„Tatort“-KritikDrei Fälle und ein harmonisches Ermittler-Duo aus Franken

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Gleich drei Fälle müssen die Kommissare Voss und Wasserscheid in „das Recht, sich zu sorgen“ lösen.

Der Fall – oder besser die Fälle

Als wäre der eine Mordfall nicht genug. Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs) mussten in „Das Recht, sich zu sorgen“ den Tod einer Gastwirtin aufklären. Die lag erwürgt in ihrem Haus. Vom Hauptverdächtigen, ihrem Ehemann, fehlte jede Spur. Und die Tochter gab sich verschlossen.

Doch statt in Ruhe in diesem Fall ermitteln zu können, bat der Chef die beiden Kommissare, nach Würzburg zu fahren. Dort hat seine Bekannte Magdalena Mittlich (Sibylle Canonica) ein Problem. Die Professorin leitet das Anatomische Institut der Uni und einer ihrer Doktoranden hatte einen Schädel gefunden, der nicht zum dem Skelett passte, mit dem er aufbewahrt wurde. Doch wo kam er her? Und wo war der Rest der Leiche? Zu tun hatten die beiden also genug – und dann kampierte vor dem Präsidium auch noch eine Frau, die ihren erwachsenen Sohn vermisste.

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Die Auflösungen

Drei Fälle, drei Lösungen. Die Gastwirtin war – wie gleich zu Beginn vermutet – von ihrem Mann erwürgt worden. Eine heimlich von ihr installierte Kamera hatte den Mord festgehalten und den Täter so überführt.

Der Fall des Schädels gestaltete sich etwas komplizierter. Die Auflösung konnte man allerdings ebenfalls früh erahnen: Agnieszka (Karolina Lodyga), die im Anatomischen Institut putzte, hatte ihren Mann getötet, weil dieser die gemeinsame Tochter Romy mit nach Neuseeland nehmen wollte. Präparator Lando Amtmann (Jan Krauter) hatte ihr geholfen, die Leiche verschwinden zu lassen. Den Schädel hatte er aufgehoben, damit Romy eines Tages den Tod des Vaters beweisen könnte, umso an ihr Erbe zu kommen.

Die vermeintliche Mutter war gar keine. Sie hatte sich den Sohn – und somit auch dessen Verschwinden – nur eingebildet. Paula Ringelhahn sagte ihr dennoch, dass er bei einem Unfall gestorben sei, damit sie nicht mehr warten musste.

Die Kommissare

Es ist nicht leicht, dem scheinbar unendlichen „Tatort“-Kosmos neue, interessante Ermittler hinzuzufügen, bei denen man nicht ständig denkt „Aber die sind doch genauso wie….“ Dass das in Franken ziemlich gut gelungen ist, ließ schon der erste Fall der Kommissare Ringelhahn und Voss erahnen, nun bestätigt sich der Eindruck. Ruhig, unaufgeregt, mit einem feinen Sinn für Humor und einer Spur Melancholie agieren die beiden. Und zwischendrin unterhalten sie sich über das Leben. „Kennst du den Moment, in dem man töten könnte und es dann nicht tut?“, fragt Ringelhahn. „Ist Trauern leichter als Warten?“, will Voss wissen. Die Chemie zwischen Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs stimmt, ihr Spiel ergänzt sich.

Fazit

Eine tote Wirtin, eine sich sorgende Mutter, ein seltsamer Schädel – Drehbuchautorin Beate Langmaack ließ bei den beiden Ermittlern in ihrem zweiten Fall keine Langeweile aufkommen. Dafür, dass drei Fälle zu lösen waren, ging es aber dennoch erstaunlich ruhig, beinahe langatmig voran.

Regisseur Andreas Senn setzte gemeinsam mit Kameramann Holly Fink Franken perfekt in Szene, ohne in alberne Klischees abzudriften. Die Atmosphäre des Krimis stimmte. Dazu trugen ganz wesentlich die Darsteller Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel bei. Sie bereichern den „Tatort“-Kosmos um ein Ermittlerduo, das mit feinem Humor und ein wenig Melancholie auftritt. Und auch die Musik von Fabian Römer fing die Stimmung sehr gut ein.

Die Geschichte konnte da jedoch nicht ganz mithalten. Verschiedenen Episoden in einem Film zu erzählen, ist sicherlich reizvoll, doch so blieb für jede einzelne zu wenig Zeit. Man muss nicht jeden Charakter von allen Seiten beleuchten, aber die Tochter des Gasthaus-Paares wurde erst ausführlich vorgestellt, um irgendwann (bis auf eine kurze Szene am Schluss) in der Versenkung zu verschwinden. Das war schade.

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