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ARDTchibos Helene-Fischer-Kollektion fällt im Markencheck durch

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tchibo markencheck ard 2516

 Mehr als die Hälfte seines Umsatzes macht das Unternehmen mit „Schnäppchen“, nicht mit Kaffee.

Kein deutscher Haushalt ist frei von ihnen, jeder kennt die Marke: Tchibo-Produkte begegnen einem auf Schritt und Tritt. Küchenhelfer, Tischset, Jogginghose, Thermoskanne oder Handtücher, die Produktpalette des Kaffeerösters ist breit und wird nie langweilig, denn sie wechselt von Woche zu Woche.

Das Filmteam des ARD-Markencheck wollte es genauer wissen und hat das Unternehmen mit Filialen in elf Ländern genauer unter die Lupe genommen. Schon längst kommen die Läden als  „Gemischtwarenladen mit angeschlossenem Kaffeeausschank“ daher, und so bildete der Test von Kleidung und Elektrogeräten auch einen Schwerpunkt im ARD-Markencheck.

BH hält nicht, Shirt verblasst

Um das ernüchternde Fazit vorwegzunehmen: Wirkliche Schnäppchen gibt es bei Tchibo nicht, und die Qualität, besonders der Kleidung, lässt zu wünschen übrig. Die groß beworbene Helene-Fischer-Kollektion wartet mit schnell verblassenden und löchrigen Oberteilen auf, die es besser und günstiger bei Kik zu kaufen gibt. Der Tchibo-BH „hält nicht, was er halten soll“, so eine Testerin nach dem Schütteltest. Und auch die H&M-Jeans ist billiger und bequemer als Helenes Hose.

Dann der Minion-Schock: Das Plastikspielzeug weist einen extrem hohen Naphthalinwert auf, stellt sich im Labor heraus. Dieser Stoff ist gesundheitsgefährdend – Tchibo ruft die gelbe Figur zwei Tage vor Ausstrahlung der Sendung zurück. Der aufblasbare und ferngesteuerte „Kevin“ wird zudem unter dubiosen Bedingungen in China produziert, stellt sich später heraus.

Geräte und Kaffee im Test

Etwas besser als Kleidung und Spielzeug schneiden die Elektrogeräte im Vergleich zu Billigprodukten ab. Die Heckenschere schneidet Hecken, der Fön stinkt weniger als der Billig-Fön. Aber was ist mit Staubschwert, Fusselrasierer und Jalousienreiniger? Erfindungen dieser Art sind typisch für Tchibo . Hier ist man darauf spezialisiert, Dinge zu verkaufen, von denen man nicht wusste, dass man sie braucht. Nett, aber mit Lappen oder Schere kommt man sicherlich auch ans Ziel.

Zur Kontrolle der Produktionsbedingungen reist das Team nach China. In den Fabriken herrschen offenbar keine katastrophalen Bedingungen, jedoch werden Schutzmaßnahmen oft missachtet. Arbeiterinnen tragen keinen Mundschutz gegen den Textilstaub, an Schneidemaschinen wird mit ungeschützten Händen, an Drehbänken ohne Brille gearbeitet. Schwere Unfälle sind so programmiert. Die  Maßnahmen seien freiwillig, heißt es. Tchibo will hier die Arbeiter weiter „sensibilisieren“.

Neue Kapselmaschine Qbo im Test

Ach ja, Kaffee gibt es bei Tchibo ja auch noch. Wie sieht es mit dessen Qualität aus? Als Versuchskaninchen dienen die Mitarbeiter der Kreisverwaltung Mettmann. Hier bricht bei der Blind-Verkostung fast ein Glaubenskrieg zwischen Liebhabern der milderen (Tchibo) und der kräftigen (Aldi) Geschmacksrichtung aus. Letztlich siegt das teurere Tchibo-Produkt knapp. Und auch im Labor kann Tchibo bestehen: Wo 100 % Arabica draufsteht, sind auch tatsächlich nur Arabica-Bohnen drin. Nur der Acrylamidgehalt ist unbefriedigend.

Auch das neueste Produkt aus dem Hause Tchibo hat das Team getestet: Die Kapselmaschine Qbo wartet mit coolem Design und App-Steuerung auf. Das 300 Euro teure Gerät soll den Umsatzrückgang beim Hamburger Unternehmen stoppen. Ob das gelingt, ist aber fraglich. Eine Kapsel kostet 37 Cent, und außer Espresso kann die Maschine nichts. Zum Geschmack stellt ein Kaffee-Sommelier trockenfest: „ausreichend lecker“.

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