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Muss Manneken Pis bald frieren?

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Manneken Pis im Kostüm.

Manneken Pis im Kostüm.

Städtischer Beamter fühlt sich nach 24 Jahren Dienst ungerecht behandelt.

Brüssel - Brüssels Wahrzeichen ist das Manneken Pis - zumindest für Touristen. Derzeit aber erregt der nackte Knabe auch wieder die Gemüter der Brüsseler Bürger. Denn wenn es nach Jacques Stroobants geht, dann muss Manneken Pis in den kalten Nächten von Herbst und Winter frieren. Denn Stroobants will die eigens für Manneken Pis geschneiderten Kleidungsstücke nun samt und sonders an Touristen verkaufen. Vorzugsweise an Japaner. Stroobants ist stocksauer. Der ehemalige ,,Herrenausstatter'' von Manneken Pis, der der kleinen Brunnenfigur an der Rue de l'Etuve / Stoofstraat in den letzten 24 Jahren als städtischer Beamter regelmäßig ein neues Outfit verpasst hat, kann es nicht verwinden, dass sein Sohn von der Stadt Brüssel nicht zu seinem Nachfolger erkoren wurde. Jacques Stroobants erfuhr vom Brüsseler Stadtrat nämlich soeben, dass nicht sein Sohn, sondern ein gewisser Jean-Marc Ahim von der Stadt zum neuen Manneken-Pis-Bekleider berufen wurde. Ahim darf also künftig dem Brüsseler Wahrzeichen das eng sitzende Elvis-Presley-Kostüm oder das rote Trikot der belgischen Fußballnationalmannschaft umhängen. Manchmal trägt Manneken Pis auch die Kleidung eines Staatsoberhauptes, das gerade Brüssel besucht. Brüsseler Humor. Den aber hat Jacques Stroobants verloren. „So geht man nicht mit Menschen um. Ich habe meinen Sohn eigens für seine neue Aufgabe ausgebildet.“ Der Fall Stroobants schlägt hohe Wellen. Inzwischen beschäftigt sich auch der „Orden der Freunde von Manneken Pis“, deren Mitglied Stroobants ist, mit dem Fall. „Die Manneken-Pis-Kostümchen sind keineswegs das Privateigentum von Jacques Stroobants. Wir haben sie ihm nur leihweise zur Verfügung gestellt“, wettert Guy Loiseau, der Vorsitzende des Ordens.

Im Brüsseler Stadtrat indes gibt man sich gelassen. Kulturdezernent Simons wiegelt ab: „Wir haben zuverlässliche Quellen, die wissen, dass Stroobants die Kostüme für Manneken Pis immer in zweifacher Ausfertigung bestellt hat. Wenn er seine Privatsammlung verkaufen will, soll er das doch tun. Wir können Manneken Pis dann immer noch ankleiden lassen.“

Das Brüsseler Wahrzeichen Manneken Pis erinnert an einen kleinen Brüsseler Jungen, der während der Belagerung der Stadt im 17. Jahrhundert die Lunte zu einer Kanone mit seinem Pinkelstrahl gelöscht haben soll.

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