Debatte um ZeitumstellungAm Sonntag wird wieder an der Uhr gedreht - wie lange noch?

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Uhr Symbolbild

In der Nacht zum Sonntag wird wieder einmal an der Uhr gedreht. (Symbolbild)

Leipzig – In der Nacht zum Sonntag wird wieder einmal an der Uhr gedreht: Um drei Uhr morgens werden die Uhren um eine Stunde von der Sommerzeit auf die mitteleuropäische Zeit (MEZ) zurückgestellt.

Dann ist es morgens wieder früher hell und dafür nachmittags eher dunkel. Viele Menschen haben von dem Hin und Her aber genug und befürworten ein Ende der Zeitumstellung. Wann die EU entsprechende Pläne umsetzt, ist allerdings noch nicht absehbar.

Zeitumstellung bei den meisten Deutschen unbeliebt

Dass der Sonntag mit der Zeitumstellung eine Stunde länger ist, dürfte die meisten Menschen zwar kaum stören. Allerdings ist die Umstellung auf Sommerzeit im Frühjahr und auf Normalzeit im Herbst zunehmend unbeliebt, wie regelmäßige Umfragen zeigen. In einer Forsa-Umfrage für die Krankenkasse DAK-Gesundheit befürworteten zuletzt 78 Prozent die Abschaffung der Zeitumstellung.

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Der Anteil der Befürworter lag mit nur noch 18 Prozent auf einem Tiefpunkt. Etwa ein Viertel der Befragten - 26 Prozent - hatte nach eigenen Angaben schon einmal gesundheitliche oder psychische Problemen nach der Zeitumstellung. Knapp drei Viertel fühlen sich müde oder schlapp, fast zwei Drittel haben Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen.

Energieeffekt umstritten

Kritiker der Zeitumstellung führen neben den gesundheitlichen Belastungen ins Feld, dass diese ihren ursprünglichen Zweck nicht erfüllt. Eigentlich sollte das Vorstellen der Uhr im Frühjahr zum Energiesparen in der hellen Jahreszeit beitragen. Die Überlegung: Wenn sich der Tag um eine Stunde nach vorn verschiebt, wird weniger Beleuchtung und damit weniger Strom verbraucht. Doch dadurch entstehende Energiespareffekte sind kaum nachweisbar. Auch das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag kam in einer Analyse zu dem Schluss, dass die energetischen Aspekte kaum ins Gewicht fallen.

EU-Regelung soll fallen – aber wann?

Grundlage für die Zeitumstellung ist eine EU-weite Regelung, wonach die MESZ in allen Mitgliedsstaaten jeweils am letzten Sonntag im März beginnt und am letzten Sonntag im Oktober endet. Deutschland führte die Regelung 1980 ein. Die EU-Kommission will die Zeitumstellung nun wieder abschaffen. Ursprünglich visierte sie dies bereits für 2019 an.

Jedes Land hätte demnach für sich entscheiden sollen, ob es dauerhaft die Normal- oder Sommerzeit einführt. Das EU-Parlament unterstützte diesen Vorschlag grundsätzlich und sprach sich im März für ein Ende der Zeitumstellung ab 2021 aus. Es hapert aber an Absprachen der Mitgliedsländer, um zu verhindern, dass ein Flickenteppich verschiedener Zeitzonen entsteht.

Wissenschaftler und Lehrer gegen Umstellung auf dauerhafte Sommerzeit

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin spricht sich für eine Beibehaltung der Normalzeit aus. Das Tageslicht und insbesondere der Blauanteil des Sonnenlichts sei der „Hauptzeitgeber“ für die innere Uhr des Menschen und maßgeblich für den Wach-Schlaf-Rhythmus.

All dies wird den Experten zufolge am besten durch die Winterzeit gewährleistet. Durch Umstellung auf Sommerzeit drohe hingegen ein Schlafmangel, der zu Konzentrations- und Leistungseinbußen sowie mehr Unfällen führe. Auch der Deutsche Lehrerverband fürchtet für den Fall einer dauerhaften Umstellung auf Sommerzeit gesundheitliche Gefahren für Schüler.

Technische Umsetzung

Rein technisch ist die Umstellung unproblematisch. Taktgeber für die Zeit sind in Deutschland die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Über Sender werden die Signale übertragen, durch die sich die Funkuhren automatisch an die Zeitumstellung anpassen. Auch für die Deutsche Bahn ist die Zeitumstellung längst Routine. Die DB-Nachtzüge etwa halten in der Nacht zum Sonntag an einem Bahnhof entlang der Reisestrecke, um die eine Stunde zusätzlich zu überbrücken.

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