Peggy und der NSUHassbrief sorgt für neue Fragen – Soko nimmt Arbeit auf

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Peggy verschwand 2001 und wurde später tot aufgefunden.

Berlin – Im Zusammenhang mit dem Mordfall Peggy ist nach einem Medienbericht ein rechter Hass-Brief an die Mutter des Mädchens aufgetaucht. Wenige Tage nach dem Verschwinden der Neunjährigen im Mai 2001 habe deren Mutter ein anonymes Schreiben erhalten, das laut einem Aktenvermerk der damaligen Soko Peggy beleidigend und „offensichtlich von einem äußerst rechts orientierten Menschen“ verfasst wurde, wie die Bild-Zeitung am Montag berichtete.

Offenbar habe der Absender auf den Übertritt von Peggys Mutter zum Islam angespielt, hieß es. Das Schreiben sei Teil der Ermittlungsakten. Ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Bayreuth bestätigte die Existenz eines solchen Briefes unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht, bestritt sie aber auch nicht.

Noch keine Erklärung für Spurenfund

Der Fund von DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Extremisten Uwe Böhnhardt nahe der Leiche der vor 15 Jahren in Bayern verschwundenen Peggy hatte vergangene Woche für Schlagzeilen gesorgt. Böhnhardts DNA war an einem Stoffstück nachgewiesen worden.

Wie die Spuren dorthin kamen, ist noch völlig unklar. Peggy war 2001 verschwunden, der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt. Der rechtsextreme Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Böhnhardt, Uwe Mundlos sowie Beate Zschäpe wird für Morde an neun Migranten und eine Polizistin verantwortlich gemacht. Böhnhardt und Mundlos sind tot. Zschäpe steht derzeit in München vor Gericht.

Binninger zurückhaltend

Die Staatsanwaltschaft Bayreuth schloss eine Verunreinigung der Probe gestern weiterhin nicht aus und kündigte an, man wolle dem Weg der Spur nun genau nachgehen.

Der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestages, Clemens Binninger (CDU), reagierte unterdessen zurückhaltend auf den Bericht von dem Hass-Brief an die Mutter. „Der Brief muss nicht vom Täter sein“, sagte er dieser Zeitung. Binninger zeigte sich außerdem verwundert, dass an 27 Tatorten des NSU keine DNA-Spuren gefunden worden seien, in unmittelbarer Nähe der Leiche Peggys indes schon. „Das macht die Fragezeichen noch größer. Jetzt sind die Ermittler gefragt.“ Dabei müsse man unter anderem die Verbindungen zwischen dem Rechtsextremismus und der Organisierten Kriminalität unter die Lupe nehmen, forderte der CDU-Politiker. „Diese Verbindungen sind nie beleuchtet worden.“

Soko nimmt Arbeit auf

Als Konsequenz aus dem Fund der DNA-Spur von Böhnhardt nahm am Montag eine Sonderkommission der Thüringer Polizei ihre Arbeit auf. Die in Jena angesiedelte Soko soll in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Gera die Fälle ungeklärter Kindstötungen in Thüringen seit 1990 neu untersuchen. Die Obfrau der Linken im NSU-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtags, Katharina König, hatte kürzlich auf personelle Überschneidungen zwischen der thüringischen Naziszene und Fällen von Kindesmissbrauch und -tötung verwiesen. So sei Böhnhardt selbst gemeinsam mit dem angeblichen Besitzer einer unweit von Peggys Fundort gelegenen Waldhütte im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu einem 1993 in Jena ermordeten Jungen ins Visier der Polizei geraten.

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