Roman Herzog ist totGauck, Merkel und Steinmeier würdigen Altbundespräsidenten

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Roman Herzog am 30.03.2016

Roman Herzog verlässt am 30.03.2016 nach einem Trauergottesdienst für den verstorbenen ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Lothar Späth, die Stiftskirche in Stuttgart (Baden-Württemberg). Herzog starb im Alter von 82 Jahren.

Berlin – Der frühere Bundespräsident Roman Herzog ist tot. Er starb im Alter von 82 Jahren. Das bestätigte das Bundespräsidialamt am Dienstag in Berlin. Herzog stand von 1994 bis 1999 an der Spitze der Bundesrepublik. Zuvor war der Jurist Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

Der CDU-Politiker hatte unermüdlich vor Reform-Müdigkeit im Land gewarnt. Herzog machte es sich zur Aufgabe, gegen Blockaden in Politik und Gesellschaft anzugehen. Besonders in Erinnerung blieb seine Rede von 1997 mit dem zentralen Satz: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen“. 

Gauck: „Herzog unermüdlicher Mahner für Reformen“

Bundespräsident Joachim Gauck hat seinen verstorbenen Amtsvorgänger Roman Herzog als unermüdlichen Mahner für Reformen gewürdigt. „Roman Herzog hat Reformbereitschaft angemahnt, als die Bundesrepublik dieser Mahnung in besonderer Weise bedurfte“, sagte Gauck am Dienstag im Schloss Bellevue.

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„Wie notwendig Veränderungen sind, um Wohlstand und soziale Sicherheit zu gewährleisten, hat er uns immer wieder vor Augen geführt.“

Als freiheitsliebender kritischer Geist und als Mann der klaren Worte habe Herzog viel zur Verständigung zwischen Bürgern und Politik beigetragen, sagte Gauck weiter. „Er genoss Vertrauen, weil er eine klare und menschliche Art zu denken hatte und weil er aus tiefster Überzeugung sich für dieses Land und Europa einsetzte – und auch weil er seinen Mitmenschen mit Takt und Umsicht begegnete.“

Gauck hob hervor, dass Herzog als Kind noch den Zweiten Weltkrieg erlebt habe. „So war für ihn eine der wichtigsten Aufgaben, die Erinnerung an die dunkelste Zeit Deutschlands wachzuhalten.“ Herzog habe als Bundespräsident viel für Versöhnung und Verständigung, Vertrauen und gute Nachbarschaft bewirkt. „Roman Herzog hat sich um unser Land und um Europa verdient gemacht. Wir werden ihn dankbar in Erinnerung behalten.“

Merkel würdigt Verdienste von Herzog

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Verdienste des verstorbenen Altbundespräsidenten Roman Herzog gewürdigt. „Roman Herzog hat sich um unser Land verdient gemacht. Seine unverwechselbare kluge Stimme und seine Fähigkeit, Probleme offen zu benennen und dabei Mut zu machen, wird mir und wird uns allen fehlen“, erklärte Merkel am Dienstag in Berlin. 

„In klarer Sprache drückte er immer wieder seine Überzeugung aus, dass das Land sich stetig weiter entwickeln und erneuern müsse.“ Deutschland verliere mit Herzog „einen Patrioten, der unserem Land in vielfacher Weise gedient hat“.

„Sein Tod ist ein großer Verlust für Deutschland und die CDU“, erklärte in Berlin auch CDU-Generalsekretär Peter Tauber.

Steinmeier: „Großer Staatsmann von uns gegangen“

„Ein großer Verfassungsrechtler, Politiker und Staatsmann ist heute von uns gegangen“, erklärte in Berlin Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). „Ich habe Roman Herzog als einen geradlinigen, ehrlichen und klugen Menschen erlebt, der sich nicht scheute, auch harte Wahrheiten anzusprechen, aber auch seinen tiefsinnigen Humor niemals verlor“, würdigte Steinmeier den Verstorbenen.

„Wir verabschieden uns mit großem Respekt von einem Mann, der während seiner Amtszeit als Bundespräsident unser Land hervorragend nach innen und nach außen vertreten hat“, schrieb SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Frankreichs Außenminister Ayrault: „Herzog Freund Frankreichs“

Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault hat den gestorbenen früheren Bundespräsidenten Roman Herzog als „einen Freund Frankreichs und einen großen Europäer“ gewürdigt. Er habe sein Mandat mit Überzeugung und Autorität ausgeübt, „immer bedacht, die humanistischen Werte zu fördern“, teilte Ayrault am Dienstag in Paris mit. „Mit seinem Tod verliert Deutschland einen der großen Architekten seiner Einheit.“

Herzog setzte sich auch kritisch mit den Bürgern auseinander. „Das Volk bewegt sich nicht“, sagte er im Frühjahr 2008 der „Bild“-Zeitung. Es gebe zwar eine gewisse Bereitschaft zu Reformen, „aber es bräuchte politische Führung, echtes Charisma, um sie zu mobilisieren“.

Roman Herzog verzichtete auf zweite Amtszeit

Seine politische Karriere hatte das CDU-Mitglied als Bildungs- und als Innenminister in Baden-Württemberg begonnen. Nach seinem Verzicht auf eine zweite Amtszeit als Bundespräsident saß er in verschiedenen Kommissionen. Dazu gehörte der Konvent für Deutschland, ein Expertengremium, das sich unter anderem mit den Themen Föderalismusreform und Finanzverfassung beschäftigte.

Herzog lebte zuletzt auf der Götzenburg in Jagsthausen bei Heilbronn, wo seine zweite Frau Alexandra Freifrau von Berlichingen zuhause ist. Christiane Herzog, die sich nicht nur während der Amtszeit ihres Mannes im sozialen Bereich engagierte, war im Juni 2000 gestorben. (dpa/afp) 

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