Cosa Nostra und Co.Rund 100 Menschen in NRW haben Bezüge zur italienischen Mafia

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PIC Da Bruno

Vor diesem italienischen Restaurant ist es 2007 zu einer Schießerei zwischen Maffia-Gruppierungen gekommen.

Düsseldorf – Das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt geht bei rund 100 Personen davon aus, dass sie einer italienischen Mafia-Organisation angehören oder Bezüge dazu haben. „Knapp zwei Drittel können der 'Ndrangheta angehören, knapp ein Drittel der Cosa Nostra“, sagt der Leiter der Abteilung für organisierte Kriminalität beim LKA NRW, Thomas Jungbluth (61). Hinzu kämen einige Mitglieder der Camorra sowie wenige Angehörige der sogenannten Stidda.

Die 'Ndrangheta könne man vor allem am Niederrhein und im westlichen Ruhrgebiet verorten, die Cosa Nostra im Kölner Bereich und die Camorra im östlichen Ruhrgebiet. Die Stidda habe keinen regionalen Schwerpunkt, sagt Jungbluth. „Die Angehörigen der verschiedenen Organisationen verhalten sich zum Teil sehr unauffällig.“

Alle rechtlichen Möglichkeiten werden ausgeschöpft

Nordrhein-Westfalen sei offensichtlich attraktiv für die Gruppierungen. „Das Land hat eine hervorragende Infrastruktur und eine große italienische Community. Außerdem ist NRW ein prosperierendes Land. Hier kann man Geld verdienen.“

Bei ihren Ermittlungen nutzten die Ermittler alle rechtlichen Möglichkeiten, die die Strafprozessordnung biete. „Wenn es die Möglichkeit gibt, mit verdeckten Ermittlern oder Telefonüberwachung zu arbeiten, nutzen wir das auch.“ Jungbluth betont, dass man die organisierte Kriminalität immer im internationalen Zusammenhang sehen müsse. „So ist Nordrhein-Westfalen häufig nur Transitland, zum Beispiel für den Transport von Rauschgift.“

Gruppen haben verschiedene Tätigkeitsfelder

Auch bei den Tätigkeitsfeldern gibt es Unterschiede. „Bei den Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit der 'Ndrangheta geht es öfter um Rauschgift.“ Die Cosa Nostra bringe man häufiger mit Sozialbetrug auf Baustellen in Verbindung. Und die Camorra kenne sich gut mit Falschgeld aus. Generell gelte aber: „Organisierte Kriminalität finden wir immer da, wo die Täter glauben, dass sie Gewinne machen können.“

Ob und in welchem Ausmaß italienische Restaurants Verbindungen zu einer Mafia-Organisation haben, sei unklar. „Wir haben von den italienischen Behörden keine konkreten Hinweise darauf bekommen, dass in NRW ansässige Gastronomiebetriebe von der italienischen organisierten Kriminalität dominiert, kontrolliert oder genutzt werden“, sagt der Experte.

Keine Beweise für eindeutige Verbindungen

Natürlich könne man davon ausgehen, dass es Lokale gibt, die eine gewisse Nähe zu solchen Organisationen haben. „Aber gerichtsfest bewiesen haben wir das nicht.“ So habe es in den vergangenen zehn Jahren so gut wie kein Verfahren in Sachen Schutzgelderpressung gegeben. „Und ohne Opfer ist das extrem schwierig nachzuweisen.“

In Nordrhein-Westfalen haben nach Angaben von Jungbluth 17 Polizeipräsidien Dienststellen für organisierte Kriminalität. Zusammen mit den Experten des LKA beschäftigten sich damit rund 600 Beamte mit der organisierten Kriminalität. (dpa, lnw)

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