Nine“, muss man dazu wissen, ist der Planet Bajor ein wichtiger Schauplatz der Handlung. „Das ist recht einfach zuzubereiten“, sagt Schneider, obwohl er im Kochen nicht sehr versiert ist. Zu Hause führt vorwiegend seine Freundin Nicole den Kochlöffel. Sie hat auch die Idee, dass dem „Hasperat“ noch ein wenig mehr Knoblauch gut tun könnte. Doch auch mit dieser Abwandlung des Rezepts fände sie das Gericht nicht sehr exotisch. Der Geschmack kommt ihr durchaus vertraut vor: „Das hat etwas von Gulasch.“

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