Abo

Streitbarer ImagefilmSpiegel Online liefert sich Videoschlacht mit der AfD

Lesezeit 2 Minuten
B_Spon nochmal zu Bitterfeld_280416

Die Spiegel-Reporterin kommentiert das AfD-Video.

Bitterfeld – Seit Wochen ist Bitterfeld-Wolfen wegen des AfD-Wahlergebnisses deutschlandweit in den Medien. Nun geht der teils heftig geführte Streit in die nächste Runde. Nachdem Spiegel Online in zwei Videos aus Bitterfeld berichtete - was teils scharfe Kritik wegen Einseitigkeitprovozierte -, hat die AfD als Antwort ein Video „Bitterfeld-Wolfen hält zusammen“ gedreht. Das bietet so viele Ansätze für Kritik, dass Spiegel-Online-Reporterin Sandra Sperber nun zum Video-Gegenschlag ausholt.

Das AfD-Video - in dem es heißt „Wir wollten uns selber ein Bild machen“, aber nie erwähnt wird, dass „Wir“ der AfD-Landesverband ist - verweist auf schwere Zeiten, die die Bitterfelder gemeinsam durchgestanden hätten: „Der 30-jährige Krieg, die DDR und 2002 kam die Jahrhundertflut“. Fehlt da nicht was? So kann die Spiegel-Online-Reporterin mit Verweis auf ein KZ-Außenlager nachhaken: „Die Zeit des Nationalsozialismus hat die AfD einfach ausgeschlossen.“ Auf die Frage „Wieso?“ habe man keine Antwort bekommen.

Bürgermeinung nicht gefragt

Als nächstes wollen die AfD-Filmer wissen, warum so viele die AfD gewählt haben „und treffen Daniel und Sarah am Ufer der Goitzsche“. Die reden über „Probleme, die sich seit Jahren angesammelt haben“, nennen die Stadtfusion gegen den Bürgerwillen, Ruinen in Wolfen, den Goitzsche-Verkauf oder die geplatzten Goitzsche-Arkaden. Doch was nicht gesagt wird: Es reden Daniel Roi und Sarah Sauermann. Also nicht „irgendwelche Passanten am See“, wie die Reporterin klarstellt, „sondern zwei frisch gewählte AfD-Landtagsabgeordnete, die hier wie das nette, engagierte Pärchen aus der Nachbarschaft vorgestellt werden.“ Auch der dritte Befragte ist ein AfD-Abgeordneter: Volker Olenicak. Von den erwähnten Bürgern und Politikern, mit denen man gesprochen habe, keine Spur. Trotzdem wird als Fazit behauptet: „Das Problem sitzt im Stadtrat.“ Zum Schluss wird die Wagenburgmentalität gegen Einmischungen beschworen: Durch eine billige Hetzkampagne solle die ganze Stadt abgestraft werden. „Das Ziel ist, uns zu spalten.“ Doch die Stadt werde zusammenhalten, wie bei der Flut.

Alles zum Thema Film und Fernsehen

Kein Gegenwind seitens der Stadt

Die Kritik konterkariert Sperber mit der Klarstellung: „Der eigentliche Imageschaden ist ja durch den Sieg der Rechtspopulisten und die Aussagen der AfD-Anhänger entstanden.“ Sie fragt: „Ob dieser Film der Stadt wirklich hilft?“

Aber auch Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) kommt nicht ungeschoren davon. Sie hatte das erste Spiegel-Video wie viele andere heftig kritisiert und war im Nachdreh zu Wort gekommen. Was hält sie vom AfD-Video? Wust antwortete lapidar: „Das von Ihnen angesprochene Video der AfD ist uns bekannt.“ Sperber wundert sich: „Mehr kam da nicht wirklich, jedenfalls keine Erwiderung auf die ganzen Vorwürfe.“ Und schreibt der Stadt ins Stammbuch: „Aber wer nicht diskutiert, hat eigentlich schon aufgegeben.“ (red)

KStA abonnieren