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Kommentar zu TrumpEin Präsident als Pflegefall

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US-Präsident Donald Trump

Washington – Der Außenminister hält den Präsidenten für einen Schwachkopf. Ein führender Senator warnt, der eigene Regierungschef könne den Dritten Weltkrieg anzetteln und fordert eine 24-Stunden-Betreuung. Nein, dies ist nicht die Vorschau auf eine neue bitterböse TV-Politsatire. Das ist die Realität in den USA, wo ein unberechenbarer Narzisst und Choleriker seit neun Monaten den Finger über dem Atomknopf hält.

Man muss dem republikanischen Senator Bob Corker dankbar sein, dass er offen ausspricht, was Beobachter schon lange anmerken: Donald Trump ist seinem Amt charakterlich, psychisch und intellektuell nicht gewachsen. Corkers Schilderungen, wie ein enger Kreis des Kabinetts permanent versucht, den Präsidenten einzuhegen und das Schlimmste zu verhindern, sind in höchstem Maße alarmierend. Vor dem Hintergrund der täglich neuen, ungezügelten Twitter-Tiraden des US-Regierungschefs gegen Nordkorea und den Iran kann einem wirklich angst und bange werden.

Das Schweigen der Republikaner ist widerwärtig

Es ist empörend, dass ein Mann wie Trump auch nur in die Nähe des Weißen Hauses kommen konnte. Geradezu widerwärtig aber ist das dröhnende Schweigen seiner Partei. Viele republikanische Kongresspolitiker geben Corker insgeheim Recht. Sie sehen die Gefahren klar. Doch öffentlich winden sie sich oder schmieren Trump gar Honig um den Mund. Weder mit Feigheit noch mit Opportunismus ist diese Verlogenheit zu erklären.

Was ist ein Posten im Senat, was sind ein paar Prozentpunkte in den Umfragen angesichts der realen Gefahr einer wahnwitzigen kriegerischen Auseinandersetzung mit unabsehbaren Folgen?  Wenn die Spitze der Republikaner diesem Präsidenten nicht endlich offen Paroli bietet, macht sich die einstmals so stolze Partei Abraham Lincolns auf dramatische Weise schuldig - an ihrem Land und der ganzen Welt.

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