Konzert in der Lanxess ArenaFilmkomponist Hans Zimmer sorgt für stimmungsvollen Abend

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Zimmer München

Vor wenigen Tagen trat Hans Zimmer schon in der Münchner Olympiahalle auf.

  • Hollywood-Filmkomponist Hans Zimmer hat in der Kölner Lanxess Arena für einen stimmungsvollen Abend gesorgt.
  • Aufgeführt wurde unter anderem die Musik von „Pirates of the Carribean“ und „Interstellar“.
  • 70 Musiker hatten sich versammelt, darunter Freunde und langjährige Weggefährten des Komponisten.

Köln – Wer in der mutigen Erwartung gekommen war, dass Hans Zimmer den Kölnern einmal zeigt, wie Hollywood eine bis in die hohen Ränge gefüllte Arena mächtig unter Strom setzt, der wurde an diesem Abend nicht enttäuscht. 70 Musiker hatte Hans Zimmer auf der Bühne versammelt, darunter langjährige Weggefährten aus den Studios, mit denen er die meisten seiner Blockbuster-Hits erarbeitet und einspielt wie Richard Harvey und Nick Glennie-Smith. Skeptiker mochten sich zuvor gefragt haben: Das große Action-Kino, ohne Zimmers Musikbombast ist es nur halbwegs überzeugend, aber würde Zimmers Musik allein, ohne Filmbilder und -helden, einen ganzen Abend tragen? Oh ja, sie kann.

Hans Zimmer Lanxess Arena

Ließ keine Langeweile aufkommen: Film-Komponist Hans Zimmer in der Lanxess Arena.

Das bewiesen in der ersten Konzerthälfte gleich „Now We Are Free“ aus dem „Gladiator“. Hier trägt Zimmer die Farben seiner Klangpalette noch sanft auf: der sehnsüchtig-melancholische Gesang von Lisa Gerrards lautmalerischer Lyrik, an diesem Abend gesungen von Czarina Russell, getragen von einem vielstimmigen Chor. Gefolgt vom himmelstürmenden Streicher- und Hörner-Pathos der „Chevaliers de Sangreal“ aus dem „Da Vinci Code“; und gekontert von dem freundlich jauchzenden Gruß aus Südafrika, dem „Circle Of Life“ aus dem „Lion King“, gesungen von Lebo M., der auch den Originalsoundtrack gesungen hat. „Als wir uns vor 25 Jahren zum ersten Mal trafen“, erzählt Hans Zimmer, „da hat er noch Autos gewaschen“.

Hans Zimmer lobt „die besten der Welt“

Es ist ein Konzert von Freunden, Studiomusikern aus Los Angeles, „die besten der Welt“, lobt Zimmer, der den dreistündigen Abend moderiert und bei jeder Nummer über seine Zusammenarbeit mit berühmten Regisseuren wie Tony Scott („Crimson Tide“) oder Gore Verbinski („Pirates of The Caribbean“) erzählt, bevor das Orchester dann zu dem mächtigen Wellenritt von Captain Jack Sparrow und Hector Barbossa ansetzt. Es sind diese zunächst schreitenden, dann hurtig antrabenden und in einen wilden Galopp mündenden Rhythmen, diese orchestral munitionierten Legionen, mit denen Zimmer das Action-Pathos bis in den musikalischen Bombast steigern kann.

Johnny Depp und Penelope Cruz in „Pirates of the Caribbean“

Johnny Depp und Penelope Cruz in „Pirates of the Caribbean“

So wird im zweiten Teil der Kampf des „Man of Steel“, von „Spider Man-2“ und „The Thin Red Line“ zur Materialschlacht, in der die Granaten mächtig röhren. Sicher, der Abend ließ keinen Moment der Langeweile aufkommen, und doch gab es zuletzt Phasen, in denen die eskalierende, furiose musikalische Apokalyptik Zimmers dann doch auf der Stelle trat. Dem Publikum blies galaktischer Sturm aus „Interstellar“ und „Inception“ entgegen, das Orchester arbeitete über dem aus dem Orkus wummernden Blast der Subwoofer und der Versuch, in diesem Orkan auch nur ein Instrument identifizieren zu wollen, scheiterte. Alle fuhrwerken martialisch, im Zentrum der indisch-stämmige Studiomusiker Satnam Ramgotra, ein grauhaariger Guru, der sein Schlagzeug souverän bearbeitete und dabei einen Höllenritt produzierte. Als Ramgotra sich mit seinen friedvoll gefalteten Händen sanft lächelnd verabschiedete, mochte man kaum glauben, dass der Mann eben noch wie ein Berserker gewütet hatte. Immerhin retteten sich leitmotivische Solopartien auch aus wüstem Dunst – in Hollywood überlebt ja immer einer noch den schaurigsten Weltuntergang.

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