Deutscher MusikpreisJan Böhmermann rechnet mit dem „Echo“ und deutscher Popmusik ab

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Jan Böhmermann im Studio

Jan Böhmermann

Kurz vor der diesjährigen Echo-Verleihung rechnet Jan Böhmermann (36) mit dem Preis und mit der deutschen Popmusik ab, das berichtet „Die Welt“.

Bereits nach der Verleihung der „Goldenen Kamera“ platzte ihm der Kragen und er meinte: „Ich habe mich zwischenzeitlich in ein türkisches Gefängnis gewünscht, weil ich gedacht habe, es ist vielleicht unterhaltsamer und vielleicht ein kleines bisschen spannender. Ich habe die ganze Zeit dagesessen und mich nur gefragt: Warum, warum, warum?“

Kommt jetzt wohl passend zu jeder Preisverleihung auch eine Böhmermann-Kritik?

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„Revival des Schlagers unter falscher Flagge“

Die Popmusik suche seit Jahren „ein ganz großes Revival des Schlagers unter falscher Flagge“ heim, beschwerte sich der Satiriker in einem Video, welches er auf dem Youtube-Kanal seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ veröffentlichte.

Der wichtigste deutsche Musikpreis würde viel zu oft „seelenlose Kommerzkacke“ ehren, so Böhmermann im Video.

Deutsche Popmusik gleicht Schlager

Die deutsche Popmusik sei außerdem in den vergangenen Jahren kaum noch vom Schlager zu unterscheiden: „Gefühle abklappern, Trost spenden, Tiefe vorgaukeln, Millionen erreichen und verdienen und dabei immer schön unpolitisch und abwaschbar bleiben.“

Dabei bekommt vor allem Sänger Max Giesinger mächtig sein Fett weg: Seine Songs würden sich vor allem durch leere Songtexte und unverfängliche Inhalte auszeichnen.

„Bio-Musik aus industrieller Käfighaltung“

Den Hörern würde damit das Gefühl vermittelt, wenn sie diese Musik hören, täten sie etwas Gutes. In Wirklichkeit aber handele es sich um „Bio-Musik aus industrieller Käfighaltung“, so Böhmermann.

Neben dem „Heile-Welt-Getue“ kritisierte Böhmermann aber auch die Schleichwerbung in Musikvideos und fragte: „Ist der Echo eigentlich der Preis der deutschen Musikindustrie oder der Preis der deutschen Industriemusik?“

Der Moderator zeigte unter anderem ein Musikvideo von „Glasperlenspiel“, in dem ein Staubsauger von „AEG“ benutzt wird.

Parodie erobert die iTunes-Charts

Insgesamt dauert das Video volle 20 Minuten. Zum Ende parodiert Böhmermann alias Jim Padzko feat. Jan Böhmermann die „deutschen Pop-Poeten“ mit einem eigenen Song.

Und dieser Popsong ist natürlich kein einfacher. Der Songtext wurde von Affen aus dem Gelsenkirchener Zoo zufällig zusammengestellt. Er besteht aus Tweets, Werbeslogans, Textzeilen von aktuellen Popsongs und Kalendersprüchen. Die Affen seien sogar als Textdichter bei der Gema angemeldet.

Böhmermann dazu: „Ich mache das sonst nicht, aber bitte helfen Sie uns diesen Song in die Charts zu bringen“, sagte er. Er habe ein Ziel: „Dass nächstes Jahr beim Echo 2018 der wichtigste Preis der deutschen Musikindustrie an fünf Schimpansen aus dem Gelsenkirchener Zoo verliehen wird.“

Der Song schaffte es am Donnerstag sogar zwischenzeitlich auf Platz fünf der deutschen iTunes-Charts.

Dieser Artikel erschien zuerst bei „Express“.

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