Obrigkeit, HomosexualitätViele Flüchtlinge denken wie AfD-Anhänger

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Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz

Dass die nach Deutschland kommenden Flüchtlinge anders denken als wir, kann eigentlich niemanden überraschen. Nehmen wir allein die Syrer: Sie kommen aus einem muslimischen Land. Vor allem aber kommen sie aus einer jahrzehnte-alten Diktatur. Und die Forschung sagt, dass autoritäre Prägungen lang nachwirken – auch in Deutschland. So gesehen sind die Ergebnisse einer aktuellen, allerdings nicht repräsentativen Studie der Berliner Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft nicht überraschend.

Die Hochschule hat unter Studienleiter Roland Freytag 445 Flüchtlinge eingehender befragt und die Antworten ausgewertet. 1000 Fragebögen wurden in Berliner Flüchtlingsunterkünften verteilt. Geantwortet haben überwiegend Flüchtlinge mit einer höheren Bildung. Dabei sind zwei Resultate besonders interessant.

Meinungsfreiheit: Ja, aber...

So sprachen sich zwar 84 Prozent der Befragten für Meinungsfreiheit aus. Dass sich aber beispielsweise Künstler über Politiker lustig machen dürfen, befürworteten nur 38 Prozent. Aussagen wie, die beste politische Staatsform sei die, in der ein starker Führer zum Wohle aller regiert, und das Wichtigste in einer Gesellschaft sei die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung, notfalls mit Gewalt, stimmten jeweils 64 Prozent zu. „Damit ähnelt das Wertebild der Flüchtlinge in zentralen politischen Teilen am ehesten dem der AfD-Anhänger oder der 'Pegida'-Bewegungen“, sagt Freytag.

Sexualmoral sehr konservativ

Übrigens erscheine auch die Sexualmoral der Flüchtlinge im Vergleich zur liberalen deutschen Mehrheitsgesellschaft intolerant und prüde, erläuterte er. Für etwa die Hälfte der Befragten (48 Prozent) sei Sex vor der Ehe eine Sünde und sollte bestraft werden. 43 Prozent wollen kein schwules Paar als Wohnungsnachbarn ab, selbst eine Studenten-WG (24 Prozent) oder ein deutsches unverheirateten Paar (18 Prozent) würde viele stören. Manche Ansichten erinnerten „stark an die muffigen 50er Jahre in Deutschland“, findet der Studienleiter.

Religion als Privatsache

Überraschend tolerant seien dagegen die Einstellungen zur Religion, betonte er. Die Mehrheit der Befragten (87 Prozent) denke säkular und spreche sich für Religion als Privatsache aus. Alkoholkonsum (65 Prozent), die Heirat zwischen Christen und Muslimen (60 Prozent) und ein Religionswechsel (52 Prozent) werden von der Mehrheit nicht als Problem angesehen. Auch bei der Gleichberechtigung der Geschlechter gab es bei Männern (77 Prozent) und Frauen (81 Prozent) hohe Zustimmungsraten.

In Syrien herrschte religiöse Toleranz

So gesehen sitzen wir bei der Betrachtung der Flüchtlinge vor allem unseren eigenen Klischees auf. Dabei könnten wir es besser wissen. Denn im Vorkriegs-Syrien hat durchaus eine gewisse religiöse Toleranz geherrscht. Die Diktatur von Baschar al-Assad und seines Vaters Hafiz war säkular, nicht islamistisch. Ohnehin ist die muslimische Welt so wenig ein monolithischer Block, wie die westliche Welt ein monolithischer Block ist.

Auch das ist schließlich erfreulich: Die meisten der befragten Flüchtlinge wollen sich ausweislich der Studie integrieren und sind auch bereit, dafür in Sprache und Bildung zu investieren. So sei für 92 Prozent das Deutsch-Lernen sehr wichtig und vordringlich, heißt es.

Auch wenn die Studie lediglich auf 445 von weit über einer Million Flüchtlinge fußt und allerlei Problematisches birgt: Für Panik gibt sie keinen Anlass.

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