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„Die Toten kommen“5000 Menschen vor Kanzleramt - Mahnmale in ganz Deutschland

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Grabstätte einer im Mittelmeer ertrunkenen Syrerin auf dem Friedhof in Berlin-Gatow

Grabstätte einer im Mittelmeer ertrunkenen Syrerin auf dem Friedhof in Berlin-Gatow

Berlin – Ursprünglich hatte ein Bagger anrollen sollen. Vor dem Kanzleramt in Berlin hatte er ein Loch graben sollen, in dem die Aktivisten des Künstlerkollektivs "Zentrum für politische Schönheit" symbolisch einen Sarg beisetzen wollten. Stellvertretend für alle Flüchtlinge, die bei dem Versuch starben, nach Europa zu kommen. Doch die Aktion wurde den Künstlern untersagt.

Stattdessen haben die Demonstranten nun Holzkreuze dabei, Schaufeln und Blumen. Sie tragen T-Shirts mit Aufschriften wie: "Wir sind alle Ausländer - fast überall", oder Plakate mit Sprüchen wie: "Täter im Kanzleramt". Vor diesem "Marsch der Entschlossenen" zum Kanzleramt hatten die Künstler im Internet einen Film veröffentlicht, der zeigt, wie sie angeblich zehn an den EU-Außengrenzen gestorbene Flüchtlinge im Beisein von Geistlichen aus Massengräbern holen und mit Zustimmung der Angehörigen exhumieren, um sie nach Berlin zu bringen. Im Internet tauchen derweil erste Fotos von Gräbern an anderen Orten in der Stadt auf.

Sie zeigen aufgehebelte Gehwegplatten und zu Grabhügeln aufgeschütteter Sand. Dazu hat jemand Blumen, Kerzen und ein Kreuz gestellt. "Das sind nicht wir", sagt Lenz. "Die Gräber verselbstständigen sich." Und das nicht nur in Berlin. In ganz Deutschland erregen Unterstützer der Aktion mittlerweile Aufmerksamkeit.

Mahnmale auch in Köln

Über Nacht entstanden in mehreren Städten symbolische Grabstätten, die an das Leid der Flüchtlinge erinnern sollen. Unter "#dietotenkommen" werden bei Twitter Bilder von Kreuzen in Innenstädten gepostet. Bereits am Samstag war an der Naturbühne in Bergisch Gladbach-Bensberg ein Grab im Pflaster zu finden. "In Gedenken an Flüchtlingstote" stand auf der Umrandung. Auch in Köln waren in der Nacht zu Sonntag offenbar Unterstützer der Aktion tätig.

In Ehrenfeld wurde in der Nähe der Bahnbögen ein Holzkreuz aufgestellt, ebenso eines am Rheinufer und am Zollkriminalamt an der Bergisch-Gladbacher Straße. Auf der Seite "http://unknownrefugees.tumblr.com" werden die Fotos zusammengetragen.

Wer die Kreuze aufgestellt hat, lässt sich nicht ermitteln. Das "Zentrum für Politische Schönheit" verwahrt sich auf seiner Facebook-Seite offiziell gegen Nachahmer. Wie ernst dies allerdings gemeint ist, zeigt eine Bauanleitung auf der Seite: Hier wird genau aufgeführt, welche Arbeitsmaterialien (Spaten, Sand, Kerzen) man zum Anlegen einer Gedenkstätte benötigt und wie man das Straßenpflaster aufhebelt.

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