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BildungsaustauschErasmus feiert 30. Geburtstag

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Bundesbildungsministerin Johanna Wanka 

Berlin – Eigentlich lebt Adam Eager im englischen Newcastle.

Doch der 18-Jährige ist nach Deutschland gekommen – genau genommen: in den brandenburgischen Ort Blossin –, um sich als Teilnehmer am EU-Programms Erasmus in der Freiwilligenarbeit in einem Jugendbildungszentrum einzubringen.

30. Geburtstag von Erasmus 

Eager hilft dort unter anderem in einem Workshop mit, in dem Jugendliche aus Deutschland und Polen, aber auch junge Flüchtlinge zusammenkommen.

Am Beispiel des Briten lassen sich drei Dinge über das Erasmus-Programm lernen, das in diesem Jahr den 30. Geburtstag feiert.

Erstens: Erasmus ist heute Erasmus Plus. Es geht also nicht mehr allein darum, Studierenden einen Aufenthalt in einem anderen europäischen Land zu ermöglichen.

Entwicklung einer europäische Identität

Vielmehr umfasst Erasmus heute auch Angebote für Freiwillige, Schüler, Auszubildende, Lehrer und Lehrende an Hochschulen.

Zweitens: Wer wie Adam an einem Bildungs- und Austauschprogramm wie Erasmus teilnimmt, der entwickelt oft tatsächlich so etwas wie eine europäische Identität.

„Wenn alle älteren Wähler in Großbritannien auch schon dieselben Möglichkeiten gehabt hätten wie ich, wenn sie wüssten, wie gut Europa sich anfühlt, dann hätten sie nicht für den Ausstieg aus der EU gestimmt“, ist Eager überzeugt.

1971 einigten sich die Minister auf eine Kooperation

Womit aber auch klar ist, dass – drittens – keine der Annehmlichkeiten eines offenen Europas in diesem Tagen für selbstverständlich genommen werden kann.

Im Jahr 1971 hätten sich die europäischen Bildungsminister erstmals auf das Prinzip der Kooperation geeinigt, sagt EU-Bildungskommissar Tibor Navracsics bei einer Feierstunde zum 30. Geburtstag von Erasmus von Berlin.

1987 konnte das Programm starten

Dann habe es aber bis 1987 gedauert, bis das Programm starten konnte, fügt er hinzu. Im ersten Jahr haben 657 deutsche Studenten erstmals mit Erasmus den Schritt ins Ausland gewagt – seitdem sind es fast 1,3 Millionen gewesen.

Europaweit ist Erasmus Plus von 2014 bis 2020 mit einem Budget in Höhe von rund 14,8 Milliarden Euro ausgestattet. Kein Wunder also, dass Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) und Bundesbildungsministerin Manuela Schwesig (SPD) beide von Erasmus als einer Erfolgsgeschichte sprechen.

„Europa selbst ist eine große Leistung – und Europa leistet Großes“, sagt Wanka.

Europa leistet Großes

Schwesig fordert aber, Erasmus Plus müsse noch stärker auf jene jungen Menschen zugeschnitten werden, denen der Weg ins Ausland nicht von Haus aus ermöglicht werde.

Die Lehrer an sozialen Brennpunktschulen, die gegen größte Widrigkeiten einen Austausch für ihre Schüler organisierten,  müssten besser unterstützt werden. „Diese Lehrer haben eine ganze Menge zu schultern“, sagt die SPD-Politikerin.

Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), lobt zugleich, dass Erasmus auch den Lehrern die Möglichkeit gebe zu erleben, wie im Ausland unterrichtet werde, was Kollegen dort anders machten. „Das schadet nie“, befindet Eisenmann.

„Ich liebe das deutsche Pfand"

Einig sind sich die Politiker aus Bund und Ländern, dass es sich lohne dafür zu kämpfen, dass für Erasmus auch nach 2020 wieder viel Geld bereitgestellt wird. Das sieht auch Adam Eager so.

Das Spannende an einem Auslandaufenthalt seien die vielen kulturellen Unterschiede, die man kennen lerne. Und von denen er nicht zuletzt die kleinen zu schätzen weiß.

„Ich liebe das deutsche Pfand“, sagt er. Das kenne er aus England so nicht. „Flaschen und Dosen zum Automaten zu bringen und dann zuzuschauen, wie sie daran verschwinden – das macht mir wirklich Spaß.“

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