Nach 17 JahrenMordfall wird wieder aufgerollt

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Maria Lukas war eine leidenschaftliche Läuferin. (Bild: Polizei)

Maria Lukas war eine leidenschaftliche Läuferin. (Bild: Polizei)

Köln – Kriminalisten konnten die DNA-Spuren des mutmaßlichen Täters erst jetzt entschlüsseln.Mehr als 230 Männer aus Köln und Umgebung erhalten in den nächsten Tagen Post von der Mordkommission. Sie werden gebeten, freiwillig eine Speichelprobe abzugeben. Auf diese Weise will die Polizei den Mord an einer Joggerin aus Refrath aufklären, der schon 17 Jahre zurück liegt. „Wir bitten die Männer, als Zeugen an dem Massenspeicheltest teilzunehmen und zur Aufklärung der Tat beizutragen“, sagte Polizeisprecher Winfried Südkamp.

Es war der 24. Juli 1992, ein Freitagabend, als die Versicherungsangestellte Maria Ida Lukas zu einem Dauerlauf am Bensberger See aufbrach, dort, wo heute die Badetherme Mediterana steht. Lukas wohnte erst seit wenigen Wochen in Refrath. Sie war eine leidenschaftliche Läuferin, bewältigte häufig zweimal einen fünf Kilometer langen Rundkurs in dem Wäldchen zwischen Refrath und Bensberg. Gegen 18 Uhr wurde sie an jenem Abend zum letzten Mal gesehen. Was anschließend geschah, ist bis heute unklar.

In den folgenden Tagen machte sich der Sohn, ein Zeitsoldat, zunehmend Sorgen, weil er seine Mutter telefonisch nicht erreichte. Am fünften Tag nach ihrem Verschwinden informierte er seinen Vater, der getrennt von der Frau lebte. Gemeinsam gingen die Männer die Joggingstrecke ab und fanden die Leiche der 46-Jährigen in einem Gebüsch, 300 Meter vom Parkplatz entfernt und nur zwei Meter von einer viel befahrenen Straße. Die Polizei geht davon aus, dass Maria Ida Lukas vergewaltigt wurde. An dem teils verwesten Leichnam fanden Rechtsmediziner „Spuren von Gewalt gegen den Hals“.

Vom Täter fehlte all die Jahre jede Spur - bis jetzt. Zwar hatte die Kripo schon vor 17 Jahren Genmaterial des mutmaßlichen Mörders am Tatort gesichert. Aber erst jetzt hätten die Spuren „aufgrund neuer kriminaltechnischer Untersuchungsmethoden“ entschlüsselt werden können, berichtete Südkamp. In den vergangenen Wochen haben die Ermittler das Material bereits mit den DNA-Profilen enger Bekannter und Verwandter des Opfers abgegeglichen. Ein Treffer ergab sich nicht. Auch ein Abgleich mit den Datensätzen von Straftätern aus dem Computer des Bundeskriminalamts verlief erfolglos. Jetzt geht die Kripo einen Schritt weiter und bittet mehr als 230 Männer aus dem weiteren Bekanntenkreis von Maria Ida Lukas zum Speicheltest; außerdem all jene, die sich an dem Abend, als der Mord geschah, in der Nähe des Tatorts aufgehalten haben. Deren Personalien waren während der Ermittlungen festgestellt worden.

Die nächsten Wohnhäuser sind etwa 150 Meter vom Fundort der Leiche entfernt. Bis heute erinnern sich die Anwohner mit Grausen an den 29. Juli 1992, als die Polizei das Wäldchen mit Flatterband absperrte und Beamte in weißen Overalls das Unterholz stundenlang nach Spuren durchforsteten. „Ich bin währenddessen mit dem Auto da vorbeigefahren, da wurde einem schon mulmig“, erinnert sich eine alteingesessene Bensbergerin. „Der Mord war tagelang Stadtgespräch. In den ersten Wochen ist wohl keine Frau mehr alleine an dieser Stelle vorbei gegangen, erst recht nicht im Dunkeln. Davor hatte die Polizei sogar in den Zeitungen gewarnt.“

Etwa 20 Zeugen berichteten den Beamten der Mordkommission seinerzeit von verdächtigen Beobachtungen zur Tatzeit. Zwei Spaziergänger wollten einen Mann in Jeans gesehen haben, der einer Joggerin hinterherlief. Ein Autofahrer berichtete von einem Mann, der sich in einem Gebüsch an der Golfplatzstraße eine Strumpfmaske zur Stirn hochrollte, doch sämtliche Ermittlungen liefen ins Leere. Jetzt steht der Mord womöglich kurz vor der Aufklärung.

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