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StudieKöln ist das Zentrum der TV-Branche

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wdr

Das zentrale Gebäude der öffentlichen-rechtlichen Sendeanstalt WDR.

Köln – Wenn Kommissar Thiel und Professor Börne durchs Münsterland fahren, bietet Westfalen die schönsten Filmkulissen. Gleiches gilt für die Ermittlungen von Privatdetektiv Wilsberg oder das Dortmunder Tatort-Team um Kommissar Faber. Viel weiter indes reicht die westfälische TV-Kompetenz nicht: Wer in der nordrhein-westfälischen Film- und TV-Branche ins große Geschäft will, muss nach Köln.

Dort werden nicht nur alle Produktionsdetails festgelegt und Innenaufnahmen abgedreht, in und um Köln konzentriert sich die in NRW unverändert starke TV-Produktionsbranche. Wer national eine Rolle spielen will, orientiert sich zur Rhein-Metropole hin: „Sie finden in Köln mehr ausgebildetes Personal als in Westfalen“, sagt Professor Horst Röper, Leiter des Dortmunder Formatt-Instituts.

NRW führt bundesweit bei TV-Formaten

Am Montag stellte er in Düsseldorf die neuen Ergebnisse der Langzeitstudie über die Film- und Fernsehproduktion vor. Ergebnis: NRW führt bei den TV-Formaten bundesweit. Mit rund 262000 Sendeminuten wurden hier 36 Prozent der TV-Formate produziert. Medien-Minister Franz-Josef Lersch-Mense freute sich – das sei so viel, wie Bayern und Hamburg zusammen erreichen.

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Beim Fernsehfilm erreicht die Branche etwa 20 Prozent Marktanteil. Ein deutlich wachsender Sektor seien Entertainment-Produkte, in deren Förderung das Land früh eingestiegen sei, betonte Lersch-Mense. Viele in NRW entwickelte Formate sind inzwischen international erfolgreich – etwa die von und mit Stefan Raab produzierten Shows.

Der Standort profitiert: Die großen Auftraggeber wie RTL oder der WDR lassen gerne in Sendernähe produzieren, wie Röper dokumentiert hat. Dementsprechend sind auch große Produktionsfirmen in NRW beheimatet, darunter Endemol oder Fandango Film. Die Kehrseite beschrieb Röper ebenso: Zwar gibt es landesweit 864 Anbieter in der Branche, der Markt sei aber zur Hälfte fest unter den zehn größten Anbietern aufgeteilt. Gerade im Bereich Information seien hingegen viele Kleinstunternehmer anzutreffen: Unabhängige Produktionsfirmen haben es Röper zufolge schwerer als an die Sender gebundene Firmen.

Finanzstarke Film- und Medienstiftung

Einen festen dritten Platz nach Bayern und Berlin hat sich die Branche bei großen Kinofilmen erarbeitet – „Toni Erdmann“ ist das jüngste Beispiel. „Wir sind kein klassisches Filmland“, meinte Lersch-Mense, „aber Nordrhein-Westfalen spielt inzwischen im Konzert der Großen mit.“ Das sei ein Erfolg der bundesweit finanzstärksten Film- und Medienstiftung des Landes, die viele Filmerfolge wie „Der Staat gegen Fritz Bauer“ oder „Das Tagebuch der Anne Frank“ gefördert habe.

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