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„Von bildnerischer zu darstellender Kunst“Otto Waalkes hatte ganz andere Lebenspläne

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Komiker Otto Waalkes vor eigenen Bildern

Komiker Otto Waalkes vor eigenen Bildern

Köln – Herr Waalkes, Sie spielen in Filmen mit, in denen Lehrerinnen oder Eltern geschrumpft werden. Klingt anarchisch – hatten Sie selbst schon mal den Wunsch, jemanden zu schrumpfen?

Ganz im Gegenteil. Bei mir ist ja alles schon so klein – ich selbst bin so klein, dass ich lieber alles viel größer hätte. Aber so stand es leider nicht im Drehbuch …

Es ist eine kleine Rolle, die Sie in „Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft“ spielen. Wie kam es dazu?

Alles zum Thema Film und Fernsehen

Das ist ja eigentlich nur eine Gastrolle. Sven Unterwalt hat mich gefragt, ob ich dazu bereit wäre – mit Sven habe ich die „Sieben-Zwerge“-Filme gedreht, und da habe ich ihm sozusagen einen Gefallen getan. Aber das Tolle war natürlich, mit Andrea Sawatzki zu drehen, die die Rolle der Hulda Stechbarth spielt. Es ist ja sie, die den Schulgeist eigentlich verkörpert. Mir hat es gut gefallen, neben ihr in so eine Gastrolle zu rutschen, so ein Drehtag hat mir wahnsinnig Spaß gemacht.

Wie war es für Sie, in eine Schule zurückzukehren – auch wenn die im Film nicht echt, sondern nachgebaut ist.

Das ist ja immer Kulisse, das sind Bauten, Riesenstudios: Große Illusion!

Schon klar, ich meinte innerlich. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Schulzeit?

Hah! Ich weiß noch, als ich am ersten Schultag nach Hause zurückkehrte: Mutti, ich kann schreiben! Ja fein, was kannst Du denn schreiben meine Junge? Weiß nicht, kann noch nicht lesen.

Zur Person

Otto Waalkes (69) ist einer der bekanntesten Komiker Deutschlands. Er ist auch als Zeichner, Musiker, Regisseur und Synchronsprecher erfolgreich. In dem Film „Hilfe, ich habe meine Eltern geschrumpft“ der am Donnerstag anläuft, spielt er eine Gastrolle. (ksta)

Wann sehen wir von Ihnen wieder einen richtig großen Film?

Ich bin dabei. Wir arbeiten gerade am Konzept, an Drehbüchern. Den jugendlichen Liebhaber kann ich zwar nicht mehr spielen, aber so ein Zwerg oder Waldkauz oder Bibabutzemann, das liegt mir noch sehr gut. Oder so eine Figur wie Catweazle, so was in dieser Form kann ich mir vorstellen. Demnächst werde ich allerdings erst einmal den Grinch sprechen – sonst habe ich ja „Ice Age“ gemacht, aber jetzt wollen die Amerikaner, dass ich den Grinch spreche (mit tiefer, knarrender Stimme: „Ich will Euch das Weihnachtsfest versauen, hohoho“).

Orientieren Sie sich eigentlich an der Originalfassung, wenn Sie solche Synchronisationen machen?

Ja, auf jeden Fall. In der Regel bekommt man von den Amerikanern die Vorlage, und darauf spricht man den deutschen Text. Bei „Ice Age“ war es allerdings so, dass gerade meine Lispel-Stimme für Sid sehr gut angekommen ist, ich habe ihm also meine eigene Stimme verliehen, die deutsche Fassung war erfolgreicher als alle anderen und deswegen musste ich sogar nach New York und dort bei den Machern vorsprechen. Weil das so gut ankam, mussten dann alle Sprecher aller Länder den Sid auch genauso lispeln wie ich, das war äußerst lustig.

Hätten Sie gedacht, dass die Komödie „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ so ein Erfolg wird?

Nein, das hätte ich nicht so ohne Weiteres gedacht. Ich selbst habe zwar immer einen Hang zu den Zwergen gehabt, aber es gab so viele Zweifel: Männer mit Zipfelmützen, wer soll das lustig finden? Aber ich hab dran geglaubt und immer gedacht, dass, wenn es mir Spaß macht, auch andere Spaß daran finden können.

Was, glauben Sie, machte den Erfolg aus?

Die Zusammenstellung der verschiedenen Comedians, das war ja auch neu, dass jeder eine bestimmte Rolle gehabt hat und trotzdem viel Raum für Improvisation besaß, und zwar innerhalb eines Plots, den man als bekannt voraussetzen konnte.

Sie sind irre lange im Geschäft. Hat sich der Humor über die Jahrzehnte hinweg verändert?

Eigentlich nicht. Er ist angereichert worden, auch durch die gewachsene Zahl der Sender und der Sendungen, dadurch wird auch vielen jungen Leuten ein Forum geboten, die dann sehr erfolgreich werden. So befruchtet man sich gegenseitig. Man arbeitet zusammen bei einem Filmprojekt, oder bei einer Show, da kommen ganz verschiedene Stilrichtungen zusammen.

Sie selbst sind auch noch unterwegs. Wie ist das?

Ich komme gerade von einer großen Tournee, „Holdrio again“, und ob das Ganze mittlerweile Legendencharakter hat? Keine Ahnung, aber die Säle waren voll, es gab eine Fernsehshow, das war das hammergeilste Jahr, das ich je gehabt hab.

Irgendwie sind Sie Ihr eigener Mythos, oder nicht?

Kann schon sein. Das war nie meine Absicht, ich wollte ja Kunstlehrer werden. Aber ich weiß nicht, ob das je geklappt hätte. Mittlerweile könnte ich mir die Schule kaufen. Aber wer will das schon, ständig Hausaufgaben machen.

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Was hat Sie vom rechten Weg abgebracht?

Ich habe während des Studiums versucht, dieses zu finanzieren, und bin in kleinen Clubs aufgetreten. Da habe ich eine gewisse Popularität erreicht, es kam sogar zu einer Schallplatte: Während meines Studiums! Ich habe die Plakate selbst geklebt und die Stadt damit verseucht, und so bin ich von der bildnerischen zur darstellenden Kunst hinübergeschlupft.

Stimmt es, dass ein Charakteristikum Ihrer Auftritte war, dass Sie sich dauernd entschuldigt haben?

Ja, wenn ich auf der Bühne versucht habe, so ein bisschen Blues zu spielen oder Bob Dylan, und dann ist mir das Mikrofon runtergefallen und ich habe mich entschuldigt, und so gehörte die Entschuldigung bald zu den Liedern, eine Masche, mit der ich weitergemacht habe. Bisschen komisches Talent muss man schon haben.

Aber bis zum Durchbruch hat es noch etwas gedauert?

Klar, ich habe meine Sachen aufgenommen und bin damit zu den Plattenfirmen, damals in Hamburg in den 70er Jahren. Aber die waren nicht interessiert: Nicht marktgerecht genug, und so weiter. Dann habe ich die Sachen gedruckt und Cover gemalt und das in die Läden gelegt, und als das wie verrückt lief, kamen die Plattenfirmen, und ich konnte Forderungen stellen.

Und jetzt finden Sie sich auch auf Youtube wieder …

Ist doch wunderbar, ein kostenloser Werbeträger! Man muss mit den Medien arbeiten, wir sind auch auf Facebook, Twitter. Und auf Instagram kann ich sogar meine Gemälde posten, perfekt!

Das Gespräch führte Frank Olbert

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