Beste Show der WeltJoko und Klaas klauen sich das Beste aus dem Fernsehen zusammen

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  • Joko und Klaas haben in ihrer neuen Samstagabendshow die beste Show der Welt gesucht.
  • Die beiden Moderatoren präsentierten jeweils vier Showideen, die Zuschauer im Studio entscheiden per Fernbedienung, ob sie zuschauen oder wegschalten.

„Die beste Show der Welt“ – Mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf werden bei ProSieben keine kleinen Brötchen mehr gebacken. Das Größte, das Beste muss es sein. Nun wird also erstmals die beste Show der Welt gesucht. Haben Joko und Klaas sie gefunden? Das war die neue Samstagabendshow von ProSieben:

Die Ausgangslage

Stefan Raab ist von den Bildschirmen verschwunden, der Quotengarant „Schlag den Raab“ damit Vergangenheit. Die Verantwortlichen von ProSiebenSat.1 mussten für den Samstagabend ein neues Showformat entwickeln und klar war nur: Die zwei unzertrennlichen Joko und Klaas übernehmen den Job. Anstatt selber ein originelles Konzept für eine erfolgreiche Unterhaltungssendung zu entwickeln, haben die Produzenten die Suche nach dem richtigen Showformat zum Thema der Sendung selbst gemacht.

Joko und Klaas präsentieren bei „Die beste Show der Welt“ jeweils vier Showideen, die Zuschauer im Studio entscheiden per Fernbedienung, ob sie zuschauen oder wegschalten. Ist die Quote zu niedrig, wird die entsprechende Show sofort abgesetzt. Die Showidee mit der höchsten Quote gewinnt.

Die Showformate Runde 1

Joko startet mit der „Yes or No Show“. Alles erinnert hier an die Klassiker der Samstagabendunterhaltung aus den 60er und 70er Jahren, Joko moderiert sogar mit einem altmodischen Stabmikrofon. Das Format ist eine Mischung aus einer x-beliebigen Quizsendung und der „Traumhochzeit“. Ein Pärchen, Kerstin und Thomas, stellt sich gegenseitig Fragen. Der Clou: Bei der fünften Frage hält Thomas um Kerstins Hand an. Sie sagt ja. Joko weint. Bosse singt. Noch in der Show findet die Heirat statt. „Dat war schön“, lautet zumindest Klaas’ Fazit. Stimmt, mehr aber auch nicht.

Die „David Flame Show“ ist Klaas’ erstes Showkonzept. Er zeigt Magie á la David Copperfield und Hans Klok, zaubert eine Bowlingkugel herbei, lässt Assistentin Palina Rojinski schweben und versucht sich als Entfesselungskünstler. Es ist im ersten Moment sogar beeindruckend, wie er aus einem Sarg entkommt und Sekunden später am anderen Ende des Studios steht. Neu ist das nicht. In den 90er Jahren kam ähnliches alle paar Wochen im Fernsehen. Was man hier vor allem lernen kann: Ist man nur Entertainer genug, kann wohl jeder zum Magier werden.

Die Showformate Runde 2

Bei Jokos zweiter Show, „Dürften wir?“, arbeitet Matthias Schweighöfer als Außenmoderator und steht in der Wohnung der zwei Teilnehmer. Im Studio bietet Joko den Kandidaten Geld dafür, dass sein Komplize mit der Wohnung Schindluder treibt. Für 2700 Euro lassen die Teilnehmer Schweighöfer einen Bauernhof in ihr Bad bauen, er wühlt in ihren Schränken, macht aus einem Schlafzimmer eine Disco, grillt im winzigen Wohnungsflur und mauert eine Zimmertür zu. Das ist klassische Joko-und-Klaas-Unterhaltung und würde genauso in wohl jede ihrer bisherigen Sendungen passen.

„Der beste Preis der Welt“ ist eine Gameshow und Klaas’ zweites Showformat. Wer es schafft, zwei von drei Spielen gegen Klaas zu gewinnen, bekommt einen besonderen Preis. Jener für die nicht zufällig ausgewählte Kandidatin Katharina: Sie wird zum ersten Mal seit fünf Jahren ihren großen Bruder wiedersehen, der in Kolumbien lebt. Verliert sie, wird der Bruder angeblich mit dem Taxi sofort zum Flughafen fahren. Die Spiele, die sie spielen, sind typische „Schlag den Raab“-Herausforderungen. Schon wieder nichts Neues. Am Ende gewinnt Klaas und Katharina sieht darf trotzdem ihren Bruder treffen. Und Joko weint vor Freude schon wieder.

