Art.Fair verlässt KölnKunstmesse will in Düsseldorf größer werden

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Die Sonderausstellung Bernd Reiter „Ironie des Schicksals“.

Köln – Die Macher der weltweit größten Kunstmesse Art Basel verhandeln mit der Kölner Art.Fair über eine gemeinsame neue Kunstmesse in Düsseldorf. Mit einer „Art Düsseldorf“ wird die Rivalität der rheinischen Metropolen um eine Facette reicher: Die „Art Düsseldorf“ wird mit der größten Kunstmesse Deutschlands Art Cologne und der kleineren Kölner Cofa Contemporary um Aussteller und Sammler aus der Region konkurrieren.

Unabhängig vom Ergebnis der Verhandlungen über einen Einstieg der Schweizer Messeveranstalter haben nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Kölner Art-Fair-Macher bereits entschieden, die Stadt zu verlassen. Im November 2017 werden sie erstmals unter dem neuen Namen „Art Düsseldorf“ auf dem Areal eines ehemaligen Stahlwerks ihre Messe organisieren.

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Die Kunstmesse, die am Sonntag endet, wird somit nach 14 Jahren zum letzten Mal in Köln stattfinden. Die Stadt verliert eine große und attraktive Veranstaltung, die nicht nur mit ihrem Kunstangebot, sondern auch ihrem Rahmenprogramm Zehntausende Besucher lockte.

Bessere Konditionen, zahlungskräftigeres Publikum

Gründe für den Umzug sind offensichtlich bessere Konditionen, die Aussicht auf ein zahlungskräftigeres Publikum, aber auch ein nicht einfaches Verhältnis zur Kölnmesse, in deren Deutzer Hallen die Art.Fair in letzten Jahren stattfand.

Zuletzt war auch auf Wunsch der städtischen Wirtschaftsförderung und Politik versucht worden, eine engere Kooperation der Kölner Kunstmessen zu erzielen. Entsprechende Gespräche führten zu keinem Erfolg. Aus Sicht der Kölnmesse sei „die Schnittmenge gemeinsamer strategischer Ziele für eine weitere Zusammenarbeit nicht groß genug“ gewesen, sagte Unternehmenssprecher Guido Gudat auf Anfrage.

„Neues Portfolios von führenden regionalen Kunstmessen“

In den Augen der Veranstalter der Art Basel, der Schweizer MCH Group, scheinen die Art-Fair-Macher durchaus solch ein strategischer Partner zu sein. Die MCH Group beabsichtigt den Aufbau eines „neuen Portfolios von führenden regionalen Kunstmessen“. Ziel ist offensichtlich der Aufbau eines internationalen Netzwerks mit kleineren Messeanbietern. Ein erster Kooperationsvertrag wurde im September dieses Jahres mit der India Art Fair abgeschlossen.

Dort hat sich die MCH Group als Mehrheitsaktionär eingekauft. Wie die Beteiligung an einer „Art Düsseldorf“ aussehen könnte, sei noch offen, sagte MCH Sprecher Christian Jecker. Zur möglichen Konkurrenz mit der Art Cologne sagte er: „Wir richten unsere Strategie nicht an den Mitbewerbern aus.“ Das Ziel sei, im internationalen Kunstmarkt „noch stärker Fuß zu fassen“.

Mit offenen Armen in Düsseldorf empfangen

Eine Kooperation mit den Veranstaltern der weltweit größten Kunstmesse, der Art Basel, könnte ihr gleich zum Start viel Gewicht verleihen. Die schweizer Veranstalter der Art Basel, die MCH Group, und die Art Fair Macher Andreas Lohaus und Walter Gehlen bestätigten, dass man miteinander verhandele.

Dabei geht es offensichtlich auch um einen finanziellen Einstieg der MCH Group in die „Art Düsseldorf“. er weltweit größten Kunstmesse, der Art Basel, könnte ihr gleich zum Start viel Gewicht verleihen. Die schweizer Veranstalter der Art Basel, die MCH Group, und die Art Fair Macher Andreas Lohaus und Walter Gehlen bestätigten, dass man miteinander verhandele. Dabei geht es offensichtlich auch um einen finanziellen Einstieg der MCH Group in die „Art Düsseldorf“.

