Bauskandal im Bistum LimburgVerschleierung von langer Hand geplant

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Der Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Der Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Köln – Nach den Veröffentlichung einzelner – teils irrwitziger – Rechnungspositionen beim Neubau der Limburger Bischofsresidenz wird nun das eigentlich Skandalöse des ganzen Projekts sichtbar: eine systematische, von langer Hand geplante und auf Druck des Bischofs durchgehaltene Verschleierung der wahren Kosten. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS), der vom Bistum in der Vergangenheit wiederholt Falschberichterstattung, üble Nachrede und eine Hetzkampagne vorgeworfen worden war, veröffentlichte zahlreiche Dokumente zur Entstehungsgeschichte des Baus auf dem Limburger Domberg.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bat zwei Experten für Architektur und Denkmalpflege um eine Beurteilung dieser Unterlagen. Beide Fachleute – die mit Rücksicht auf ihre Nähe zu kirchlichen Auftraggebern und damit aus Sorge vor beruflichen Nachteilen um Diskretion baten – kamen zu einem vernichtenden Ergebnis: Es handle sich um ein „perfides System des Täuschens und Vertuschens“.

Aus den Akten geht hervor, dass die Baumaßnahme in zehn Einzelprojekte untergliedert wurde. Dies sei aber weder sachlich noch im Hinblick auf eine straffe Kontrolle geboten. Im Gegenteil: Die Aufstellung der Kosten sei am Ende aufwendiger und teurer.

So könne man die Gebäudegründung und Sicherungsmaßnahmen sinnvollerweise nicht voneinander trennen. „Es sei denn, man will die Kosten splitten, so dass sie für den Außenstehenden unübersichtlich sind.“ Ein anderes Beispiel: „Man hat Aufzüge und Zuwege oder auch den Lichthof aus der Kostenplanung für das Bischofshaus herausgenommen und prozentual anderen Gebäudeteilen zugeordnet.“ Dieses Vorgehen erlaube es aber, den Bau preisgünstiger darzustellen. „Die Unterlagen zeigen genau diese Strategie.“

Eine Ausgaben-Obergrenze von fünf Millionen Euro, von der an der Bischof um Genehmigung durch Rom nachsuchen muss, konnte so umgangen werden. „Es waren Leute am Werk, die genau wussten, wie man planen muss, um diese Verpflichtung zu unterlaufen. Man wollte nie sparen.“ Die Akten zeigen auch, dass die vom Bistum genannten Zahlen nie etwas mit den realen Kosten zu tun hatten. Während nach außen 5,5 Millionen Euro, im Frühsommer dann 9,85 Millionen kommuniziert wurden, ging man intern von 17 Millionen, später von 25 Millionen Euro aus. „Diese Summen müssen beschlossen worden sein, weil auf ihrer Basis die Aufträge vergeben wurden.“ Die Verantwortung liege immer nur bei einem: dem Bauherrn oder einem bevollmächtigten Vertreter. Das sind: Bischof Tebartz-van Elst und sein Generalvikar Franz Kaspar.

Beichte unter Tränen

Wie die „FAS“ berichtet, wurden Mitarbeiter wie Dombaumeister Tilmann Staudt zu Falschaussagen veranlasst. „Wir haben Sie immer belogen“, zitiert die Zeitung Staudt aus vertraulicher Runde mit dem Vermögensverwaltungsrat, als dieser Anfang Oktober die Akte zur Prüfung in die Hände kam.

Unter Tränen habe Staudt gebeichtet, dass er den Bischof sogar als Verantwortlichen aus den Unterlagen tilgen musste. Tatsächlich steht verschiedentlich nur das Wort „Umplanung“, wo es ursprünglich „auf Wunsch des Bauherrn“ geheißen haben soll. „Die eigenen Leute zum Lügen zwingen, da ist noch mal eine ganz andere Dimension, als selber die Unwahrheit zu sagen“, so der vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ befragte Fachmann.

In den Gemeinden gebe es oft einen ganzen Stab – Architekten, Baumanager, Kontroller – der Baumaßnahmen begleite. Gegen den ausdrücklichen Wunsch des Bischofs wage sich aber niemand zu stellen. „Hier zeigt sich, was passieren kann, wenn bei einem Menschen mit Allmachtsfantasien die Sicherungen durchbrennen und die Kontrolle versagt.“ Nirgendwo sonst liege die Verantwortung für ein Bauprojekt von solchem Volumen letztlich bei einem Einzelnen.

Den „größten Treppenwitz“ hat sich einer der Fachleute für den Schluss aufbewahrt. Ursprünglich habe es in den Vorgaben geheißen: Der „Leitfaden für ressourcenschonendes Bauen“ des Bistums Limburg sei einzuhalten.

Dazu gehört neben Wärmedämmung oder der Energie-Effizienz auch das Verhältnis von Investition und Betriebskosten. „Bei einer High-Tech-Schallanlage, einer Lichttechnik der Höchstklasse oder einem Badezimmer mit Designer-Wanne beantworten sich solche Fragen von selbst.“

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