Die Showformate Runde 3

Eine japanische Spielshow ist Jokos dritte Wahl und diesmal lässt er Klaas als Joker mit antreten. Klaas trägt ein pinkes Tintenfischkostüm, Joko zieht ihm eine Plastikfolie über den Kopf, knallt ihm Cupcakes ins Gesicht. Um die beiden herum moderiert ein verrückter Japaner und grellperückte Frauen tanzen. Klaas versteht den Sinn dahinter nicht, die Zuschauer wohl ebenfalls nicht. Selbst der Name der Show geht im Chaos unter. Im deutschen Fernsehen gab es so etwas sicher noch nicht, es wird wohl auch das erste und letzte Mal bleiben. Die Zuschauer senken die Quote immer weiter bis die Show abgesetzt wird.

„Höhenangst – die Show“ – Klaas’ dritte Wahl ist einzig und alleine dafür gemacht, seinen von Höhenangst geplagten Gegner Joko zu quälen, denn auch er zieht den Joker. Joko muss auf ein Klettergerüst und für einen Studiogast Geld sammeln, während ihn Windmaschinen und ein Adler traktieren. Klaas macht Joko nicht zum ersten Mal mit dessen Höhenangst fertig. Selbst bei „Die beste Show der Welt“ wird gezeigt, dass es das schon etliche Male gegeben hat. Das ist bestenfalls langweilig, im Grunde einfach nur ausgelutscht.

Die Showformate Runde 4

Joko kündigt an: „Das hat man im deutschen Fernsehen noch nie gesehen.“ Und es ist wirklich mal etwas Neues. „Game of Drones“ ist ein Drohnenrennen mit professionellen Piloten. Die Studiozuschauer können Geld auf die Piloten setzen, was die Show zu einer sehr modernen Variante von Hunderennen macht. Das Rennen ist spannend, es gibt Unfälle und Überholmanöver. Der Innovationspreis geht bis jetzt an Joko, denn die Idee ist neu. Auch Klaas sagt: „Das fand ich nicht schlecht.“ Interessant sind die Drohnenrennen zwar, Showpotenzial ist allerdings kaum gegeben.

„Ich mache etwas, was im Fernsehen immer gut ankommt. Tierwelpen.“ Klaas will auf Nummer sicher gehen. „Kein Herz für Tiere“ heißt sein letzter Trumpf. „Lets Dance“-Juror Jorge Gonzalez, der ehemalige Dschungelcamper Rolfe Scheider und Palina Rojinski müssen Katzenbabys beobachten ohne eine Miene zu verziehen und anschließend junge Hasen, Hunde und Schweine beleidigen. Das schwankt zwischen putzigen Bildern und schmutzigen Witzen. Im Studio fragt sich das Publikum wohl, was es gerade wirklich Sinnvolles machen könnte und setzt die Show ab.

Die beste Show der Welt

„Dürften wir?“ erreicht eine Einschaltquote von 85 Prozent, ist damit die beste Show der Welt und beschert Joko den Großen Deutschen Fernsehpreis, eine XL-Kopie des Deutschen Fernsehpreises.

Treffendster Satz des Abends

„Ich komme mir ein bisschen vor wie bei Wetten dass...?“ – Matthias Schweighöfer bei seiner Schalte.

Wer schafft es, dem Fernsehen zu altem Glanz zu verhelfen?

Das fragte ProSieben im Internet bei der Ankündigung von „Die beste Show der Welt“. Die Antwort: Joko und Klaas sind fantastisch darin, den alten Glanz des Fernsehens wieder aufleben zu lassen. Es gab fast nichts, was nicht schon vorher irgendwann mal zu sehen war.

Alter Glanz war reichlich vorhanden und sogar durchaus unterhaltsam. Was nicht auftauchte: ein Showkonzept, das zukünftig alleinstehend funktionieren könnte. „Die beste Show der Welt“ ist ein hin und wieder kurzweiliger Sampler der deutschen Show-Vergangenheit, eine Hommage an die Ideen vergangener Zeiten, oft aber einfach nur langweilig und ermüdend.

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