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FachzeitschriftRettung des „Filmdienstes“ ist gescheitert – Kritik an Kirche

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Filmrolle

Die Zeitschrift „Filmdienst“ wird eingestellt (Symbolbild).

Köln – Die Rettung der Zeitschrift „Filmdienst“, einer der renommiertesten Fachpublikationen in Deutschland, ist gescheitert. Es sei „keine tragfähige Lösung“ gefunden worden, sagte Theo Mönch-Tegeder, Geschäftsführer des Katholischen Medienhauses in Bonn, unter dessen Dach der Filmdienst erscheint. Ein Angebot des Freiburger Herder-Verlags, den angeschlagenen „Filmdienst“ als gedruckten Titel weiterzuführen, habe sich als „nicht nachhaltig und nicht innovativ genug erwiesen“, so Mönch-Tegeder zum „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dies sei aber nicht als Kritik gemeint. „Herder hat ein ehrenwertes Angebot vorgelegt“. Allerdings hätte es „eines kleinen Wunders“ bedurft, um den „Filmdienst“ zu erhalten. „Das ist nicht gelungen.“

Bleibt es dabei, wird der „Filmdienst“ 2017, im 70. Jahr seines Bestehens, vom Markt verschwinden und nur noch als Online-Plattform mit angeschlossener Datenbank fortgeführt werden. Dafür stellt die Deutsche Bischofskonferenz 400.000 Euro pro Jahr bereit. Schon an diesem Montag will Mönch-Tegeder der bischöflichen Filmkommission sein Konzept vorstellen. Zu dessen Inhalten machte er keine Angaben.

Kritik an der Kirche

Kritiker der Entscheidung sprachen von einem „Showdown“. Sie werfen der Kirche mangelndes Interesse am Erhalt des „Filmdienstes“ vor. Mönch-Tegeder habe die Verhandlung mit Herder ohne Not platzen lassen. Es sei „nicht nachzuvollziehen, auf die Einnahmen aus 3000 Filmdienst-Abos zu verzichten und stattdessen lediglich auf ein Umsonst-Portal im Internet zu setzen“, sagte ein Insider dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Offenbar ist das weitere des Medienhauses auch zwischen den Verantwortlichen in der Bischofskonferenz umstritten. „Medienbischof“ Gebhard Fürst sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, er habe „heftig für einen Erhalt des Filmdienstes gekämpft“, sich aber gegen das Argument notwendiger Einsparungen nicht durchsetzen können. Er nannte die Zeitschrift „einen Dienst der Kirche am Kultturgut Film, “ und ein „Dialogangebot an Filmschaffende, Kinobetreiber und Bildungseinrichtungen, die auf die Stimme der katholischen Kirche etwas geben“.

Für das Aus des Filmdienstes in der bestehenden Form werde er „nicht geradestehen“, sagte Fürst und betonte: „Ich war und bin dagegen.“ Eine Zusammenarbeit mit dem Herder-Verlag zur Fortführung der Print-Ausgabe könne er sich dagegen „gut vorstellen“, so Fürst weiter. Sie sei für ihn die „zweitbeste Lösung“ in einer Lage, in der maßgebliche Kräfte in der Bischofskonferenz zu seinem Bedauern nicht zu stärkerem eigenem Engagement bereit seien.

Grütters reagiert mit Unverständnis

Mit Unverständnis reagierte auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) auf die bevorstehende Abwicklung des Filmdienstes. Der Verzicht auf „einen derart bedeutenden und profunden Dienst“ sei angesichts des bescheidenen personellen Aufwands und des geringen Einsparvolumens im Verhältnis zu dem „unermesslichen Ertrag“ kein stichhaltiger Grund. Es scheine so, als wollten die Bischöfe nicht sehen, dass der „Filmdienst“ ein „einzigartiges Angebot für die Kirche und ihre Mitglieder, aber auch für die Film-, die Kultur- und die publizistische Welt“ sei.

Damit verschärfe sich ein „trauriger Trend“, in dem die Kirche sich auf die Ansprache ihrer Mitglieder konzentriere, den Kontakt zur Gesellschaft aber vernachlässige. „Ich bedauere das zutiefst.“ Grütters, die dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört, verlangt, dass zumindest das „Filmdienst“-Archiv mit Besprechungen von mehr als 75000 Filmen „in sachkundige Hände gelegt und nicht an den nächstliegenden Bieter abgegeben werde“.

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