Abo

Handschrift im BerufslebenSo trainieren Manager ihre Unterschriften

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die Unterschrift von US-Präsident Barack Obama im Goldenen Buch der Stadt Dresden.

Das Bild zeigt die Unterschrift von US-Präsident Barack Obama im Goldenen Buch der Stadt Dresden.

Das „B“ ist ein krisenbehafteter Buchstabe. Wer es in seinem Namen trägt, muss beim Unterschreiben aufpassen. US-Präsident Barack Obama sei dafür ein gutes Beispiel, sagt Susanne Dorendorff. In seiner Unterschrift steche unter anderem das „busenhafte B“ heraus, das aussieht wie eine weibliche Brust.

Susanne Dorendorff hilft Menschen dabei, eine aussagekräftige Unterschrift zu entwickeln.  Ab etwa 500 Euro kostet bei ihr ein neues Signum. Zu ihr kommen hauptsächlich Führungskräfte und Manager, vor allem Männer. Menschen, die von Berufs wegen eine gute Unterschrift brauchen. Geschäftsleute, die im Beruf Verträge mit Menschen aus andere Kulturen abschließen, in denen die Handschrift einen noch größeren Stellenwert hat als bei uns.  In islamischen Ländern und in Asien etwa steht die Kunst des Schönschreibens in hohem Ansehen.

Unterschrift als Statussymbol des Bildungsstands

Auch in Deutschland gehe der Trend zur Schreibschrift. „Die Unterschrift ist ein Statussymbol des Bildungsstands“, sagt Dorendorff.  Ebenso wie ein teurer Füller. Der helfe allerdings nicht, wenn der Mensch mit ihm nicht schreiben könne.  Und das sei in Deutschland immer häufiger der Fall: „Mit der „Vereinfachten Ausgangsschrift“, die sich an der Satzschrift orientiert, ist es nahezu unmöglich, eine zufriedenstellende Handschrift und Freude am Schreiben zu entwickeln.“ Dynamischer, weniger kindlich wünschen sich die meisten von Dorendorffs Kunden ihre Unterschrift.

Beispiel vorher/nacher:

Oft hat der Namenszug dieselbe Funktion wie das Tag eines  Graffiti-Sprayers an einer Häuserwand. Sie sagt: Ich war hier. „Eine Unterschrift ist wie ein Siegel der Persönlichkeit, sie ist eine bleibende Lebensspur“, erklärt die Hamburgerin.  Immerhin kann man Menschen anhand ihrer Unterschrift identifizieren und überführen. Wer versucht, das Signum eines anderen zu fälschen, wird in den allermeisten Fällen scheitern. Was also sagt ein busenhaftes B über die Persönlichkeit? „Ich glaube nicht, dass man wirklich von der Unterschrift auf die Persönlichkeit der Menschen schließen kann“, sagt Susanne Dorendorff. „Aber die Menschen, die sie lesen, tun es trotzdem, wenn auch unbewusst.“

Unterschrift muss schön sein und passen

Dorendorff designt keine Unterschrift, die ihre Kunden dann solange üben müssen, bis sie sie können. „Wir entwickeln Buchstabe für  Buchstabe gemeinsam.“ Der Anspruch an eine Unterschrift sei derselbe wie an ein neues Paar Schuhe: Die müssen nicht nur schön sein, sondern auch passen. Jemand, der beruflich wichtige Verträge unterschreiben muss, brauche eine andere Unterschrift als ein Künstler. Raumgreifend, territorial beanspruchend, sollte der Namenszug unter einem Vertrag sein. Es sei auch wichtig, dass die Buchstaben nicht zu klein sind und dass sie miteinander verbunden wirken. Verbunde Buchstaben stehen für Verbindlichkeit. „Leute in diesen Positionen sind ja meist Alphatiere, die müssen also signalisieren, dass sie wissen, dass sie nicht alleine auf weiter Flur agieren können.“ Auch wenn sie es am Ende doch tun.

Obamas Unterschrift stammt in den meisten Fällen übrigens nicht direkt aus seinen Händen, sondern von einem Unterschriftenautomaten. Sie ist dann jedes Mal eine exakte Kopie des Originals. Weshalb der Unterschriftenautomat im Weißen Haus genauso gut bewacht sein dürfte wie der Präsident selbst. Sich eine neue Unterschrift zu leisten ist vergleichbar mit einer Behandlung beim Schönheitschirurgen: „Man lässt sich verschönern und wenn man gefragt wird, was man gemacht hat, sagt man: Nur viel Wasser getrunken.“  Welche Promis ihre Unterschriften haben designen lassen, bleibt deshalb  ein Geheimnis. Auch Susanne Dorendorff rät ihren Kunden dazu, ihr schönes neues Signum auf den neuen Füller zu schieben. Der übrigens unbedingt königsblau schreiben sollte.

Tipps für eine schöne Unterschrift:

Die Unterschrift niemals unterstreichen: Das wirkt wie ein Sonderangebot, das besonders angepriesen werden muss.

Übertriebene Ober- und Unterlängen wirken angeberisch.

Wichtige Dokumente nie mit Kugelschreiber unterschreiben.

Männer sollten keine zu breite Feder für den Füller nehmen. Es sei denn, es  handelt sich um einen großen, schweren Mann, zu dem das passt. Frauen dürfen ruhig dicker auftragen.

Auf keinen Fall sollten Männer Schnörkel machen.

Die Buchstaben dürfen nicht „in der Gegend rumfliegen“

Den Vornamen abzukürzen ist ok, nur die Initialen zu schreiben, dagegen nicht: Das sieht aus, als könne man nicht schreiben oder fürchte sich davor.

Die Unterschrift niemals unterstreichen: Das wirkt wie ein Sonderangebot, das besonders angepriesen werden muss.

Übertriebene Ober- und Unterlängen wirken angeberisch.

Wichtige Dokumente nie mit Kugelschreiber unterschreiben.

Männer sollten keine zu breite Feder für den Füller nehmen. Es sei denn, es  handelt sich um einen großen, schweren Mann, zu dem das passt. Frauen dürfen ruhig dicker auftragen.

Auf keinen Fall sollten Männer Schnörkel machen.

Die Buchstaben dürfen nicht „in der Gegend rumfliegen“

Den Vornamen abzukürzen ist ok, nur die Initialen zu schreiben, dagegen nicht: Das sieht aus, als könne man nicht schreiben oder fürchte sich davor.

KStA abonnieren