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Rechtsstreit um „Schmähartikel“Der „Spiegel“ löscht Text zu Jürgen Todenhöfer

Lesezeit 3 Minuten
Todenhöfer

Der Publizist Jürgen Todenhöfer

Köln – Jürgen Todenhöfer hat sich vor dem Hamburger Landgericht im Rechtsstreit über einen im Januar dieses Jahres erschienenen Artikel mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ auf einen Vergleich geeinigt, wie Kai Wantzen, Sprecher des Gerichts, am Dienstag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigte. In dem Artikel „Der Märchenonkel“ über Todenhöfers Reise zum sogenannten Islamischen Staat und sein Buch „Inside IS“ hatte die Journalistin Özlem Gezer einen Mitreisenden, Matthias Richter, den ehemals besten Freund von Todenhöfers Sohn Frederic, zu Wort kommen lassen, der schwere Vorwürfe gegen den 75-Jährigen erhob. So sagte er unter anderem, „Inside IS“  sei eher ein Roman als ein Sachbuch.

„Rufmordkampagne gescheitert“

Jürgen Todenhöfer war daraufhin juristisch gegen den Artikel vorgegangen. „Jetzt haben wir in der Sache zu 100 Prozent gewonnen. Der »Spiegel« hat zu allen 14 (!) von mir als unwahr bezeichneten Stellen »strafbewehrte Unterlassungserklärungen« abgegeben. Das heißt: Er darf diese 14 Aussagen nie mehr wiederholen, wenn er eine gerichtliche Bestrafung vermeiden will. Juristisch ist das die Höchststrafe!“, schrieb Todenhöfer am Dienstagabend bei Facebook unter der Überschrift „Rufmordkampagne gescheitert“. 

Der „Spiegel“ hat sich  laut Gerichtssprecher Wantzen verpflichtet, den Artikel im Internet komplett zu löschen. Der Verlag betonte auf Anfrage, eine gerichtliche Entscheidung habe es nicht gegeben „Das Gericht hat lediglich das Zustandekommen des Vergleichs festgestellt. Ohne dass wir den Kern unserer Berichterstattung in Frage gestellt sähen, hat der »Spiegel“ dem Vergleich letztlich aus prozessualen Erwägungen zugestimmt“, so ein Sprecher.

Wenn Frederic Todenhöfer Richter nun als notorischen Lügner bezeichne, „genügt es, darauf hinzuweisen, dass Matthias Richter bis zur „Spiegel“-Veröffentlichung 17 Jahre lang der beste Freund von Frederic Todenhöfer und  – so die eigene Darstellung der Todenhöfers – während all dieser Jahre »regelrecht Kind im Hause Todenhöfer« war.“

Todenhöfer beklagt „Sechs gestohlene Monate“

Der promovierte Jurist und ehemalige Politiker und Medienmanager Todenhöfer spricht bei Facebook von „sechs gestohlenen Monaten“, die er für die Auseinandersetzung mit dem Magazin aufgebracht habe. „Eigentlich ist das Ganze verdammt traurig. Mein Sohn Frederic und ich haben uns Nächte um die Ohren schlagen müssen, um uns mit den wirren Aussagen des »Spiegel« und seiner Anwälte auseinanderzusetzen.“ Der „Spiegel“ habe eigentlich tolle Journalisten und „solche journalistisch primitiven Tiefschläge eigentlich nicht nötig.“

Todenhöfer beklagt zudem, dass  den Verantwortlichen seit Monaten klar sei, dass der Artikel „mit dem sie meine Glaubwürdigkeit zerstören wollten, auf schlampigen Recherchen beruhte und zahlreiche Unwahrheiten enthielt.“ Trotzdem habe sich die Führung des Magazins nie bei ihren Lesern entschuldigt. „Oder mich angerufen und ihren Schmähartikel, der gegen alle journalistischen Grundsätze verstieß, in einem fairen Gespräch aus der Welt geschafft. Doch dazu braucht man »Mut zur Wahrheit.« Und Charakter. Vielleicht auch Größe.“  Zuhause am Schreibtisch zu sitzen und Kollegen, die auf der Suche nach der Wahrheit ihr Leben riskierten, verächtlich zu machen, sei zu billig.

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