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Geschäftsidee in EssenLadenbesitzer verlangt Eintritt fürs Bummeln

Lesezeit 3 Minuten

Essen – Mit einem Facebook-Post hat ein Essener Händler eine Welle an Reaktionen hervorgerufen. Eigenen Angaben zufolge wolle der Inhaber des Ideenreich ein neues Konzept ausprobieren: Kunden müssen bei ihm in seinem Laden an der Kapuzinergasse zwei Euro Eintritt bezahlen, wenn sie „nur bummeln“ wollen und zunächst nichts kaufen wollen. Sollten sie im Anschluss dann etwas finden, würde ihnen das Eintrittsgeld mit dem Einkauf „natürlich“ verrechnet.

Der Ladenbesitzer versteht die Aktion als eine Art Protest gegen Konsumstrukturen in Zeiten des Onlinehandels. Kunden, die sich in den Geschäften über Produkte informieren und diese dann aber nicht im Geschäft, sondern über das Internet bestellen. Er versteht sein Geschäft und seine Beratungstätigkeit als eine Dienstleistung, die immer weniger Wertschätzung von der Gesellschaft erfährt.

Die Folge ist eine Geschäftssituation an der Grenze zur Aufgabe. Dabei besuchen interessierte Kunden den Laden. Doch die kaufen eben nichts. An manchen Tagen nimmt der Essener eigenen Angaben zufolge gerade einmal einen zweistelligen Eurobetrag ein, obwohl rund 50 Kunden im Geschäft waren. Zudem sei dar Laden nicht mehr finanzierbar, wenn man nicht zeitweise den Laden verlassen und im Atelier arbeiten würde. „Daher bitte haben sie Verständnis für diesen ungewöhnlichen aber eben notwendigen Schritt“, so Ideenreich Essen in seiner Anzeige.

Der Facebook-Post im Wortlaut:

„fast 16 uhr nach ca. 50 kunden im laden 12,50 euro in der kasse, daher werde ich jetzt mal für den rest des tages was testen. seht selbst. hatte ich schon länger vor, gilt aber nicht für EUCH, falls das schild hängt (sprich: ich mich ab und zu dafür entscheide um in ruhe produzieren zu können) sagt einfach FACEIDEENREICH und ihr dürft natürlich so rein!!! (habe das "ab sofort" noch in "heute" abgeändert, gilt ja nur, wenn ich was anderes arbeiten muss.....)“

Die Reaktionen auf Facebook

Die Reaktionen auf die Aktion sind so unterschiedlich wie sie nur sein können. Einige unterstützen die Idee und wollen sie eventuell für ihr eigenes Geschäft verwenden.

„Hallo Herr Pütz, meinen Respekt vor ihrem Mut“, schreibt etwa ein Facebook-Nutzer. „Ich betreibe mit meiner Frau zusammen auch einen Geschenke-Laden, und auch wir hatten schon mal darüber nachgedacht unseren Laden als Museum zu klassifizieren, denn dann könnten wir ja, wie in jedem anderen Museum auch, Eintritt verlangen.“

Ein anderer User schreibt hingegen mit deutlichen Worten: „Ich würde keinen Schritt in den Laden setzen. Aber mal ganz ehrlich, was für ein Schund muss es dort geben, wenn nach einem Arbeitstag nur 16,50 e in der Kasse sind. 1,-€ Artikel für 10,- €, oder Dinge die kein Mensch braucht? Ich rate den Laden einfach dicht zu machen, mehr Geld kann nicht verdient werden.“

Weiterer Post zum Verständnis

Mit einem zweiten Post zu der Aktion reagiert der Händler, nachdem es in den Medien und den sozialen Netzwerken zu breiten Reaktionen gekommen war. Der Essener fühlt sich missverstanden und rechtfertigt seine Entscheidung. „In allen Interviews habe ich betont, dass ich das Schild nur aufhänge, wenn ich auch produzieren muss. Selbst meine wirtschaftlichen Gründe habe ich ohne Scham offen gelegt. Zusätzlich habe ich immer deutlich formuliert, dass ich auf das Problem kleiner Einzelhändler hinweisen wollte und auch so mit Menschen darüber kommunizieren möchte.“

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