Krimi im Flüchtlingsheim"Dieser Tatort ist ein Frauenfilm"

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Die Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk überbringen Dr. Sabine Schmuck die Nachricht vom Tod ihres Kollegen.

  • Die Kölner Ermittler müssen den Mord an einem Arzt aufklären.
  • Der sozialkritische Tatort thematisiert die schwierigen Bedingungen in deutschen Flüchtlingsheimen.

Köln – Der Arzt Patrick Wangila (Jerry Elliott) wurde erstochen. Für die Kölner Ermittler Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) deutete zunächst vieles auf Eifersucht als Motiv hin. Denn Wangila hatte offensichtlich eine Affäre. Vielleicht mit Klink-Kollegin Sabine Schmuck (Julia Jäger)? Seine Witwe Vivien (Anne Ratte-Polle) schien nur wenig über ihren Mann gewusst zu haben.

Doch dann wurde bekannt, dass Wangila wenige Tage vor der Tat als Notarzt bei einer Razzia in einem Flüchtlingsheim anwesend war, bei der eine junge Frau zu Tode gestürzt war. Sie war wie auch der tote Arzt als Kriegsflüchtling aus dem Kongo nach Deutschland gekommen. Gab es einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen? Ihre Freundin hätte Auskunft geben können, doch die war seit jener Nacht verschwunden. Wangilas Bruder Theo (Jerry Kwarteng) stellte unterdessen eigene Nachforschungen an.

Der nette Doktor hat ein dunkles Geheimnis

Gingen die Ermittler zunächst eher von einer Beziehungstat aus und hatten dann zwischenzeitlich auch mal einige Polizisten im Visier, wurde irgendwann klar, dass der nette Doktor Wangila ein dunkles Geheimnis hatte. Er und sein Bruder waren im Kongo Anführer einer brutalen Rebellenmiliz, die sie nun von Deutschland aus weiter finanzierten. Die zu Tode gestürzte Frau und ihre Freundin hatten sie erkannt – die beiden Männer waren an den Morden in ihrem Dorf im Osten des Kongo beteiligt. Als die Ärztin Sabine Schmuck erkennen musste, wen sie nach Köln geholt hatte und wie sehr die bei ihr untergetauchte Cecile Mulolo (Thelma Buabeng) litt, erstach sie Wangila.

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Wie realistisch ist die Handlung?

Das Mordopfer, sein Bruder und die beiden Frauen stammen aus der "Demokratischen Republik Kongo" (ehemals Zaire). Laut Auswärtigem Amt herrscht dort „eine der schwersten humanitären Krisen weltweit", mit zwei Millionen unterernährten Kindern unter fünf Jahren. Der aktuelle Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerkes (UNHCR) zählt die Demokratische Republik Kongo zu den sieben Ländern mit dem höchsten Flüchtlingsaufkommen. Nach aktuellen Schätzungen sind hier rund 2,6 Millionen Menschen auf der Flucht. Dennoch finden in Deutschland andere Herkunftsländer deutlich mehr Beachtung.

Für Drehbuchautor Rainer Butt war eines wichtig: „Das Mordopfer konnte aus jedem Land kommen, in dem gefoltert wird. Zum Beispiel auch aus Syrien, wo Folter und Misshandlung seit Beginn des Bürgerkrieges ein fast schon industrielles Ausmaß angenommen haben. Der Kongo nimmt auf der „Hitliste der Folter-Länder“ leider eine Spitzenposition ein. Das Land ist die Schlachtbank Zentralafrikas. Vergewaltigung und Quälerei sind dort ein allgemein akzeptiertes Mittel des Krieges, und die Verrohung sprengt alle Grenzen.“ Dank der berührenden Darstellung von Thelma Buabeng gelang es dem „Tatort“, den Opfern von Folter und Terror ein Gesicht zu geben.

"Dieser Tatort ist ein Frauenfilm"

Wie schon einige „Tatort“-Folgen zuvor packte „Narben“ (Regie:  Torsten C. Fischer) das Thema Flüchtlinge an. Drehbuchautor Rainer Butt lieferte – wie für die Kölner nicht anders zu erwarten war –  viel Sozialkritisches. So wurden etwa die schwierigen Bedingungen in Flüchtlingsheimen realistisch thematisiert.

Der Film konzentrierte sich dabei sehr auf die Frauenfiguren. Sei es die unwissende Ehefrau, die Ärztin, der das Schicksal der Frauen zusetzte, oder die geflüchtete Cecile. Es ist wie Dietmar Bär sagt: „Mit den sehr starken Gastauftritten von Julia Jäger, Anne Ratte-Polle, Laura Tonke und Thelma Buabeng ist dieser Tatort auf besondere Weise auch ein Frauenfilm.“ Doch glücklicherweise vergaßen die Verantwortlichen nicht, dass der „Tatort“ immer noch ein Krimi ist und so nahm der Fall einige überraschende Wendungen, die zu einer durchaus spannenden Auflösung führte.

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