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Kommentar zum Erdogan-BildKreativlos und billig - Baumgärtels Projekt ist Banane

Lesezeit 2 Minuten
Erdogan

Karikatur von Thomas Baumgärtel

Köln – Seit 30 Jahren sprayt Thomas Baumgärtel seinen Bananen auf die Fassaden von Museen und Galerien. So richtig interessiert hat das zuletzt allerdings niemanden mehr. Man könnte es auch drastischer formulieren: Den meisten ging seine Kunst am Arsch vorbei. Das ist jetzt anders. Mit seiner Idee, auf einem Bild dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Banane im Hintern zu stecken, sorgte er für viel Wirbel. Seit der Kunstverein Langenfeld das Werk ausstellt, ist Baumgärtel plötzlich in den  Medien präsent.

Das hat natürlich die Erdogan-Fans auf den Plan gerufen. Und die verstehen ja bekanntlich wenig Spaß. Aufgrund massiver Drohungen steht Baumgärtel nach eigenen Angaben nun unter Polizeischutz. „So heftig hatte ich mir die Reaktionen nicht vorgestellt“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Es fällt schwer, ihm das zu glauben. Wahrscheinlicher ist, dass er genau mit diesen Reaktionen gerechnet, sie sogar erhofft hatte, denn sie drehen das Rad der Berichterstattung beständig weiter.

Spätestens seit der schier endlosen Diskussion und der Staatsaffäre rund um das Schmähgedicht von Jan Böhmermann weiß auch der Letzte, dass es zurzeit nichts gibt, womit man so sicher in die Öffentlichkeit kommt wie mit Aktionen gegen Erdogan. Und auf diesen Zug sprang Baumgärtel ja sogar noch ausdrücklich auf, als er sein Bild als Solidaritätsadresse an den Fernsehsatiriker deklarierte.

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Billige und unkreative Provokation

Das alles ist so berechnend wie ärgerlich. Natürlich darf Kunst provozieren und den Finger in Wunden legen, sie muss sogar manchmal wehtun. Und jemanden wegen seiner Kunst zu bedrohen, ist unwürdig und nicht hinzunehmen.

Es steht auch außer Frage, dass es viel gibt, wofür man Erdogan kritisieren muss. Aber mit dieser billigen, unkreativen Provokation, die nur darauf abzielt, möglichst viel Öffentlichkeit zu erhalten, ist weder der Kunstfreiheit noch den Verfechtern der Demokratie in der Türkei geholfen. Im Gegenteil. Und deshalb ist Baumgärtels Aktion, um mal eine abgedroschene Formulierung zu bemühen, völlig Banane.

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