Nach der WahlDiese AfD-Politiker sitzen bald im deutschen Bundestag

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Im neuen Bundestag werden einige neue Vertreter der AfD sitzen.

Berlin – Die beiden AfD-Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland sind die Vorsitzenden der neuen AfD-Bundestagsfraktion. Die 38-jährige Ökonomin und der 76-jährige Parteivize wurden auf der konstituierenden Sitzung am Dienstag in Berlin mit 86 Prozent gewählt. Die AfD ist nach dem Rückzug von Parteichefin Frauke Petry mit 93 Abgeordneten im Bundestag vertreten. (afp)

Doch wer sind die neuen Akteure im politischen Betrieb in Berlin? Wir haben uns einige der Bundestags-Neulinge genauer angesehen.

Wilhelm von Gottberg

Wilhelm von Gottberg

Wilhelm von Gottberg

Niedersachsen, 77, ist ein ehemaliger Polizeibeamter. Er war von 1992 bis 2010 Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Ostpreußen und 20 Jahre lang Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen. Laut „Die Zeit“ soll er im Jahr 2001 auf der Titelseite des „Ostpreußenblatts“ einen italienischen Neofaschisten wie folgt zitiert haben: „Der Holocaust muss ein Mythos bleiben, ein Dogma, das jeder freien Geschichtsforschung entzogen bleibt.“ Von Gottberg ergänzte das Zitat als Herausgeber des Blattes mit den Worten: „Wir haben dem nichts hinzuzufügen.“

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Martin Hohmann

Martin Hohmann

Martin Hohmann

Hessen, 69, feiert sein Bundestags-Comeback: Er war bereits 1998 bis 2003 Abgeordneter – damals für die CDU, die  ihn 2004 aber nach seiner als antisemitisch kritisierten „Tätervolk“-Rede ausschloss. Seit 2016 sitzt er für die AfD im Kreistag von Fulda, nun zieht er über die hessische Landesliste ein. Inhaltlich hätte er sich schon in der CDU gut mit AfD-Lautsprecher Bernd Höcke verstanden: 1999 wollte Hohmann das Holocaust-Mahnmal verhindern, das ein „monumentaler Ausdruck der Unfähigkeit, uns selbst zu verzeihen“ sei. Später wandte er sich gegen „eine christlich-muslimische Verbrüderung“ und beklagte in jener Einheitsfeiertag-Rede von 2003, dass „man als Deutscher in Deutschland keine Vorzugsbehandlung“ genieße, zu viel an EU und für NS-Opfer zahle – und zog einen Vergleich zwischen Juden und Deutschen, den viele als Relativierung des Holocaust verstanden.

Sebastian Münzenmaier

Sebastian Münzenmaier

Sebastian Münzenmaier

Spitzenkandidat in Rheinland-Pfalz, 28, musste sich mitten im Wahlkampf vor Gericht verantworten. Als Teil einer Gruppe von Kaiserslautern-Hooligans soll er im März 2012 Fans des FSV Mainz 05 attackiert haben. Zunächst war er Mitglied der vom Verfassungsschutz beobachteten Partei „Die Freiheit“, ehe er sich 2013 der AfD anschloss.

Beatrix von Storch

Beatrix von Storch

Beatrix von Storch

Berlin, 46, ist stellvertretende Bundesvorsitzende der AfD und hat sich vor allem mit fragwürdigen Posts in den sozialen Medien einen Namen gemacht. Unmittelbar nach einem Terroranschlag in London schrieb sie auf Twitter: „Ich habe die Schnauze so was von voll von diesen »In Gedanken bei«-Floskeln! Merkels Politik fördert den Terror in Europa. Sie ist verantwortlich“.  Bei ihrer Bewerbungsrede für Platz eins der Berliner Landesliste betonte sie: „Ich will die Islamisierung zurückdrehen!“

Enrico Komning

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Enrico Komming

Mecklenburg-Vorpommern, 49. Der Anwalt macht keinen Hehl aus seiner Mitgliedschaft  in der Greifswalder Burschenschaft „Rugia“ , der ein unklares Verhältnis zum Rechtsextremismus vorgeworfen wird. Die Burschenschaft richtete bereits mehrere Veranstaltungen mit Rechtsextremisten aus, zahlreiche hochrangige NPD-Mitglieder gingen aus ihr hervor.  Komning setzt sich für eine Liberalisierung des Waffenrechts in Deutschland ein.

Detlev Spangenberg

Detlev Spangenberg

Detlev Spangenberg

Sachsen, 73, soll, während seiner Zeit in der Nationalen Volksarmee Berichte über Kameraden für die Stasi verfasst haben. Zwischen 1987 bis 2006 war Spangenberg Mitglied der CDU. Zwei Jahre später trat er bei der Kreistagswahl in Sachsen für die rechte Vereinigung „Arbeit-Familie-Vaterland“ an, die mit dem Slogan „Sachsenmut stoppt Moslemflut“ warb.

Stephan Brandner

Stephan Brandner

Stephan Brandner

Thüringen, 51, Rechtsanwalt und  bisher Fraktionsvize im Erfurter Landtag. Im Mai 2016 flog er aus einer Landtagssitzung, er hatte Grüne als „Koksnasen“ und „Kinderschänder“ beleidigt. Auch sonst ist Brandner nicht mit sonderlich freundlichen Ausführungen zu Politikern aufgefallen. FDF-Chef Christian Lindner ist für ihn ein „Unterhosenmodel“, das der AfD Ideen klaue.  Auf  die frühere  Alkoholsucht von Martin Schulz anspielend, sprach Brandner wiederholt von „Martini Schulz“. Die Bundeskanzlerin Merkel will er wegen ihrer vermeintlichen Verstöße gegen das Asylrecht ins Gefängnis bringen.

Jürgen Pohl

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Jürgen Pohl

Thüringen, 53, ist ebenfalls Rechtsanwalt. Pohl leitete bisher das Wahlkreisbüro von Björn Höcke und zählt zum engsten Kreis seiner Mitstreiter. Er nennt es eine „biblische Herausforderung“, alle „illegalen Ausländer“ abzuschieben.  Der erklärte Pegida-Fan Pohl erklärte dazu auch: „Wann immer wir von Flüchtlingen aus Syrien sprechen, dann sind das meist junge, wehrfähige Männer, die nach deutschem Recht Deserteure sind.“

Marc Jongen

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Marc Jongen

49, Baden-Württemberg, ist Philosophiedozent an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Als Mitglied der Bundesprogrammkommission hat der Sloterdijk-Freund das aktuelle Wahlprogramm der AfD mit ausformuliert. Jongen sei der „philosophische Kopf der AfD“, schrieb „Die Zeit“.  Jongen spricht gern von einer „thymotischen Unterversorgung“ in Deutschland – und meint damit einen Mangel an Empörung und Wut im Land. Von Jongen stammt auch das Zitat: „Man macht sich zum Knecht von Einwanderern“.

Jens Maier

Jens Maier

Jens Maier

Sachsen, 55, Richter am Landgericht Dresden.  Auf Facebook teilte er  folgendes   Höcke-Zitat: „Das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt.“ Maier kommentierte das Zitat mit dem Satz: „Mal ehrlich, was ist daran falsch?“

Bernd Baumann

Hamburg, 59, ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler und fungierte bislang zwei Jahre lang als Landeschef und Fraktionsvorsitzender in der Hamburger Bürgerschaft. Nach den Ausschreitungen beim G-20-Gipfel bezeichnete Baumann die Rote Flora als eine „eine Art linken Führerbunker“.

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