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MaischbergerDie Kleinen werden gehängt, die Großen lässt man laufen

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Sandra Maischberger (v.l.) mit Sahra Wagenknecht und dem Finanzwissenschaftler Hans-Peter Burghof

  • Sechs Gäste begrüßte Sandra Maischberger am Mittwoch im Studio.
  • Es ging auch um allgemeine Geschäfte der Banken.

Berlin – Die Linke hat sich früher ja gelegentlich beklagt, dass sie medial nur schlecht oder gar nicht vorkomme. Legt man die jüngste „Maischberger“-Sendung zugrunde, lässt sich dieser Vorwurf kaum mehr halten. Anlässlich des Skandals um die Panama Papers waren sechs Gäste im Studio und davon nur eine Politikerin: die Linksfraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht. Sie durfte – kompetent, maßvoll und diesmal menschlich durchweg gewinnend – als Kronzeugin gegen die herrschende Politik auftreten. Mit Erfolg.

Im ersten Teil ging es um die Praxis, Kapital offshore auszulagern – in Panama und anderswo. Der Börsenexperte Frank Lehmann sagte in dem Kontext gewohnt plastisch: „Kapital ist wie ein hungriges Tier. Es sucht immer wieder Möglichkeiten, sich satt zu fressen.“ ARD-Journalist Christoph Lütgert schilderte, wie er innerhalb von vier Tagen in Panama eine Briefkastenfirma gründete. Dabei sah er auch, welchen Umfang solche Geschäfte haben. „Das mag legal sein“, sagte Lütgert. „Aber es ist in einem Ausmaß unanständig, dass ich da keinen Unterschied sehe.“

Quellensteuer auf Geldflüsse ins Ausland

Wagenknecht betonte, die journalistischen Recherchen seien ja sehr verdienstvoll. Doch die Fakten seien im Kern seit Jahren bekannt und Gegenmaßnahmen stets bekämpft worden – nicht zuletzt von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Dabei sei eine Gegenmaßnahme relativ einfach zu bewerkstelligen. Man müsse nur entsprechende Geldflüsse auf ausländische Konten mit einer Quellensteuer belegen. Lehmann hielt dagegen, es handele sich um eine Illegalität, die nicht in den Griff zu kriegen sei. Aber im Kern gab es an der Stelle wie überhaupt in der Sendung kaum Dissens.

Im zweiten Teil drehte es sich um die allgemeine Geschäftstätigkeit der Banken, veranschaulicht am Schicksal der Rentnerin Urbe Sommermeyer, die bei von ihrer Bank empfohlenen Geschäften 26.000 Euro verlor. Helge Petersen, Fachanwalt für Bankenrecht, hatte dafür eine Erklärung parat, die man auf dem Höhepunkt der Bankenkrise landauf, landab hören konnte: dass die Banken ohnehin bloß im eigenen Interesse berieten. „Wenn eine Bank anruft, sollte man gleich auflegen“, mahnte er. Auch hier hielt sich der Widerspruch in Grenzen. Die Grund-Botschaft lautete all überall: Die Kleinen werden gehängt, die Großen lässt man laufen.

Euro-Krise nicht gelöst

Die interessante und letztlich politische Frage stellte zum Schluss abermals Wagenknecht, die an diesem Abend in einer ausgesprochen komfortablen Rolle war. Sie sagte, viele Leute würden derzeit ja nicht zuletzt deshalb in riskante Bankgeschäfte getrieben, weil a) die Rentenpolitik verfehlt sei und b) die normalen Kapitalmarktzinsen nahe Null lägen – was wiederum damit zusammenhänge, dass die Euro-Krise nicht gelöst werde. Fachanwalt Petersen stimmte zu.

Es hätte an der Stelle spannend werden können. Allerdings war da die Sendung zu Ende.

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