Schillerndes Event, Party-Hotspot und Szene-Treff

Die so umgetaufte Art Fair wird im nächsten Jahr auf dem Areal Böhler, einem ehemaligen Stahlwerk, stattfinden. Damit kehren die Kölner Messemacher wieder zurück zum Konzept, das die Originalität und Unterscheidbarkeit ihres Angebots garantierte. Denn die Art.Fair sollte nicht nur eine Verkaufsveranstaltung für Kunstwerke sein, sie war immer auch ein schillerndes Event, Party-Hotspot und Szene-Treff.

„Düsseldorf liegt vor Köln“

Veranstaltungsorte wie das Mülheimer Palladium, die Hallen der Expo 21 am Krefelder Wall oder auch das alte Gemäuer des Deutzer Staatenhauses haben den Charme der Art.Fair geprägt. Mit dem Umzug in die kühlen Kölner Messehallen ging aus Sicht vieler Besucher etwas von diesem Flair verloren.

„Wir werden in Düsseldorf mit offenen Armen empfangen“, sagt Andreas Lohaus, der zusammen mit Walter Gehlen vor 14 Jahren die Art.Fair erfand. Man habe Standort-Analysen machen lassen. Das Ergebnis: „Düsseldorf liegt vor Köln. Wir reisen unserem Sammlerpublikum etwas entgegen, ohne unser Kölner Publikum aufzugeben.“ Der Weg nach Düsseldorf sei schließlich ein kurzer.

Man scheide in Frieden „ohne Kampfansage“

Gehlen und Lohaus sind darum bemüht, den Aspekt der Konkurrenz der rheinischen Rivalen nicht zu betonen. Die Messetermine würden weit auseinander liegen, die Profile blieben unterschiedlich, außerdem sei es sowieso an der Zeit, regionaler zu denken. Verantwortlichen in der Stadtverwaltung oder in der Kölner Politik sei kein Vorwurf zu machen, sagen die beiden.

Man scheide in Frieden „ohne Kampfansage“. Tatsächlich ist es in den vergangenen Jahren hinter den Kulissen aber nicht immer so friedlich zugegangen. Nachdem die Art Fair vor drei Jahren das Deutzer Staatenhaus räumen musste, weil die Stadt den Weg für ein immer noch nicht im Bau befindliches Musicaltheater frei machen wollte, prägte ein kompliziertes Verhältnis mit der Kölnmesse als neuem Partner und Vermieter die Arbeit.

Die Verantwortlichen der großen Art Cologne hatten wenig Spaß an dem kleineren, unkonventionellen Messehallennutzer, heißt es aus mehreren Quellen. Dem Wunsch der Wirtschaftsförderung der Stadt, sich um die Art Fair zu kümmern, sei die städtische Messegesellschaft zeitweise nur höchst widerwillig nachgekommen.

Unterschiedlichen „Kulturen der Organisationen“

Anstatt engere Formen der Kooperation zu suchen, entwickelte die Kölnmesse zusätzlich zu ihrer Antiquitäten-Kunst-Messe Cologne Fine Art eine parallel laufende Messe für zeitgenössische Kunst, die Cofa Contemporary. Wie man aus dem Umfeld des Aufsichtsrats der Kölnmesse hört, macht die Kölnmesse mit diesen Aktivitäten einen nennenswerten Verlust. Ein Insider kritisiert „versteckte Subventionen“.

Summiert man die Verluste der Cologne Fine Art aus den vergangen Jahren, komme man auf einen Millionenbetrag. Vor diesem Hintergrund sei es sinnvoll, nach Synergien und Kooperationen zu suchen. Eine Zusammenarbeit mit der Art Fair sei eine naheliegende Idee gewesen. Die Kölnmesse bestätigt, dass es entsprechende Gespräche gegeben habe. Man sei aber zu keinem Ergebnis gekommen. Dass die Cologne Fine Art Millionenverluste mache, sei nicht korrekt.

Fragt man Lohaus und Gehlen nach dem Verhältnis zur Kölnmesse, sprechen sie vorsichtig von unterschiedlichen „Kulturen der Organisationen“. Vielleicht habe der „richtige Wille“ zur Zusammenarbeit bei der Kölnmesse gefehlt. Unter anderen Umständen hätte man sich durchaus vorstellen können, in Köln zu bleiben. Nachtreten wollen sie aber nicht. Den Standortwechsel sehe man als „als konsequenten Schritt auf dem Weg, sich als eine der führenden Kunstmessen in Deutschland zu etablieren.“ 

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