Neu in KölnStarthilfe beim Kennenlernen

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Einen Blick hinter die Kulissen der Stadt werfen: Alt- und Neukölner bei einer Führung in der Brauerei Malzmühle. (Bild: Michael Bause)

Einen Blick hinter die Kulissen der Stadt werfen: Alt- und Neukölner bei einer Führung in der Brauerei Malzmühle. (Bild: Michael Bause)

Köln – Frau Heithorst, mit dem „relocation service“ unterstützen Sie Neuankömmlinge in Köln bei Wohnungssuche und Umzug. Außerdem führt der von Ihnen im vergangenen Jahr gegründete Verein „Rheinland Agentur“ Alt- und Neukölner gemeinsam durch bedeutende Gebäude der Stadt. Warum widmen Sie Beruf und Freizeit den Zugereisten?

CLAUDIA HEITHORST: Ich weiß, wie es ist, neu in einer anderen Stadt zu sein und bin oft von Freunden angesprochen worden, wo man hier in Köln etwas unternehmen kann. Vielen fehlt die ursprüngliche Vernetzung aus ihrer Heimat, wo man von Kind auf alles kennt. Wenn man neu in einer Stadt ist, weiß man gar nichts: Man läuft staunend an einem Gebäude vorbei oder fragt sich, warum die eine Kneipe total voll, die daneben aber leer ist. Wo bin ich hier? Was gibt es hier alles? Diese Fragen wollten wir den Menschen vor allem mit der „Rheinland Agentur“ beantworten.

Ist es denn so wichtig, die Stadt zu kennen, um die Menschen in ihr kennenlernen zu können?

Alles zum Thema Bars und Kneipen

HEITHORST: Auf jeden Fall. Das zeigt auch die Resonanz bei unseren Führungen. Die Leute neigen dazu, immer mehr Kontakte im Netz zu schließen. Letztendlich sitzt aber abends, nach Feierabend, niemand gerne allein vorm PC. Dieses Rausgehen, das Verlassen der häuslichen Umgebung, das ist für viele ein Anreiz.

Eine Stellungnahme gegen Facebook?

HEITHORST: Dagegen nicht. Das Internet ist sicher nett, um den ein oder anderen Kontakt herzustellen oder sich Gruppen anzuschließen. Aber das frisst Zeit – und man verbringt diese Zeit alleine. Für eine kontinuierliche Freundschaft oder Bekanntschaft ist es doch viel gewinnbringender, persönlich miteinander zu reden oder mal gemeinsam in die Kneipe zu gehen.

Klingt einfach. Warum ist dann oft Starthilfe von Stammtischen und Vereinen wie der „Rheinland Agentur“ nötig, um die Menschen zusammenzubringen?

HEITHORST: Mitunter ist es schick in unserer Gesellschaft, keine Zeit zu haben. Rufen Sie mal irgendwo an und versuchen, sich spontan zum Abendessen zu verabreden. In der Regel werden Sie hören: „Ich bin im Moment total im Stress.“ Bis da mal eine Initiative entsteht zusammen wegzugehen, und sei es zum Italiener an der Ecke, hat man früher eine Menge Telefonkosten verschlissen. Gut, dass es heute die Flatrate gibt. Ein Abend bei uns ist unverbindlich, nett und kostet nicht die Welt. Da kann man sich einfach reinstürzen und schauen, was auf einen zukommt.

Terminkalender beiseite, spontan sein. Was hilft noch, um neue Leute kennenzulernen?

HEITHORST: Wenn man erst mal irgendwo hingeht, ist das Kennenlernen gar nicht das Problem. Durch die Kneipenmentalität in Köln, auch im Karneval, ist es leicht, mit neuen Leuten ins Gespräch zu kommen. Das Halten des Kontakts ist etwas ganz Anderes und erfordert viel mehr Zeit, Geduld und Toleranz.

Das Gespräch führte Annika Leister

Die „Rheinland Agentur“ veranstaltet einmal im Monat Führungen, um das Kultur- und Wirtschaftsleben Kölns zu erkunden. Nach Brauhaus, Postdirektion und Oberlandesgericht wird am Donnerstag, den 23. Februar, um 18 Uhr, das innovative Designunternehmen „pixel pets“, Alte Wallgasse 6, besichtigt. Um Voranmeldung wird gebeten.

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