LungenerkrankungAngst vor Cortison unbegründet

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Mann mit Cortison-Spray (Bild: Jupiter)

Mann mit Cortison-Spray (Bild: Jupiter)

Lungenerkrankungen werden immer mehr zu Volkskrankheiten. Anlässlich des Deutschen Lungentages nutzen viele Leserinnen und Leser die Gelegenheit, sich am Stadt-Anzeiger-Telefon bei drei Experten aus dem Malteser Krankenhaus St.Hildegardis über verschiedene Lungenerkrankungen zu informieren. Zwei Stunden lang beantworteten Prof. Dr. Michael von Eiff, Chefarzt der Inneren Medizin und Pneumologe, Thoraxchirurg Dr. Rolf Förster sowie Schlafmediziner und Pneumologe Dr. Ulrich Giebisch Leserfragen:

Ich habe beim Atmen Schmerzen. Kann das auf einen Lungentumor hindeuten?

Das wäre untypisch. Normalerweise spürt man einen Lungentumor nicht. Nur etwa ein Viertel der Lungenkrebspatienten haben frühzeitig Symptome wie Husten oder Atemnot. Lungentumore werden oft erst entdeckt, wenn sie groß sind und bereits Metastasen gebildet haben. Vor allem Raucher sollten deshalb ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig ihre Lungen untersuchen lassen sprich: eine Röntgenaufnahme oder eine noch genauere Computertomographie (die allerdings als Lungenkrebs-Früherkennung nicht von den gesetzlichen Kassen bezahlt wird) machen lassen.

Kann man Metastasen in der Lunge noch operieren?

Entscheidend ist, dass der Primärtumor nachhaltig beseitigt ist und andernorts nicht auch noch Metastasen bestehen. Als Faustregel kann man für Lunge sagen, dass frühestens vier Jahre nach dem Ersttumor, maximal vier Metastasen in einer Größe von nicht mehr als vier Zentimetern auftreten sollten, damit die Operation noch gute Aussichten auf Erfolg hat.

Meine Eltern sind bei mit 70 an einem Lungentumor gestorben. Ich selber habe bis vor 15 Jahren geraucht. Habe ich ein erhöhtes Risiko auch Lungenkrebs zu bekommen?

Es gibt zwar ein genetisch bedingtes Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. Der Hauptrisikofaktor aber ist das Rauchen. Man geht aber davon aus, dass das Erkrankungsrisiko 15 Jahre nach einem Rauchstopp sich wieder dem der nicht rauchenden Bevölkerung annähert.

Durch eine Zimmernachbarin im Krankenhaus bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, dass ich nachts Atemaussetzer habe. Was soll ich jetzt tun?

Zunächst sollte bei einem Lungen- oder HNO-Arzt ein ambulantes Apnoe-Screening durchgeführt werden, bei dem die Sauerstoffversorgung überprüft und nächtliche Atempausen registriert werden. Ist das Screening auffällig, sollte man umfangreichere Untersuchungen, unter anderem mit EEG in einem Schlaflabor durchführen lassen. Schließlich sorgen die nächtlichen Atemaussetzer (Schlaf- Apnoe-Syndrom) nicht nur dafür, dass man sich am nächsten Tag müde und wie gerädert fühlt, sie erhöhen auch das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko. Eine medikamentöse Therapie gibt es für eine Schlaf Apnoe nicht. Sehr erfolgreich ist jedoch eine sogenannte Schlafmaskentherapie (CPAP-Therapie). Inzwischen sind viele verschiedene Maskenmodelle und Geräte auf dem Markt.

Ich leide unter einer Chronischen Obstruktiven Bronchitis (COPD). Wie sollte sie behandelt werden?

Typisch für eine COPD sind vermehrtes Husten, Auswurf und häufige Atemweginfektionen. COPD wird in unserer Gesellschaft wesentlich durch Rauchen verursacht. Die wichtigste Therapie ist daher das Rauchen komplett einzustellen, damit die Krankheit nicht weiter fortschreitet. Ergänzend sollten Sprays zum Erweitern der Bronchien, bei schweren Verläufen auch inhalatives Cortison eingenommen werden. Bei sehr schwerer COPD ist unter Umständen auch eine Sauerstofftherapie oder einen nächtliche Heimbeatmung hilfreich.

Sollten sich Menschen mit COPD gegen die Schweinegerippe impfen lassen?

Grundsätzlich sollten sich alle Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen jährlich gegen die Saisonale Grippe, aber auch alle sechs Jahre gegen eine Pneumokokken-Infektion (bakterielle Lungenentzündung) impfen lassen. Auch die vermutlich Ende Oktober auf den Markt kommende neue Schweinegrippeimpfung ist für Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen zu empfehlen.

Meine beiden Kinder leiden an starkem Asthma. Was kann ich für sie tun?

Asthma ist eine chronische entzündliche Erkrankung der Bronchien, die intensiv therapiert werden muss . Allergien und Infektionen können die Erkrankung verschlechtern. Medikamentös gut behandelte Patienten können heute ein weitgehend normales Leben führen. Das wichtigste Medikament bei Patienten mit Asthma bronchiale ist Cortison. Konsequente Einnahme von Cortison verbessert den Krankheitsverlauf wesentlich. Todesfälle durch einen schwergradigen Luftnotanfall sind unter Cortison extrem selten geworden. Cortison kann bei Kindern wie bei Erwachsenen heute über Inhalationshilfen verabreicht werden. Die Angst vor den Nebenwirkungen des Cortisons ist mit der inhalativen Behandlung des Cortisons unbegründet.

Sollte ich als Asthmatiker ständig meine Lungenfunktion messen?

Wichtig ist, dass bei Asthmatikern die Lungenfunktion konstant ist und ein Abfall der Leistung sofort auffällt. Dazu ist eine regelmäßige Selbstkontrolle erforderlich. Geeignet sind kleine Peak Flow Meter, die in jede Handtasche passen. Jeder Patient mit Asthma sollte eine Asthmaschulung besucht haben. Hier wird die Selbstkontrolle erlernt.

Ich hatte vor einigen Monaten einen spontanen Lungenkollaps. Kann ich jetzt eine Flugreise machen?

Ja, eine Flugreise ist keine Gefahr. Sie sollten sicherheitshalber aber vorher ihren Arzt konsultieren. Bei einem spontanen Lungenkollaps (Pneumothorax) gelangt durch oftmals kleinste Löcher Luft in den Pleuraspalt und behindert damit die Ausdehnung eines oder beider Lungenflügel, so dass diese für die Atmung nicht oder nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen.

Gibt es Risikofaktoren für einen Lungenkollaps?

Ein Pneumothorax kann bei ansonsten lungengesunden jungen Menschen auftreten. Häufiger aber kommt es bei Rauchern und bei Patienten mit verschiedenen Lungenerkrankungen zu einem spontanen Lungenkollaps.

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