Luise Straus-ErnstDie Spur endet in Auschwitz

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Auch Nachfahren des Künstlers waren bei der Eröffnung des neu benannten Luise Straus-Ernst Saals dabei. (Bild: Beißel)

Auch Nachfahren des Künstlers waren bei der Eröffnung des neu benannten Luise Straus-Ernst Saals dabei. (Bild: Beißel)

Brühl – Vor dem Eingang zum Wechselausstellungssaal blicken eine Frau und ihr halbwüchsiger Sohn von einem großen alten Foto aus auf den Betrachter. Aus ihren Augen spricht Einsamkeit. „Lou hatte kein leichtes Leben“, fasst Laudator Professor Werner Spies den Weg der Luise Straus-Ernst, der ersten Ehefrau von Max Ernst, zusammen. „Es war ein angstvolles Leben aus dem Koffer, das im Vernichtungslager endete.“

Jetzt wurde im Rahmen eines Festaktes der Wechselausstellungssaal im Max-Ernst-Museum Brühl feierlich nach der jüdischen Kunsthistorikerin Luise Straus-Ernst benannt. 250 Gäste, darunter Kunstkenner aus mehreren europäischen Ländern und den USA, gaben der ersten Frau von Max Ernst die Ehre. Auch Dallas Ernst, die Ehefrau von Luise Straus' verstorbenem Sohn Jimmy, und ihre Kinder Amy und Eric Ernst waren eigens aus den USA angereist. „Sie geben diesem Abend einen denkwürdigen Rahmen“, sagte Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland (LVR).

Erste Frau

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Spies brachte den Zuhörern die emanzipierte und kulturell engagierte Frau näher, die fortan im Max-Ernst-Museum ihren Platz haben wird. Er erzählte von der Intellektuellen, die 1917 als erste Frau an der Universität Bonn in Kunstgeschichte promovierte. 1919 übernahm sie sogar die kommissarische Leitung des Wallraf-Richartz-Museums. 1919 gründete Louise Straus gemeinsam mit Max Ernst die Kölner Dada-Zentrale. Ihre Kölner Wohnung wurde ein Anziehungspunkt für Intellektuelle, die sich gegen den Zeitgeist wehrten. „Der Kampf gegen die Verdrängung von Geschichte und Horror bestimmte ihr Leben“, erläuterte Spies.

Da war aber auch die private Geschichte der Luise Straus: Spies sprach in seiner sehr persönlich gehaltenen Hommage von ihrer unstillbaren Liebe zu Max Ernst und ihrem gemeinsamen Sohn Jimmy. Er erzählte vom Schicksal der allein erziehenden Mutter, die die Trennung von Max Ernst schwer getroffen hatte. Der Künstler ging 1922 mit seiner Geliebten nach Paris. Luise Straus nahm ihr Schicksal in die Hand und baute ihre journalistische Tätigkeit als Publizistin aus. Die nationalsozialistische Machtergreifung trieb sie 1933 aus Köln nach Paris. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und der Besetzung Frankreichs floh sie in den noch freien Süden des Landes. Dort wurde sie 1944 festgenommen. Mit dem vorletzten Zug wurde Luise Straus schließlich ins Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert. Dann verliert sich ihre Spur.

Opfer des NS-Terrors

Max Ernst und Sohn Jimmy habe lebenslang bedrückt, dass sie sie nicht retten konnten, berichtete Spies, der Vater und Sohn gut kannte. „Das Andenken durch die Namensgebung ist besonders wichtig, da Luise Straus Opfer des NS-Terrors und der Judenvernichtung war“, begründete Wilhelm die Ehrung. Anschließend las die Autorin Ute Remus Texte von Luise Straus.

Im Anschluss an die Einweihung präsentierte das Museum den Film „Zwiebelfische, Jimmy Ernst, Glückstadt - New York“ von Christian Bau und Artur Dieckhoff als Premiere in deutscher Sprache. Der Film über den Sohn von Max Ernst, der von 1935 bis 1938 in Glückstadt an der Elbe lebte, wurde für den norddeutschen Filmpreis nominiert.

Mit dem großen Wechselausstellungssaal wird bereits der zweite Raum nach einer Ehefrau von Max Ernst benannt. Der benachbarte Veranstaltungssaal ist seiner vierten Ehefrau Dorothea Tanning gewidmet. Die surrealistische Malerin feierte unlängst ihren 100. Geburtstag. Aus diesem Anlass gibt es derzeit eine eigene Ausstellung ihrer Kunst im Museum. Auch Luise Straus-Ernst wird vom Max-Ernst-Museum vom 19. bis 24. Oktober mit einer Ausstellung gewürdigt.

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