MedikamententestsDrei ehemalige Heimkinder melden sich in Bethel

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Das Hauptverwaltungsgebäude der Bodelschwinghschen Stiftung Bethel.

Krefeld/Bielefeld – Nach Berichten über Medikamententests an ehemaligen Heimkindern haben sich bei den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld drei möglicherweise Betroffene gemeldet. Das teilte die Einrichtung am Donnerstag mit. Zuvor hatte die Zeitung „Neue Westfälische“ darüber berichtet. Die Stiftung plant nach Angaben einer Sprecherin ein Gespräch mit den Betroffenen. Außerdem will die Einrichtung Akten aus den Jahren 1955 bis 1975 auf die Verabreichung des Mittels Encephabol an Heimkinder prüfen.

Das Essener Franz Sales Haus hat nach Angaben von Donnerstag bisher einen möglicherweise Betroffenen ausfindig gemacht und Kontakt aufgenommen. Da für den Mann keine Dringlichkeit bestehe, werde er vermutlich erst im nächsten Jahr seine Akte einsehen, teilte Direktor Günter Oelscher am Donnerstag mit. Weitere Betroffene konnte die Einrichtung bisher nicht ausfindig machen. Die Suche nach sechs Jahrzehnten sei sehr schwierig, stellte Oelscher fest.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) will am 25. November mit den Trägern der vier bekannten Einrichtungen und der beteiligten Ministerien das weitere Vorgehen abstimmen. Sie will sich auch einen Überblick verschaffen, was über die damaligen Vorgänge bekannt ist.

Die Arzneimittelforscherin Silvia Wagner hat nach eigenen Angaben Belege für bundesweit etwa 50 Versuchsreihen mit schätzungsweise mehreren Tausend Heimkindern gefunden. Sie kam zu dem Schluss dass zwischen 1957 und 1972 unter anderem in fünf nordrhein-westfälischen Einrichtungen Medikamente an Heimkindern getestet wurden, vier davon sind namentlich bekannt.

Neben den Bodelschwinghschen-Anstalten Bethel in Bielefeld und dem Essener Kinderheim Franz Sales Haus soll es Tests im Düsseldorfer Heim Neu-Düsselthal, in einer Klinik für Jugendpsychiatrie in Viersen und in einem namentlich nicht bekannten Waisenhaus gegeben haben.  (dpa) 

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