Auf FacebookDrehbuchautor Haynes über herzzerreißendes Treffen mit Roger Moore

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Roger Moore

Roger Moore bei den Dreharbeiten zu einem James Bond Film im Jahr 1984.

Einen Tag nach dem Tod von Roger Moore macht im Netz eine herzerweichende Anekdote über den britischen Schauspieler die Runde. Der britische „Independent“, das Boulevard-Blatt „Sun“ und auch der US-Fernsehsender CNN berichten über das Erlebnis, das der Londoner Drehbuchautor Marc Haynes als kleiner Junger mit dem Mimen hatte, der am Dienstag im Alter von 89 Jahren gestorben ist. Haynes hat seine Geschichte via Facebook publik gemacht. Wir übersetzen seine Geschichte:

„Als siebenjähriger Junge war ich etwa 1983, in einer Zeit, in der es noch keine Erste Klasse-Lounge in Flughäfen gab, mit meinem Opa am Flughafen von Nizza und sah Roger Moore, der Zeitung lesend am Abflug-Gate saß. Ich sagte meinem Opa, dass ich gerade James Bond gesehen hätte und fragte ihn, ob wir zu ihm gehen könnten, damit ich sein Autogramm bekäme.

Mein Opa wusste weder wer James Bond noch wer Roger Moore war. Wir gingen also rüber, er platzierte mich mit meinem Flugticket direkt vor Roger Moore und sagte: „Mein Enkel sagt, Sie seien berühmt. Könnten Sie das hier unterschreiben?“

Nicht „James Bond“ als Unterschrift

Roger, so charmant, wie Sie es erwarten würden, fragt nach meinem Namen und gibt mir bereitwillig ein Autogramm auf der Rückseite meines Flugtickets, zusammen mit jede Menge guten Wünschen. Ich bin total aufgeregt, aber als wir zu unseren Sitzen zurückkehren, werfe  ich einen Blick auf seine Unterschrift.

Sie ist schwer zu entziffern, aber definitiv steht da nicht „James Bond“. Mein Opa schaut sie sich an, ist sich einigermaßen sicher, dass dort „Roger Moore“ steht – ich habe überhaupt keine Ahnung, wer das ist, und mir wird bang ums Herz. Ich sage zu meinem Opa, dass Bond sich mit seiner Unterschrift vertan hat, dass er den Namen von jemand anderem genommen hat – und mein Opa geht also zurück zu Roger Moore mit dem Ticket in der Hand, das dieser gerade unterschrieben hatte.

Moore spielt seine Rolle vor Haynes

Ich erinnere mich, dass ich bei unseren Sitzplätzen geblieben bin und meinen Opa sagen hörte: „Er hat gesagt, Sie haben mit dem falschen Namen unterschrieben. Er sagt, Ihr Name sei James Bond.“ Die Falten, die Roger Moores Gesicht in diesem Augenblick warf, waren Falten voller Verständnis und er rief mich zu sich herüber. Als ich an seinem Knie angekommen war, beugte er sich vor, schaute nach rechts und nach links, hob eine Augenbraue und flüsterte mir zu: „Ich muss mit Roger Moore unterschreiben, weil sonst… Blofeld herausbekommen könnte, das ich hier bin.“

Er bat mich, niemandem zu sagen, dass ich gerade James Bond gesehen hätte und bedankte sich bei mir, dass ich sein Geheimnis für mich behielt. Ich ging total aufgeregt zu unseren Sitzen zurück. Mein Opa fragte, ob er denn jetzt mit James Bond unterschrieben habe. Ich sagte: Nein, und dass ich mich geirrt hätte. Ich arbeitete jetzt mit James Bond zusammen.

Haynes und Moore treffen Jahre später erneut zusammen

Viele, viele Jahre später: Ich war 30 und arbeitete als Drehbuchautor an einer Aufnahme für Unicef und Roger Moore stand als Botschafter des UN-Kinderhilfswerks vor der Kamera. Er war wundervoll und während die Kameraleute ihr Gerät aufbauten, erzählte ich ihn im Vorbeigehen die Geschichte, als ich ihm am Flughafen von Nizza getroffen hatte. Er freute sich über die Geschichte, kicherte und sagte: „Also, ich erinnere mich nicht an die Begebenheit, aber ich freue mich, dass Sie James Bond getroffen haben.“ Das war nett.

Kurz darauf hat er aber etwas absolut Tolles gemacht. Nach dem Dreh ging er auf dem Weg zu seinem Auto an mir vorbei – aber als er auf meiner Höhe war, schaute er in beide Richtungen, hob eine Augenbraue und flüsterte mir zu: „Natürlich erinnere ich mich an unser Treffen in Nizza. Aber ich habe drinnen während der Aufnahme nichts gesagt wegen der Kameraleute – jeder von denen könnte für Blofeld arbeiten.“

Ich war mit 30 so begeistert von ihm wie ich mit sieben war. Was für eine Mann. Was für ein fantastischer Mann.“

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