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KommentarJan Böhmermann ist mit seiner Merkel-Kritik wieder im Satire-Spiel

Lesezeit 2 Minuten
Böhmermann und Merkel

Jan Böhmermann macht Angela Merkel Vorwürfe.

  • Nach seinem Schweigen sagt Jan Böhmermann im „Zeit“-Interview, Merkel habe ihn „einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert“.
  • Sein Vergleich mit Ai WeiWei weist aber bereits wieder in Richtung Satire.

Nein, wirklich lange hat er nicht geschwiegen, aber doch lange genug, um die Frage aufzuwerfen: Wann sagt er endlich etwas? Und vor allem - was? Jetzt hat er es getan. Der Satiriker Jan Böhmermann greift in einem Interview mit der „Zeit“ Bundeskanzlerin Angela Merkel heftig an.

Der Ton ist klar: „Die Bundeskanzlerin darf nicht wackeln, wenn es um die Meinungsfreiheit geht“, sagt Böhmermann. „Doch stattdessen hat sie mich filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert.“ Wirklich?

Merkel hat einen Fehler gemacht, indem sie Böhmermanns Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip in einem Gespräch mit dem Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu „bewusst verletzend“ nannte. Das hat sie mittlerweile selbst bedauert. Aber hat die Kanzlerin Böhmermann damit filetiert? So fein war der Schnitt ja nicht. Sicher, sie hat auch zugelassen, dass auf Erdogans Wunsch nun gegen Böhmermann ermittelt wird. Man kann das die Einsicht in den Rechtsstaat und die Gerichtsbarkeit nennen - oder aber Verrat. Letzteres liegt wahrscheinlich näher, wenn man betroffen ist und weiß, dass nach dem Gesetz sogar Haftstrafen möglich sind, wenn es zu einem Urteil käme.

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Böhmermann wäre Abschaffung des Paragraphen 103 zu verdanken

Aber hat Merkel dem Satiriker Böhmermann nicht ebenfalls etwas zum Tee serviert? Nämlich den Strafrechtsparagrafen 103 zur Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter. Wird er abgeschafft, wie die Kanzlerin und die Regierung es planen, hat der Satiriker ja auch was vollbracht. 

Böhmermann haben die vergangenen Wochen zugesetzt, er und seine Familie standen unter Polizeischutz. Mit Satire hatte das alles nichts mehr zu tun, das muss man ernst nehmen. Und der Spruch, dass derjenige, der austeilt, auch einstecken muss, hilft einem Künstler in solch einer Situation wenig.

Doch wenn man sich Böhmermanns Sätze in der „Zeit“ genau ansieht, ist er wieder im Spiel: Dass Merkel ihn einem Despoten zum Tee vorgesetzt habe, ist ja schon sehr schön gesagt. Aber dann sagt Böhmermann auch noch, dass die Kanzlerin einen deutschen Ai WeiWei aus ihm gemacht habe -  also einen korpulenten Dissidenten, der mit seiner Kunst doch etwas zu allgegenwärtig ist. Das ist eigentlich witzig. Auch für Böhmermann, twittert der selbst doch nach Bekanntwerden des Interviews: „Jetzt hält sich der Böhmermann ernsthaft für Ai WeiWei. Also entweder ist der völlig verblödet oder ich!“  Achtung Satire.

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