Rap-Legende in der Live Music HallYasiin Bey versaut Mos Def den großen Abschied

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Yasiin Bey

Yasiin Bey, früher besser bekannt unter dem Künstlernamen Mos Def. 

Köln – Hätte Yasiin Bey seine Ankündigung vor etwas mehr als einem Jahr ernst gemeint, so wäre seine Karriere als Rapper und Schauspieler längst beendet. Im Januar 2016 hatte der US-Amerikaner in einer rund zehnminütigen und recht wirren Sprachnachricht auf der Mailbox seines Musikkollegen Kanye West in frei gereimten Sätzen gesagt, der ganze Kommerz in der Musikindustrie störe ihn einfach zu sehr. 2016 solle daher Schluss sein mit alledem. Vielleicht wäre es die richtige Entscheidung gewesen für den Künstler, den die meisten ohnehin nur als Mos Def kennen dürften.

Offensichtlich ist es anders gekommen. Der 43-Jährige macht noch immer Musik und verabschiedet sich erst in diesem Jahr von den Bühnen der Welt. Die Gelegenheit, im Zuge seiner Abschiedstournee gemeinsam mit den Fans auf seine mehr als 20 Jahre lange Karriere zurückzublicken, lässt der New Yorker Rapper am Sonntagabend in der Kölner Live Music Hall jedoch gewollt und zur Enttäuschung vieler Zuschauer im Publikum verstreichen.

Wenn Mos Def drauf steht, sollte auch Mos Def drin sein

Es dauert nur zwei Lieder, bis die Hoffnung auf einen nostalgischen Abend, an dem selbstverständlich auch seine größten Hits ihren Platz finden, von Bey zunichtegemacht wird. Dann sagt er nämlich: „Ich bestimme, wer ich sein will“. Womit er ja zweifellos recht hat.

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Wenn jedoch der Name Mos Def, sein altes Alias, mit auf die Konzertplakate gedruckt ist, dann muss er sich nicht wundern, wenn ein großer Teil der Zuschauer an diesem Abend extra gekommen ist, um die großartigen alten Tracks zu hören. Und das unabhängig davon, ob er selbst nicht mehr Mos Def sein möchte. Zumal Bey seine Musik bis zum letzten Album „The Ecstatic“ aus dem Jahr 2009 als Mos Def veröffentlicht hat und daher als Yasiin Bey nicht wirklich viel neue Musik vorweisen kann, geschweige denn in Hip-Hop-Kreisen bekannt ist.

Yasiin Bey lässt Mos Def hinter sich

Dort wurde der Musiker, der mit 19 Jahren zum Islam konvertierte, als Mos Def zur Legende und zu einem der besten Meister der Rap-Zeremonie: brilliante Texte, eine ausgefeilte Technik, die es ihm ermöglicht, jedes Wort auf den Punkt abzufeuern und wunderbare, eindringliche Beats, häufig mit Jazzsamples, einem starken Bass und ohne neuartige Technikspielereien. Vor allem in seinen beiden Werken „Black Star“ (1998, zusammen mit Talib Kweli) und seinem Debut-Soloalbum „Black on Both Sides“ (1999) wurde all das deutlich. Beide Platten wurden die Grundsteine seiner Musikkarriere und gelten zurecht bis heute als Meisterwerke.

Doch im Jahr 2011 beschloss Mos Def, mit bürgerlichem Namen Dante Terrell Smith, sich ab dem künftig Yasiin Bey zu nennen. „Diese Entscheidung habt ihr – genau wie damals bei Mohammed Ali – zu respektieren“, erklärt Bey dann auch dem Kölner Publikum.

Rufe aus dem Publikum verhallen ungehört

Yasiin Bey hin, Mos Def her: Der Funke will an diesem Abend nicht wirklich überspringen. Ein Grund dafür ist vielleicht, dass sein Auftritt erst drei Stunden nach dem angekündigten Showbeginn startet und das Publikum sich in der Zwischenzeit bei zahlreichen Vorbands, Bieren und Zigaretten die Beine verwundert in den Bauch gestanden hat. Ein anderer könnte sein, dass der Rapper auf der Bühne entweder nur recht verhalten einen Song nach dem anderen abspult oder vor einer schwarz-weißen Videoprojektion sich drehender Derwische in Jeans, weißem T-Shirt und Basecap alleine vor sich hin tanzt. Bis auf die anfängliche Ansage interagiert Bey nur recht selten mit dem Publikum. Zu sehen ist er den ganzen Abend über auch nur wenig, da er immer wieder darum bittet, die Bühnenbeleuchtung auszuschalten.

Und so verhallen all die Rufe nach „Ms. Fat Booty“, dem wohl bekanntesten Lied von Mos Def, ungehört im Saal. Zur Versöhnung spielt er immerhin „Hip Hop“, „Mathematics“ und „Love“ von seiner ersten Platte. „Travellin Man“ schickt das Publikum ein einziges und zugleich letztes Mal in die glorreiche Vergangenheit. Kurz darauf endet dann das einzige Deutschlandkonzert von Bey – und somit auch von Mos Def.

Das ist schade, aber langsam wurde es Zeit.

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