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Doku über die KanzlerinArte und MDR widmen sich dem Rätsel Angela Merkel

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Angela Merkel in einem TV-Interview.

Angela Merkel in einem TV-Interview.

Berlin – Das letzte Wort hat Angela Merkels einstiger Klassenlehrer. „Ich werde nie etwas Schlechtes über sie sagen. Niemals. Aber ich werde sie auch nicht wählen“, sagt Wolf Donath. Es ist der etwas ernüchternde Schluss des Dokumentarfilms „Angela Merkel – die Unerwartete“, deren Autoren wie so viele Biografen zuvor noch einmal den Versuch unternehmen, das Rätsel dieser Frau zu lösen.

Sie wollten weder eine Hymne noch eine Grundsatzkritik liefern, sagt Matthias Schmidt, einer der beiden Filmemacher, bei der Vorstellung des vom MDR in Zusammenarbeit mit Arte produzierten Dokumentarfilms. Es sei ihnen um eine analytische Betrachtung gegangen, die Herkunft, Leben und Karriere der CDU-Vorsitzenden der Frage unterwirft: Warum ist sie so geworden?

Merkel besonders durch den Begriff „unerwartet“ gekennzeichnet

Dazu dient die im Filmtitel festgehaltene These, dass Angela Merkel in besonderem Maße durch den Begriff „unerwartet“ gekennzeichnet sei. Der unerwartete Fall der Mauer, die nicht erwartete Karrierefrau aus dem Osten, ihre unerwarteten Schachzüge in der Politik. Der Film folgt dem Weg Angela Merkels. Interessant ist, dass dies nicht auf chronologische Weise geschieht, sondern historische Wegmarken mit der aktuellen Rolle der Kanzlerin gegengeschnitten werden. Das ist ein Überraschungseffekt, der den Film immer wieder spannend macht. Er konnte gelingen, weil Merkel erst nach Fertigstellung der Dokumentation zu einem längeren Interview bereit war. So kann sie zu gezeigten Szenen Stellung nehmen, es entsteht eine Art Dialog. Einen anderen Reiz bieten die eingestreuten Statements von Wegbegleitern und Zeitzeugen wie Roland Koch und Edmund Stoiber, Franz Müntefering und Sahra Wagenknecht.

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Wie schwer es ist, Merkel richtig zu begreifen, zeigen Versuche der Medien, passende Bilder für sie zu finden. Innerhalb weniger Wochen erscheinen im Sommer und Herbst 2015 Magazintitel, die sie erst als Eiskönigin bezeichnen, woraus wenig später „Mutter Angela“ nach der Öffnung der Grenzen wird, und schließlich ist sie die Kanzlerin des Kontrollverlusts. Ihr Verhalten in der Flüchtlingskrise bleibt vielen unverständlich.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass in dem einen Satz aus dem Herbst 2015 „Wir schaffen das“ ihr ganzes Leben zusammengefasst sei: Ihr Ehrgeiz, ihr protestantischer Hintergrund, der unerwartete Wandel von der Wissenschaftlerin zur Politikerin, die Erfahrung von Krisen und schließlich sogar das Pathos, das viele so lange vermisst haben.

„Angela Merkel – Die Unerwartete“, 6. 12., 20.15 Uhr auf Arte, 12. 12., 22.45 Uhr im Ersten

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