Mord in Berlin-KöpenickPolizei prüft möglichen Ehrenmord an schwangerer 19-Jähriger

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Anwohner und Freunde der Toten legten am Tatort Blumen und Kerzen ab.

Anwohner und Freunde der Toten legten am Tatort Blumen und Kerzen ab.

Berlin – Nach dem grausamen Mord an einer 19-jährigen Schwangeren in Adlershof werden neue Einzelheiten bekannt. „Der Ex-Freund wollte das gemeinsame Kind nicht“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, zum Motiv der mutmaßlichen Täter. Die Ermittler schließen nicht aus, dass es bei dem Mord darum ging, die Ehre der Familie rein zu halten.

Die mutmaßlichen Mörder der 19-jährigen Maria P. sitzen seit dem Wochenende in Untersuchungshaft. Der 19-jährige Eren T. und der gleichaltrige Daniel M. haben Einzelzellen in der Jugendstrafanstalt Plötzensee. Ihnen wird gemeinschaftlicher Mord vorgeworfen. Eren T., der bisher bei seiner Mutter im Neuköllner Ortsteil Rixdorf wohnte, äußert sich in den Vernehmungen nicht mehr. Sein mutmaßlicher Komplize Daniel M., der ebenfalls aus dem Norden Neuköllns stammt, räumte die Beteiligung an dem Mord teilweise ein.

Verdächtiger geht zur Polizei

Am Donnerstag sollen sie Maria P. in einem Wald in Adlershof getötet haben. Die junge Frau, die hochschwanger war, bekam zwei Messerstiche in den Bauch. Dann wurde sie mit Benzin übergossen und angezündet. Sie verbrannte bei lebendigem Leibe. Am Freitagmorgen fanden Passanten die Leiche.

Wie nun bekannt wurde, meldete sich Eren T. bereits am Freitag um 3 Uhr, bei einem Neuköllner Polizeirevier. Er mache sich Sorgen um seine Freundin Maria und befürchte, dass ihr etwas zugestoßen sei, sagte er. Dabei verwickelte er sich derart tief in Widersprüche, dass die Polizei ihn nach dem Fund der Leiche festnahm. Beim Haftrichter räumte er lediglich ein, dass Maria P. ein Kind von ihm erwartete. Den Mord lastete er seinem Kumpel Daniel M. an, der daraufhin festgenommen wurde. Laut Ermittlungen waren beide in gleichem Maße an dem Mord beteiligt. Warum das Opfer, das aus Hohenschönhausen stammt, in Adlershof ermordet wurde, dazu macht die Staatsanwaltschaft keine Angaben.

In ersten Vernehmungen hatte Eren T. gesagt, dass seine Familie ihn unter Druck gesetzt habe, weil Maria – obwohl zum Islam konvertiert – ihr nicht passte. Daraufhin trennte er sich von Maria und verlangte die Abtreibung. Gegenstand der Ermittlungen ist nun die Frage, welche Rolle die Familie von Eren T., der türkischer Staatsbürger ist, spielte und ob sie ihn zu der Tat anstiftete. Eren T. ist zuvor nicht straffällig geworden. Daniel M., der Deutscher ist, ist dagegen bereits wegen verschiedener Straftaten bei der Polizei registriert. Weitere Angaben zu diesem Verdächtigen machen die Ermittler nicht.

Gedenkfeier geplant

Maria P. besuchte das Oberstufenzentrum (OSZ) Gastgewerbe in Weißensee. Sie hatte eine zweijährige Ausbildung zur Gastronomie-Fachkraft begonnen. Seit mehreren Monaten sei sie wegen ihrer Schwangerschaft beurlaubt gewesen, sagt Schulleiter Rudolf Enste. Nachdem er am Montag erfahren hatte, dass eine Schülerin das Opfer sei, habe er die Schüler der Klasse informiert, sagt er. „Mittlerweile kümmern sich auch Psychologen und der Präventionsbeauftragte der Polizei um die Mitschüler.“ Am OSZ bereite man eine Gedenkfeier vor und werde auch einen Gedenkraum mit einem Foto des Gewaltopfers versehen.

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