Hörbuch „Midlife Cowboy“Bastian Pastewka über Midlife-Crisis und Gartenarbeit

Lesezeit 4 Minuten
Bastian Pastewka und Chris Geletneky

Bastian Pastewka und Chris Geletneky

Köln – Herr Geletneky, Herr Pastewka, in „Midlife Cowboy“ sitzt der verheiratete Familienvater Tillmann Klein auf seinem Rasentraktor, als ihm plötzlich klar wird: So hat er sich sein Leben nicht vorgestellt. Kommen Sie bei der Gartenarbeit auch ins Grübeln?

Chris Geletneky: Na ja, zumindest, wenn ich in der blauen Tonne stehe und Kartons kleinhüpfe. Da fragt man sich dann schon mal: Was mache ich hier eigentlich? Bastian Pastewka: Ich habe die Gartenarbeit immer vermieden. Was auch daran liegen könnte, dass ich keinen Garten habe. Aber solche Fragen erwischen einen ja auch unabhängig von Ort und Zeit. Ich gehe jetzt auf die 44 zu und merke: Da fängt man an zurückzuschauen.

Herr Geletneky, Sie haben den Roman geschrieben, den Herr Pastewka für das gleichnamige Hörbuch eingesprochen hat. War Ihr erstes Buch eine Selbsttherapie?

Geletneky: Auch. Aber Tillmann ist schon eine fiktive Figur. In meinem Bekanntenkreis hat es in letzter Zeit ordentlich gerappelt – da lag das Thema Midlife-Crisis einfach in der Luft. Ich wollte aber auch grundsätzlich das heutige Familienmodell hinterfragen. Oft ist diese heile Familie mit Reihenhaus, Garten und Rasentraktor nur noch Fassade.

Tillmann etwa hat kurz vor seinem 40. Geburtstag das Gefühl, etwas verpasst zu haben und beginnt eine Affäre. Warum fällt es uns so schwer, die richtigen Entscheidungen zu treffen?

Geletneky: Viele Entscheidungen im Leben werden impulsiv oder zu früh getroffen. Das sind dann eben nicht immer die besten. Aber ein Rezept für richtige Entscheidungen gibt es eben nicht. Fehler gehören bei jedem Menschen dazu. Und die Kunst einer Beziehung besteht vielleicht eher darin, dem anderen auch mal Fehler zu verzeihen. Pastewka: Der Mensch ist ja auch erst komplett mit seinen Fehlentscheidungen. Ich habe selber auch viel verbockt. Man muss lernen, Fehler zu erkennen und weiterzumachen.

Was sind denn die großen Probleme der Männer im besten Alter: Beziehungen, Familie, Ehe?

Geletneky: Ja, genau das stellt man plötzlich in Frage. Gepaart mit dem Impuls: Hab’ ich auch wirklich genug erlebt, gefeiert und genug Sex gehabt?

Pastewka liest aus Geletnekys Romandebüt

„Midlife Cowboy“ (Bastei Lübbe, 384 Seiten, 14,99 Euro) ist das Romandebüt von Chris Geletneky, Kölner Autor und Produzent von Comedy-Formaten wie „Pastewka“ und „Ladykracher“. In dem Buch geht es um Familienvater Tillmann Klein, der in einer dicken Midlife-Crisis steckt. Mit der Geschichte, der er für das Hörbuch seine Stimme geliehen hat, geht der preisgekrönte Comedian Bastian Pastewka nun auf Lesetour. Ab und an ist auch Geletneky dabei. Die beiden lit.Cologne-Lesungen diesen Samstag sind ausverkauft. Für Auftritte in Bonn am 6. und in Düsseldorf am 24. April gibt es Restkarten. (cmi)

Sind Sie beide denn zufrieden?

Pastewka: Diese Frage hat viel mit Relation zu tun. Wie wichtig sind die kleinen Problemchen, mit denen wir uns als Humoristen aufplustern, wirklich? Solange ich gesund bin und meine Arbeit machen kann, bin ich glücklich. Alle anderen Stellschrauben kann man beeinflussen. Geletneky: Ich habe drei tolle Kinder, eine tolle Frau und ein Dach über dem Kopf. Viel besser als momentan kann es mir nicht gehen.

Der krisengeplagte Tillmann lebt in Hannover. Wäre er in Köln glücklicher geworden?

Geletneky: Ich glaube nicht. Im Grunde kann doch jeder in jeder Stadt glücklich sein. Und ich habe während meiner Recherche auch festgestellt: Hannover ist sogar ziemlich cool. Köln ist doch das beste Beispiel dafür, dass es auf das Aussehen nicht ankommt.

In Köln haben Sie beide sich 2004 auch kennengelernt. Warum ist Ihre Freundschaft besonders?

Pastewka: Unsere Freundschaft hat sich bei der Arbeit entwickelt, weil Chris seit zehn Jahren für mein Team und mich „Pastewka“ schreibt. Aber eine klassische Männerfreundschaft führen wir nicht. Wir ziehen nicht lustig um die Häuser und veranstalten Sauf-Nächte. Das ist mit mir auch leider nicht zu machen. Geletneky: Das kann ich bestätigen. Saufen kann er leider überhaupt nicht.

Das Gespräch führte Christina Michaelis.

KStA abonnieren