Manuelas letzter Auftritt vor den Massen

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Tausende Gläubige sowie eine große Schar Medienvertreter kamen zur letzten angekündigten Marienerscheinung nach Sievernich.

Sievernich - Ob es dem Bistum passt oder nicht: Die 450-Seelen-Gemeinde Sievernich bei Zülpich gilt unter Gläubigen längst als Pilgerstätte. Aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus den Nachbarländern reisten auch am Montag wieder Busse voller Anhänger des Marienkultes an.

Teilweise waren sie mitten in der Nacht losgefahren, in der Hoffnung, einen der heiß begehrten Plätze in der kleinen Pfarrkirche St. Johann Baptist zu ergattern, um live dabei sein zu können, wenn die 35-jährige Seherin Manuela aus Düren ihre vermeintliche Marienerscheinung hat. Nur wer früh da war, fand Einlass. Gegen 10 Uhr waren bereits über die Hälfte der 400 Plätze besetzt, anderthalb Stunden später war das Gotteshaus proppenvoll - obwohl die Messe erst um 19 Uhr begann.

Schätzungsweise 2500 Gläubige und viele Journalisten fanden sich schließlich in und vor der nach Angaben von Manuela auserwählten Sievernicher Pfarrkirche ein. „So ein kleiner Ort und dann so ein Theater“, ließ ein Anwohner vernehmen. Seit dem Bekanntwerden der angeblichen Marienerscheinungen erfährt das zuvor eher beschauliche Dörfchen einen Besucherandrang, der nicht nur auf Zustimmung trifft. Um Ärger abzuwenden, wurde Sievernich am Montagabend weiträumig abgesperrt. Dafür waren die anliegenden Bundesstraßen zugeparkt.

Natürlich ist mittlerweile auch der Geschäftssinn erwacht, und während bei den letzten Erscheinungstreffen diejenigen, die mit Kaffee und belegten Brötchen das schnelle Geld zu machen versuchten, noch missmutig beäugt worden waren, prangten am Montagabend bereits neonfarbene Werbetafeln an den Straßenecken und Hauswänden. Der Verein zum Bau einer Trauerhalle in Sievernich darf sich freuen: Die eigens hergestellten Postkarten und Kacheln gingen weg wie warme Semmeln, der Baubeginn rückt somit näher.

Und auch für Maler Karl Hackstein aus Kreuzau rollte der Rubel: Er nämlich hatte die Ehre, „Maria, die Makellose, genau so zu malen, wie Manuela sie in ihren Erscheinungen sieht“. Die Seherin hatte sich mit ihm in Verbindung gesetzt, nachdem - so Hackstein - die Gottesmutter dazu aufgefordert hatte, ein Bild von sich malen zu lassen. „Dass ich derjenige bin, der sie malen durfte, ist eine große Auszeichnung für mich.“

Ein halbes Jahr lang arbeitete er an dem Ölgemälde und ließ sich immer wieder von Manuela korrigieren („Sie hat keine Toleranzen geduldet und genaue Details im Kopf gehabt.“), bis er eines Tages dann „ein friedvolles Lächeln“ in ihrem Gesicht fand. Hackstein: „Da wusste ich, ich habe es geschafft.“ Unter künstlerischen Aspekten allerdings lässt sich über das Gemälde, das Hackstein nun in Form von Postkarten, Gebetszetteln und Plakaten vertreibt, streiten.

Zehn ehrenamtliche Ordner kümmerten sich am Montag im Umfeld der Kirche um die Gläubigen, kontrollierten die Eingänge und wiesen den Weg zu Toilettenwagen und Malteser-Helfern. Bereits ab 14 Uhr standen ein gutes Dutzend Patres und Priester auf dem Kirchhof bereit, um die Beichten abzunehmen. Um 19 Uhr dann begann die Messe, während der die Seherin Manuela nach eigenem Bekunden wieder die Jungfrau Maria sehen und hören konnte. „Sie hat drei Botschaften bekommen, die sie aber noch nicht weitergeben darf“, konnte man von einem Dorfbewohner erfahren. „Außerdem hat Maria alle Anwesenden gesegnet.“ Pfarrer Heribert Kleemann predigte derweil über den Rosenkranz, „den es so oft wie möglich zu beten gilt zur Umkehr der Herzen“. Nach Pressemitteilungen des Bistums Aachen handelte es sich bei der angeblichen Erscheinung vom Montag um die letzte. Jedenfalls um die letzte angekündigte: Manuela und ihre Gebetsgruppe „Blaue Gebetsoase“ werden sich weiterhin einmal im Monat in Sievernich treffen. Gegenüber Dorfbewohnern, mit denen die 35-Jährige im Anschluss an die Messe im Jugendheim sprach, zeigte sie sich zuversichtlich, dass sie auch weiterhin ein Werkzeug der Makellosen bleibe und Marienerscheinungen haben werde. Und wie es schon in der Niederschrift der vermeintlichen Erscheinung vom 4. März heißt: „Dieser Ort möge ein Ort der Anbetung bleiben. Werde ich auch nicht mehr in der Kirche sichtbar sein, diesen Ort habe ich gesegnet, hier teile ich die Gnaden meines geliebten Sohnes Jesus aus.“

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