TransrapidMusiker vertont Stoibers Stotter-Rede

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Jonny König.

Jonny König.

Köln – Edmund Stoiber ist in seiner langen politischen Karriere schon vieles genannt worden. Aber sicher nicht „funky“. Das wird sich nun ändern. Jonny König, ein 24-jähriger Schlagzeuger aus Mannheim, hat sich den berühmtesten rhetorischen Unfall des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten zur rhythmischen Vorlage genommen, die sogenannte Transrapid-Rede.

Darin versuchte Stoiber 2002 beim Neujahrsempfang der CSU für eine Transrapid-Verbindung von der Münchner Innenstadt zum Flughafen zu werben und verfuhr sich ausgerechnet beim Lob des Eingleisigen auf Nebenstrecken und falsch gestellten Weichen. Er eierte – um ein angemessen schiefes Bild zu wählen – im Kreis. Königs Liveauftritt klickten bereits Zehntausende auf YouTube an. Der Schlagwerker akzentuiert darin Stoibers berühmte Stammelsätze mit Schlägen auf Tomtoms, Snare, Becken und Basstrommel: „Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München, mit zehn Minuten, ohne, dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen, am, am Hauptbahnhof in München starten Sie Ihren Flug.“ Hätten Sie geahnt, dass sich in diesen unglücklich synkopierten Worten ein Schlagzeugsolo verbirgt? Dass man zum undurchsichtigen Freistil-Gehaspel zwanghaft mit dem Kopf nicken kann? Der junge König hat dem alten Ministerpräsidenten ein gerüttelt Maß an Soul entlockt. Stoiber, ein christsozialer James Brown.

Am Ende der Rede, als gar nichts mehr klar ist und Stoiber – hilflos in den eigenen Worten verstrickt – „weil das ja klar ist“, einfügt, bindet der Drummer den Nebensatz zur Endlosschleife, jagt Stoibers Stimme durchs Autotune-Effektgerät und prescht mit Hilfe seiner Kollegen an Gitarre, Bass und Keyboard nach vorne. Man hört und staunt: ein Popsong. Tanz den Transrapid!

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