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NachrufEin Mann mit einer Vision

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Sehr zur Freude von Gottlieb und Robert Löffelhardt (v.l.) kam 1996 Michael Jackson ins Phantasialand. (Bild: privat)

Sehr zur Freude von Gottlieb und Robert Löffelhardt (v.l.) kam 1996 Michael Jackson ins Phantasialand. (Bild: privat)

Brühl – Sein Kind, das Phantasialand, ist im Frühjahr 44 Jahre alt geworden. Bis zuletzt ist Gottlieb Löffelhardt fast täglich durch seinen Freizeitpark spaziert, um nach dem Rechten zu schauen. Am Donnerstag ist der Unternehmer nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren in Brühl gestorben.

Als der Schausteller Gottlieb Löffelhardt und der Puppenspieler Richard Schmidt das Phantasialand 1967 in der ehemaligen Grube Berggeist eröffneten, unkten die Fortschrittszweifler, da seien zwei Phantasten am Werk. „Die Idee war revolutionär“, sagt der frühere Brühler Stadtdirektor Dr. Wilhelm Schumacher rückblickend – aber Löffelhardt sei davon nicht nur überzeugt, sondern geradezu beseelt gewesen. Schumacher erinnert sich an den Phantasialand-Gründer einerseits als glänzenden Unterhalter, andererseits als knallharten Geschäftsmann.

Der gebürtige Berliner brachte als Sohn einer der größten Schaustellerfamilien Europas nicht nur Erfahrung und unternehmerischen Instinkt mit, sondern auch genügend Geld, um die Ideen seines Compagnons umzusetzen. Um zu sehen, wie moderne Freizeitparks funktionieren, fuhr er in die USA. Der kleine Märchenpark mit Oldtimerbahn, Western-Express und Hawaii-Restaurant mauserte sich schnell: Ab 1968 bot der Park eine Delphinshow und eine Seeräuberfahrt, 1970 eröffnete eine Gondelbahn. Das Phantasialand wuchs beständig – Hunderttausende kamen schon in den ersten Jahren. Ein Meilenstein ist die Eröffnung des Themenbereichs China-Town 1981. Als erste Europäer wurden Schmidt und Löffelhardt mit der chinesischen Kulturmedaille ausgezeichnet.

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Michael Jackson eröffnete das Phantasialand

Als die Zauberkünstler Siegfried und Roy dem Phantasialand zu seinem 20. Geburtstag 1987 zwei weiße Königstiger schenkten, spielte der Park schon in der Liga der ganz Großen mit. Ein Coup gelang Gottlieb Löffelhardt und Sohn Robert, als sie 1996 Superstar Michael Jackson für die Eröffnung einer Achterbahn nach Brühl lockten.

Die Rollen zwischen den Phantasialand-Gründern Löffelhardt und Schmidt waren stets klar verteilt: Der Puppenbauer und -spieler Schmidt war der kreative Kopf, Löffelhardt der Unternehmer. Die Schmidt-Löffelhardt GmbH & Co. KG existiert noch heute. Als Schmidt sich in den 1990er Jahren ausbezahlen ließ, übernahm Löffelhardt die alleinige Geschäftsführung, die er 1998 an seinen Sohn Robert abgab. Seitdem mischte er sich in die Geschäfte nicht mehr ein – „Ich bin Rentner und bleibe Rentner“, sagte er.

Mit Löffelhardt verliere die Stadt Brühl einen „visionären Pionier, der Stiftungen einrichtete und Menschen half, ohne viele Worte darüber zu verlieren“, sagte Bürgermeister Michael Kreuzberg. „Er war ein großer Brühler, der viel für das Image der Stadt getan hat und immer an Brühl geglaubt hat.“ So kam der weltmännische Löffelhardt, der einen Freizeitpark in Italien gründete und zwischenzeitlich auch dort lebte, immer wieder nach Brühl zurück. Die Öffentlichkeit hat er stets gemieden. Regelmäßigen Phantasialandbesuchern war sein Gesicht bekannt, da er ein Haus mit Zugang zum Park besaß, den er bis zuletzt für seine täglichen Rundgänge nutzte. Gottlieb Löffelhardt wird am kommenden Donnerstag auf dem Brühler Südfriedhof beigesetzt. Hunderte Menschen aus der ganzen Welt werden ihm die letzte Ehre erweisen.

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