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PaveierMicky Brühl will eigene Band

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Micky Brühl verlässt die Paveier. (Bild: Stefan Worring)

Micky Brühl verlässt die Paveier. (Bild: Stefan Worring)

Köln – Am Aschermittwoch ist für Micky Brühl alles vorbei – zumindest bei den Paveiern. Nach fast 29 gemeinsamen Jahren als eine der gefragten Top-Gruppen im Kölner Karneval wollen der Sänger und die anderen Musiker künftig getrennte Wege gehen. Das gaben die fünf Gründungsmitglieder der Band am Dienstagnachmittag bei einer Pressekonferenz bekannt. Der letzte gemeinsame Auftritt ist am Karnevalssonntag in der „Lachenden Kölnarena“.

Bis zuletzt war für Brühl die Rücknahme seiner vor rund einem Jahr eingereichten Kündigung zum Jahresende 2012 möglich gewesen. „Dann hätten wir in der alten Besetzung weitergemacht. Wir haben uns alle gewünscht, dass Micky bleibt“, sagte Tastenspieler Detlef Vorholt und betonte, dass der im Vorjahr in die Gruppe eingestiegene Gitarrist und Sänger Sven Welter „nie als Ersatz, sondern stets als Ergänzung und Entlastung für Brühl“ gedacht war.

Doch Brühl hält an dem angekündigten Ausstieg fest: „Ich will das so nicht mehr.“ Der Schlagerfan verwies auf musikalische Differenzen, bei denen er sich gegen den „Fünfer-Tüv“ der Kollegen nicht habe durchsetzen können. Einen konkreten Streit habe es innerhalb der Band nicht gegeben. „Und unterschiedliche Meinungen sind Band-Alltag“, ergänzte Vorholt. Früher sei schon mal ein Hi-Hat (Becken auf Ständer) durchs Studio geflogen oder der Tisch im Bandbus durchs Bodenblech gehauen worden, doch sowas sei „im normalen Bereich. Bei Brings kommen solche Schlägereien jeden Tag vor“, scherzte er.

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Während jetzt noch vier Weihnachtskonzerte und dann die Karnevalssession anstehen, bastelt Brühl(50) bereits an einer Nach-Paveier-Karriere: „Ich kann ja nichts anderes als singen. Gut, ich war früher mal Autoschlosser, aber wenn ich heute in einen Motor gucke, erkenne ich nicht mal die Zündkerze.“Brühl will nicht als Solist auf die Bühne, sondern mit einer neuen Band. „Es haben sich eine ganze Reihe Kollegen aus der Kölner Musikszene direkt bei mir gemeldet, die mitmachen wollen.

Einige sind schon in der engeren Wahl.“ Bislang konnte er derartigen Interessenten allerdings keinen konkreten Start-Termin nennen. Doch jetzt haben sich die Band und ihr zukünftiger Ex-Sänger geeinigt. Vorholt: „Wir haben die Anwälte nach Hause geschickt und in den vergangenen Wochen einige nette und freundschaftliche Gespräche geführt.“ Finanzielle Fragen wurden geregelt, das vertraglich festgelegte Wettbewerbsverbot – Brühl darf ein Jahr nach seinem Abschied nicht mit gleichen Liedern oder ähnlichem Programm auftreten – um ein halbes Jahr verkürzt. Einen Streit um einzelne Lieder, da gebe es vom „Trömmelchen“ der Räuber bis zu „Rut sin de Ruuse“ der Boore genug schlechte Beispiele, werde es nicht geben. Vorholt: „Ab Sommer 2013 darf er singen, was er will.“ Somit ist Brühl in der Session 2012/2013 nicht in den Karnevalsprogrammen dabei. Danach will er zwar mit bekannten Paveier-Hits, vorrangig jedoch mit neuen, eigenen Liedern auf die Bühne zurück.„Einige Demos gibt es schon.“ Zudem hatte er mit Erry Stoklosa zwei Lieder – so „Kölle is cool“ – für das aktuelle Album der Bläck Fööss geschrieben.

Für die Paveier, die an ihrem Konzept mit demokratischen Entscheidungen festhalten wollen,beginnt ab sofort die Suche nach einem Nachfolger. „Ganz sicher keinen Sänger aus einer bestehenden Band“ will Vorholt verpflichten und ergänzt: „Die Position kann man nicht einfach austauschen. Wir verlieren ja einen Frontmann, das Gesicht der Band.“ Die Situation sei schwierig, doch die Bläck Fööss hätten das ja auch erfolgreich geschafft. Neben musikalischen und menschlichen Qualitäten (Klaus Lückerath: „Der muss schon zu uns passen.“) sollte der Neue die kölsche Sprache beherrschen. Schlagersänger wie Olaf Henning oder Andrea Berg, so Bubi Brühl, kämen demnach nicht infrage.

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