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Flaschenpost von Colin Cotterill„Vergiss den Planeten, rette den Garten“

Lesezeit 3 Minuten
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Colin Cotterill am Golf von Thailand

Chumphon – Der Text der Flaschenpost des 65-jährigen Colin Cotterill klingt, als ob er mit der Welt abgeschlossen hätte. In Deutschland kennt man den Krimi-Autor vor allem wegen seiner einfühlsamen Geschichten rund um Dr. Siri. Der uralte und ziemlich kauzigen Pathologe ist in Vientiane, der Hauptstadt von Laos im Einsatz, um zu Zeiten der kommunistischen Herrschaft vor etwa 30 Jahren delikate Mordfälle zu klären. Die spannenden und manchmal bizarr anmutenden Geschichten berichten von einem Land, über das in der Welt trotz Öffnung für den internationalen Tourismus immer noch nicht all zu viel bekannt ist.

Der gebürtige Brite Cotterill ist freilich alles andere als ein von der Welt verdrossener Einsiedler, der aus einem Erfahrungsschatz aus jenen Zeiten vor einem Vierteljahrhundert schöpft, in denen er mit aus der DDR stammenden Englisch-Lehrbüchern Pennälern in Laos helfen sollte, ihre russischen Sprachkenntnisse durch eine Weltsprache zu ersetzen. Die Mauern seines „Gartens“ rund um sein Haus neben dem noch ursprünglichen Strand Glang Ao in Thailands Chumpon-Provinz mögen wirken, als sollten sie die Welt abschirmen.

Tatsächlich dienen sie als Schutzwall für das halbe Dutzend Straßenhunde, die Cotterill im Laufe der vergangenen sieben Jahre adoptierte. Den Vierbeinern gehört nach seiner japanischen Ehefrau Kyoko und den Kindern von 3000 Wanderarbeitern aus Myanmar die dritte Liebe des Krimi-Autors. Deshalb hat er in diesen Wochen seinen Computer auch weitgehend eingemottet und streift mit Pick-Up und Hundekäfig durch die Umgebung. Gemeinsam mit einem lokalen Tierarzt versucht Cotterill, so viele frei lebende Hündinnen zu sterilisieren wie möglich. Die Hoffnung: Die Welpenplage soll gebremst werden.

Cotterills kupfergoldener Lieferwagen samt Käfig auf der Ladepritsche mag manchem Hund der näheren Umgebung inzwischen zum Albtraum gereichen. Cotterills Nachbarn und die Mönche der von Hunden wimmelnden buddhistischen Klöster der Umgebung schauen passiv wohlwollend zu. Sie haben sich längst an den fließend Thai sprechenden Farang gewöhnt, der die Gegend in seinen „Garten“ verwandelt.

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Für seine Krimi-Serie „Jimm Juree“, die Cotterill selbst verlegt und die laut seinen Angaben so erfolgreich ist wie die Dr.-Siri-Serie, recherchierte der Krimi-Autor vor einigen Jahren in den Dörfern der Umgebung und erfuhr: Dank eines wichtigen Küstenfischereihafens leben rund 3000 Wanderarbeiter samt Kindern in der Umgebung. Seither hilft Cotteril beim Betrieb einer kleinen Schule für die Migrantenkinder. Ihr Schulabschluss wird von der Regierung im benachbarten Myanmar anerkannt.

Die Schaufel für den eigenen Garten kann viele Formen annehmen. Cotteril ist überzeugt: „Das macht mehr Sinn, als große Reden schwingen oder in Büchern gegen das Unrecht der Welt anzuschreiben.“

Hier gelangen Sie zu unserer interaktiven Flaschenpost-Karte.

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