ModelleisenbahnerDen Nachwuchs auf die Schiene bringen

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Kleine Modelleisenbahnfans mit großer Begeisterung: Wenn sich die Jugendgruppe des Gladbacher Eisenbahn-Clubs trifft, baut sie oft auch an der Anlage, die sich stetig weiterentwickelt. Hier entsteht ein Ringlokschuppen im Kleinformat. BILD: DEHNIGER

Kleine Modelleisenbahnfans mit großer Begeisterung: Wenn sich die Jugendgruppe des Gladbacher Eisenbahn-Clubs trifft, baut sie oft auch an der Anlage, die sich stetig weiterentwickelt. Hier entsteht ein Ringlokschuppen im Kleinformat. BILD: DEHNIGER

Bergisch Gladbach – „Ich habe mir vor ungefähr einem Jahr eine Modelleisenbahn gewünscht“ erzählt Christoph Sochor (12) aus Overath. Den Wunsch erzählte er auch seinem Großvater, und der fuhr mit ihm zum Tag der offenen Tür des Eisenbahn-Clubs Bergisch Gladbach (ECGL) nach Gronau. „Das hat mir alles so gut gefallen, dass mir mein Opa direkt eine Eisenbahn aus dem Modellbauladen hier im Gebäude gekauft hat.“ Seit drei Monaten ist Christoph nun Mitglied im ECGL. Was ihm am meisten gefällt? „Natürlich das Fahren mit den Modellbahnen.“ Aber auch den Landschaftsbau an der großen Anlage des Clubs fand er toll. „Wir haben da den großen Berg abgerissen, um Platz für eine Ladestraße zu schaffen. Das war super!“

Genauso begeistert ist Christopher Schmidt (11) aus Bergisch Gladbach bei der Sache: „Ich bin seit ungefähr einem halben Jahr Mitglied. Am meisten macht mir das Fahren mit den Bahnen Spaß.“ Julian Toussaint, ebenfalls 11 Jahre alt und aus Bergisch Gladbach, ist seit zwei Jahren Mitglied und in seinem Alter schon so etwas wie ein alter Hase. „Davor war ich bei einem Eisenbahnclub in Köln, im Internet habe ich aber dann den ECGL gefunden.“ Ihm gefällt vor allem das Basteln und der Fahrbetrieb.

Unter den mittlerweile 30 Mitgliedern des Eisenbahn-Clubs sind sechs Nachwuchs-Modelleisenbahner im Alter ab etwa zehn Jahren. Jörg Ackmann, im ECGL Jugendwart und -betreuer, spricht über die Nachwuchsförderung: „Jugendliche hatten wir eigentlich immer dabei, eine konkrete Jugendarbeit haben wir seit 1998.“ Bei Interesse werde zunächst in einer vierwöchigen Probezeit geschaut, ob das junge Neumitglied zum Verein passe und eine gewisse technische Fertigkeit habe. „Manche Kinder sind mit zehn Jahren noch sehr verspielt, und das Modelleisenbahn-Hobby ist schon etwas komplex.“

Für die ganze Familie

Die Älteren haben das Ziel, die Jugend für die kleinen und großen Eisenbahnen zu begeistern und die technische und gestalterische Kreativität zu fördern. Sobald die Jugendlichen 18 Jahre alt sind, werden sie als so genannte „Vollmitglieder“ geführt.

Bei der Jugendarbeit wird Jörg Ackmann von Harald Grumpelt und Markus Rathmann, dem 1. Vorsitzenden des ECGL, unterstützt. Dieser, selbst Mitglied seit 1996, sieht es auch gerne, wenn die ganze Familie sich für die kleinen Eisenbahnen interessiert: „Wir unterstützen es sehr, wenn die Eltern auch mal mit ihren Kindern mitkommen.“ Die Modelleisenbahn sei ein schönes Hobby für Jung und Alt, gerade für Vater und Sohn. „Ich sehe darin auch die Motivation für die Eltern, mit ihren Kindern etwas in der Freizeit zu unternehmen.“ Jörg Ackmann ergänzt: „Für die Frauen ist es auch sehr spannend. Sie achten häufig auf Details, die den Männern verborgen bleiben. Ich würde mich über weibliche Clubmitglieder sehr freuen, bis jetzt haben wir leider noch keine.“

Die ECGL-Jugend trifft sich jeden Freitag von 18 Uhr bis 20 Uhr im Clubheim. Die erwachsenen Mitglieder kommen eine Stunde später, um 19 Uhr. So wird dafür gesorgt, dass sich die Termine zeitlich überschneiden und die Generationen begegnen. Die Jungen können dann von den Alten lernen. Jörg Ackmann: „Wir versuchen, die Jugend langsam an das Hobby heranzuführen. Das fängt beim Zusammenbauen der Anlagen an, beim Bemalen der Landschaften und beim Fahrbetrieb der Anlage.“

Die Anlage, von der Jörg Ackmann als „Dreh- und Angelpunkt des ECGL“ spricht, besteht aus den Originalvorbildern entsprechenden Abschnitten (dem Bahnhof Bodenheim im Landkreis Mainz-Bingen) und einem so genannten Freelance-Teil, der auf einem Vorschlag in einem Eisenbahnmagazin basiert. Den Hauptteil stellen die unterirdischen Gleisanlagen dar, die so genannten „Schattenbahnhöfe“. Laut Markus Rathmann sind „ungefähr 500 Meter Gleis“ verbaut worden. „Der Bau einer solchen Anlage wird eigentlich nie wirklich abgeschlossen. Sie wird seit 28 Jahren ständig verändert und vor allen Dingen verbessert.“

Bereicherung

Neben der fest installierten großen Anlage existiert auch eine kleinere, die mobil ist und für Ausstellungen und Ähnliches benutzt wird. Diese besteht aus einzelnen Modulen, also Segmenten, die untereinander getauscht werden können. So kann die Anlage bei Bedarf vergrößert oder verkleinert werden. Sie stellt den Bahnhof Bergisch Gladbach-Gronau dar und ist das Steckenpferd des ECGL-Nachwuchses. Hier wird ausgebessert, erneuert und erweitert. Im Winter soll die Anlage ein „Schaulaufen“ im Schaufenster einer Refrather Apotheke absolvieren. „Ein reines Jugendprojekt“, so Jörg Ackmann.

Insgesamt sind er und Markus Rathmann begeistert von der Jugend im ECGL: „Sie sind eine Bereicherung für unseren Club. Von der Auffassungsgabe, Geschicklichkeit und Kreativität könnten sich einige eine Scheibe abschneiden.“ Beim jüngsten Tag der offenen Tür durften die Kinder nach einer Einweisung von den Erwachsenen sogar die große Anlage fahren. Jörg Ackmann: „Der Fahrbetrieb auf der großen Anlage ist manchmal sogar schwer für mich.“ Hin und wieder würden sich die Kinder auch Unsinn ausdenken. „Aber Spaß macht es immer“, gibt Ackmann lachend zu.

In Aktion zu erleben sind der ECGL und die mobile Anlage am 12. Oktober bei einer Ausstellung im Papiermuseum Alte Dombach in Bergisch Gladbach.

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