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Olympia 2008Virus bremst den Vierer aus

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Der deutsche Ruder-Vierer mit Gregor Hauffe, Urs Käufer, Richard Schmidt and Jochen Urban. BILD: GI

Der deutsche Ruder-Vierer mit Gregor Hauffe, Urs Käufer, Richard Schmidt and Jochen Urban. BILD: GI

Leverkusen – Als sie den Zielstrich überquert hatten, sackten die deutschen Ruderer im Vierer ohne Steuermann erschöpft und schwer geschlagen in ihrem Boot zusammen. In diesem Augenblick überwog die Enttäuschung über den letzten Platz im olympischen Finale.

Allerdings hielt die Frustration nur kurz an, denn zu viel war in den letzten Tagen geschehen, als dass man sich im deutschen Boot irgendwelche Vorwürfe machen konnte. RTHC-Ruderer Gregor Hauffe und Urs Käufer werden vermutlich mit ein wenig Abstand froh sein, dass sie überhaupt dieses Finale fahren konnten. In ihrem Fall erhielt das olympische Motto „Dabeisein ist alles“ einen ganz neuen Sinn: Sie waren schließlich die einzigen Athleten, die aus der Stammformation des Vierers übrig geblieben waren, während der ander RTHC-Ruderer Toni Seifert und Filip Adamski aufgrund einer Viruserkrankung schon nicht mehr am Halbfinale hatten teilnehmen können. Die Ersatzleute Marco Neumann aus Magdeburg und der Trierer Richard Schmidt sprangen daraufhin ein, und das Boot erreichte völlig überraschend den Endlauf.

Als wäre der Deutsche Ruderverband nicht schon genug gebeutelt, kam es am Tag vor dem Finale dann aber noch schlimmer. Mit Marco Neumann erwischte der im deutschen Ruderteam grassierende, bakterielle Infekt den dritten Ruderer aus dem Vierer. Also musste selbst für den Reservisten ein Ersatzmann gefunden werden. Da sich auch Filip Adamski und Toni Seifert noch nicht wieder gesund zurückmeldeten, aber wenigstens als Zuschauer an die Strecke kamen, war die Not groß. Schließlich setzte sich Jochen Urban aus dem Deutschland-Achter in den Vierer-Bug. Der Substanzverlust war so am Ende aber zu groß, und die Deutschen trudelten abgeschlagen als Sechste ins Ziel. „Wir sind zu einem Siebener ohne Steuermann geworden. Unter diesen Umständen war das Erreichen des Finales ein Erfolg. Allerdings hatten wir uns mehr erhofft, als gnadenlos hinterher zu schippern“, meinte ein enttäuschter Urs Käufer.

Vielleicht London

Der Leverkusener Gregor Hauffe deutet derweil an, was unter normalen Bedingungen möglich gewesen wäre: „Ein bisschen ärgerlich ist, dass ausgerechnet die Franzosen Bronze holten, die wir im Vorlauf noch unter Kontrolle hatten. Aber wer die Medaillen gewinnt, hat sie auch verdient.“ Auch Trainer Ralf Müller zeigte sich nicht unzufrieden: „Großes Lob an die Truppe, vor allem an Gregor als Schlagmann und auch an Jochen, der seine Sache gut gemacht hat. In der Originalbesetzung wäre der Vierer unter die ersten Vier gerudert.“

Alle beteiligten Akteure sind in einem Alter, in dem man noch nicht an das Ende der Karriere denken muss. In vier Jahren stehen wieder Olympische Spiele an und eventuell kann der Deutsche Vierer in London das olympische Finale in Bestbesetzung fahren. Bis dahin läuft aber noch viel Wasser die Ruderstrecke hinunter. Gesund werden und gesund bleiben ist kurzfristig gesehen erst einmal wichtiger.

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