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SicherheitMehr Polizei für Problemviertel

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Auch in Gelsenkirchen – hier ein Einsatz im Januar – sieht sich die Polizei immer wieder aggressiven Bürgern gegenüber.

Auch in Gelsenkirchen – hier ein Einsatz im Januar – sieht sich die Polizei immer wieder aggressiven Bürgern gegenüber.

Düsseldorf/Duisburg – Hat sich die Lage inzwischen verbessert? Der Polizeisprecher zögert: „Das ist jetzt schwer zu messen“, sagt der Mann vom Duisburger Präsidium. Zumindest die Pressemitteilungen, die die Duisburger Beamten in den vergangenen Tagen in die Welt setzten, lesen sich noch nicht so, als sei es viel ruhiger geworden im Problem-Stadtteil Marxloh: In der Nacht zu Freitag musste man mal wieder mit neun Streifenwagen rausfahren. Zwei Gruppen standen sich gegenüber, gut 30 Leute, besorgte Anwohner meldeten eine Schlägerei. Marxloh, der alte Arbeiterstadtteil im Norden Duisburgs, ist schon länger ein schwieriges Pflaster, doch in den letzten Monaten scheinen sich die Probleme mit libanesischen Familienclans und kriminellen Banden, die sich von Streifenpolizisten wenig beeindrucken lassen, zu verdichten.

Kürzlich gelangte eine vertrauliche Analyse der Duisburger Polizei an die Öffentlichkeit – sie klang bedrohlich: Die Pflicht, der Polizei, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, sei in bestimmten Gegenden „akut gefährdet“, heißt es in dem Papier, aus dem der „Spiegel“ zitierte. Anwohner würden eingeschüchtert, nähmen Straßenbahnen „als Angsträume wahr“. Immer wieder gebe es ethnische Spannungen unter Migranten, Polizisten bekämen in den Problemvierteln „eine hohe Aggressivität und Respektlosigkeit“ zu spüren.

Im Duisburger Norden gebe es inzwischen Viertel, in die man nicht mehr mit einem einzigen Streifenwagen zu Einsätzen fahren könne, sagt Arnold Plickert, Chef der Gewerkschaft der Polizei in NRW. Ende Juni sorgte ein Polizeieinsatz für Schlagzeilen, bei dem ein Beamter und seine Kollegin von Mitgliedern eines Clans attackiert wurden. Der Mann konnte den Mob erst stoppen, als er seine Dienstpistole zog. Zuvor war eine Polizistin bei einer Unfallaufnahme niedergeschlagen worden.

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Die verstörenden Berichte aus Marxloh zwingen auch Innenminister Ralf Jäger (SPD), selbst Duisburger, zum Handeln: Im Norden der Stadt ist inzwischen an jedem Abend zusätzlich eine Hundertschaft im Einsatz. Die Beamten setzen auf Nadelstiche, ahnden Verkehrsverstöße, kontrollieren Falschparker – „Wir zeigen Präsenz“, heißt die Strategie. Das Ministerium biete allen Präsidien, die Probleme mit Banden- und Clanstrukturen haben, ähnliche Sofort-Hilfen an. Im Blick hat Jäger neben Duisburg vor allem bestimmte Ecken in Essen und Dortmund. Auch in Köln gebe es immer wieder kritische Situationen, in denen Polizisten attackiert würden, sagt Gewerkschaftschef Plickert.

Der Innenminister beteuert: No-go-Areas, also rechtsfreie Räume, „wird es hier in Nordrhein-Westfalen nicht geben“. Erst vor wenigen Tagen war Jäger selbst im Duisburger Norden mit einer Streifenwagenbesatzung unterwegs. Wie aus Polizeikreisen zu hören ist, hat man ihn dort schonungslos mit dem Ernst der Lage konfrontiert.

In Marxloh, sagt der Sprecher, seien die Kollegen erst mal froh, dass man durch die Hilfe von außen, „wenn es eskaliert“, genug Verstärkung alarmieren könne.

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