Mitten in der Stadt: In Hagen wurde ein 98-Meter-Hochhaus gesprengt

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Kurz nach der Zündung neigt sich das Gebäude leicht zur Seite. Das mit 21 Etagen rund 100 Meter hohe ehemalige Verwaltungshochhaus ist Europas bislang höchstes Gebäude, das innerstädtisch gesprengt wurde.

Kurz nach der Zündung neigt sich das Gebäude leicht zur Seite. Das mit 21 Etagen rund 100 Meter hohe ehemalige Verwaltungshochhaus ist Europas bislang höchstes Gebäude, das innerstädtisch gesprengt wurde.

Hagen - Die westfälische Stadt Hagen hat ihrWahrzeichen, das Sparkassenhochhaus "Langer Oskar", verloren. Mehrals 200 Kilogramm Sprengstoff ließen das 98 Meter hohe Gebäude amSonntagvormittag nach einem scharfen Knall binnen Sekunden in sichzusammenfallen. Die Trümmer krachten wie geplant in das vorgeseheneBett. Angrenzende Gebäude wurden nicht beschädigt. Fachleute hattendie Sprengung mit besonderem Interesse verfolgt: nie zuvor war ein sohohes Gebäude in Europa mitten in einer Großstadt flach gelegtworden.

Die Sprengung hatte sich um fast eine Stunde verzögert, weil esnach Aussage der Thüringer Sprenggesellschaft Probleme mit demComputer, der die elektronisch Zündung steuert, gegeben hatte.Sprengmeister Martin Hopfe sagte, man habe erstmals mit dieserElektronik gearbeitet und nach einer Fehlermeldung des Computerseinen Fehler entdeckt und dann beheben müssen.

Nach Schätzungen der Polizei hatten sich knapp 40 000 Menschen denspektakulären Fall der 26 700 Tonnen Beton und Stahl angesehen.Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Rotes Kreuz hatten mehr1200 Hilfskräfte im Einsatz. Sie sorgten unter anderem dafür, dasssich in einem Umkreis von 140 Metern um das Gebäude niemand mehrbefand und in einem weiteren Radius von 200 Metern sich nurHilfskräfte aufhalten durften. Etwa 60 Menschen hatten vorübergehendihre mit Spezialfolien gegen Steinschlag geschützen Häuser verlassenmüssen.

Drei Sprengungen, nur Sekunden voneinander getrennt, sorgtendafür, dass das Gebäude einstürzte. Erst krachte es zwischen derachten und neunten Etage, dann in der vierten Etage. Die letzteDetonation im Erdgeschoss ließ den Bau zusammenfallen. "DieSprengfaltung ist geglückt", sagte ein Ingenieur der Sprengfirmazufrieden.

Rund 12 000 Liter Wasser pro Minute aus dem nahe gelegenenFlüsschen Volme sorgten dafür, dass sich die Staubentwicklung inGrenzen hielt. 15 Wasserwerfer und sechs so genannte Hydroschildesetzten das Fallbett und den Sockel des Hochhauses unter Wasser.

An der Stelle des 1975 fertig gestellten Hochhauses will dieSparkasse Hagen ein neues, deutlich niedrigeres Gebäude errichten.Wäre der "Lange Oskar" auf konventionelle Weise abgebrochen worden,hätte dies zehn Monate Zeitverlust bedeutet, berichteteSparkassensprecher Achim Wyen.

Für die 200 000 Einwohner-Stadt war die Sprengung des "LangenOskar" auch ein touristisches Ereignis. Die Touristiker der Stadthatten zum "Sprengwochenende" eingeladen. Die Hotelbetten in derInnenstadt seien sehr gut gebucht gewesen, sagte ein Sprecher derStadt. Viele Kneipen hatten in der Nacht zum Sonntag das Ende desstädtischen Wahrzeichens mit "Sprengpartys" gefeiert. (dpa)

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